Wer am vergangenen Samstagvormittag auf der B466 durch Söhnstetten fuhr, der konnte leicht den Eindruck bekommen, dass dort in diesem Moment ein Dorffest oder eine ähnlich große Veranstaltung stattfand: Auf dem Parkplatz der Raiffeisenbank tummelten sich bei gutem Wetter und bester Stimmung mehrere hundert Menschen aus Söhnstetten und der näheren Umgebung.
Dort wurde aber nicht etwa die Ankunft des Mais gefeiert, sondern die lang erwartete Eröffnung des neuen Dorfladens an der Kreuzung von Bundesstraße und Kirchstraße. Seit im Oktober 2023 das „Lädle um's Eck“ schließen musste, war Söhnstetten ohne Nahversorgung. Das wollten einige Bürgerinnen und Bürger nicht so belassen, und suchten Wege, wieder einen Laden zu eröffnen.
Steinheims Bürgermeister Holger Weise ging in einer Rede nochmals darauf ein, was alles passieren musste, damit 2025 die Neueröffnung stattfinden konnte. „Bis heute war es ein langer Weg“, sagte Weise. Begonnen habe dieser mit einer Gruppe von Söhnstetterinnen und Söhnstettern, die sich zu Gesprächen versammelten und später auch über die Ortsgrenzen hinaus Erkundungen anstellten. In Eybach, Gussenstadt, Oberkochen und Gruibingen habe man funktionierende Modelle gesehen und sich schließlich für eine Zusammenarbeit mit dem „Tante M“-Franchise entschieden.
230 Gesellschafter geben Geld
Nebenher sei bereits nach einer Unternehmensform gesucht worden. „Ein Einzelunternehmer, der sich engagiert, das wäre die einfachste Form. Allein, man fand keinen Unternehmer“, so fasst Weise die damalige Situation zusammen. Stattdessen wurde die Idee gefasst, das nötige Startkapital von 50.000 Euro durch die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern einzuholen. Letztlich entschied man sich für eine Unternehmergesellschaft und konnte bis zur Eröffnung auch etwas mehr als 230 Geldgeber finden.
Die Suche nach Betreibern für den Laden erwies sich, so Weise, zunächst als Herausforderung, „bis sich Sabine Lang aus der Deckung wagte“. Dann folgten weitere, sodass nun fünf Frauen und ein Mann den Laden betreiben, aus unterschiedlichen Altersgruppen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Das stelle den Laden auf ein solides Fundament.
Jetzt sind laut Weise die Söhnstetter an der Reihe: „Ohne dass wir – so, wie wir heute da sind – dort einkaufen, lässt sich kein Laden betreiben.“ Alle würden jetzt wissen, wie es ohne Laden im Dorf ist. Wenn diese Chance nicht ergriffen werde, sei unklar, ob es eine weitere geben werde.
Viele haben sich aktiv eingebracht
Auch die Gesellschafterinnen Sabine Lang und Katja Bayer-Neuber nutzen die Eröffnung, um zurückzuschauen und danke zu sagen. Erst nachdem Manfred Petzl, Tina Teichmann, Vanessa Maurer und Jule Häberle ihre Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert hatten, trauten sich die beiden Frauen die „Aufgabe Dorfladen“ zu. Lang dankte noch einmal den 230 „stillen Gesellschaftern“: „Ohne diese Unterstützung wäre das Ganze überhaupt nicht möglich gewesen.“
Besonders anstrengend, so Bayer-Neuber, sei für alle Beteiligten der Beginn des Jahres 2025 gewesen, als in kurzer Abfolge der Notartermin zur Gründung der UG und die Beantragung der Leader-Gelder, mit denen das Land Baden-Württemberg das Projekt fördert, anstanden. Dann folgte die Entscheidung, den Dorfladen ohne Tante M zu betreiben. „Das bedeutete, dass wir innerhalb einer Woche unseren Antrag für Leader neu formulieren mussten.“ Aber auch diese Hürde wurde überwunden.

Neben der bürokratischen Arbeit fiel auch viel handwerkliche Arbeit an: Lang und Bayer-Neuber dankten nacheinander Georg Junginger, der „arbeitete wie ein Heinzelmännchen“, Jürgen Rapp, der sich um alle elektrischen Wünsche kümmerte, Alexander Köpf, der sich als Schreiner mit innovativen Ideen einbrachte und Bernd Elsenhans, der das Sicherheitskonzept erstellte. Auch Hermann Grötzinger, der sich um die Kaffeeecke kümmerte, Anja Krauß, die für die Gestaltung des Logos zuständig war und Edith Starzmann, die als Vermieterin „jederzeit ein offenes Ohr“ hatte, wurden gewürdigt.
Den offiziellen Teil der Eröffnung beschloss Bayer-Neuber mit den Worten: „Ab jetzt und hoffentlich für ganz lange Zeit besteht die Möglichkeit, im neuen Dorfladen in Söhnstetten einzukaufen. Und bitte kommen Sie öfter, denn nur Ihr Einkauf hält unseren schönen Laden am Leben.“ Wenn auch nur ein kleiner Teil der Leute, die sich an diesem frühen Mittag in den Söhnstetter Dorfladen drängten, regelmäßig wiederkommt, stehen die Chancen dafür gut.
Hauptsächlich Selbstbedienung
Der Söhnstetter Dorfladen ist ein Selbstbedienungsladen mit entsprechender Selbstbedienungskasse. Servicezeiten mit Personal vor Ort wird es aber dennoch geben: dienstags von 10 bis 11 Uhr und freitags von 14.30 bis 15.30 Uhr. In den ersten zwei Wochen nach der Eröffnung wird sogar jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten Personal im Laden sein.