Kinderbetreuung

Franziskus-Kindergarten in Sontheim: Gemeinde übernimmt Trägerschaft und kämpft gegen Personalnot

Bei der Beschlussfassung zur Kita-Satzung und der Höhe der Betreuungsgebühren werden ungewollt die momentanen Personalprobleme am Franziskus-Kindergarten zum Thema.

Der Franziskus-Kindergarten in Sontheim steht vor einem bedeutenden Wandel: Zum Beginn des neuen Kindergartenjahres übernimmt die Gemeinde die Trägerschaft von der katholischen Kirche. Doch nicht nur strukturell, auch personell steht die Einrichtung derzeit im Fokus – und sorgt im Gemeinderat für Diskussionen.

Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres wird die Gemeinde Sontheim den momentan noch von der katholischen Kirche betriebenen Franziskus-Kindergarten in seine Trägerschaft überführen. Die Verwaltung hat deshalb in den vergangenen Wochen eine Satzung und Vorschläge für die Höhe der Elternbeiträge erarbeitet und dem Gemeinderat zur Abstimmung gestellt.

Große personelle Probleme

Im Rahmen der Erörterung dazu in der Sitzung des Gemeinderates am Dienstagabend wurden allerdings hauptsächlich die vor einigen Wochen aufgetauchten großen personellen Probleme in der Einrichtung diskutiert. Denn in den Monaten März und April konnte die Kita zeitweise nur eingeschränkt arbeiten, da wegen Krankheit, Schwangerschaft und der Nichtübernahme einer Mitarbeiterin mehrere Erzieherinnen ausfielen.

„Das hat dazu geführt, dass die Öffnungszeiten nicht mehr durchgehend für alle Gruppen gewährleistet werden konnten“, so Sontheims Hauptamtsleiter Martin Hofmann. Der Kindergarten leide bereits seit längerem an Personalproblemen, in den vergangenen Wochen seien diese allerdings akut geworden, ergänzte er. Ihm seien deshalb, sagte SPD-Fraktionschef Reiner Lindenmayer dazu, beim Lesen der Beschlussvorlage und angesichts der aktuellen Situation in der Einrichtung nur die Worte „Hohn und Spott“ eingefallen.

Klares Signal an die Eltern

Seit Monaten versuche man seitens der Verwaltung und des Gemeinderates „Ruhe reinzubringen“, um den Eltern eine zuverlässige Kinderbetreuung gewährleisten zu können, so Lindenmayer. Trotzdem gebe es bis dato keine vernünftige Lösung. Er wünsche sich ein klares Signal an die Elternschaft, da ihn die Sorge umtreibe, „dass der Ruf dieses Kindergartens – und das sage ich ganz deutlich – von Tag zu Tag schlechter wird“ und die Eltern die Einrichtung zukünftig meiden könnten. „Da müssen wir dagegenhalten!“

Bürgermeister Tobias Rief versicherte, dass man die Dringlichkeit des Handlungsbedarfes bereits mehrfach bei der katholischen Kirche angemahnt habe „und das Personal entsprechend anzupassen“ sei. Schließlich wolle man als Gemeindeverwaltung im September als neuer Träger keine Struktur übernehmen, „die von Anfang an Not leidend ist“. Die Gemeindeverwaltung selbst habe auch schon reagiert, „und zwar so schnell, wie der Kindergarten wahrscheinlich noch nie reagiert hat“, so Martin Hofmann. Und das trotz der Tatsache, dass die Personalhoheit zurzeit noch bei der katholischen Kirche liege.

Stetige Verbesserung in Sicht

Es sei gelungen, eine Mitarbeiterin zu gewinnen, die noch vor dem Start des neuen Kindergartenjahres, nämlich bereits im Mai ihre Tätigkeit aufnehmen kann. Zudem hegt man die Hoffnung, dass Kranke wieder aus dem Krankenstand zurückkehren. „Tatsächlich werden wir die Probleme allerdings erst zum 1. September lösen können. Wir haben jetzt einfach eine Durststrecke zu überwinden“, so der Hauptamtsleiter.

Die Lage wird ab Mai besser als jetzt und ab September deutlich besser.

Bürgermeister Tobias Rief

Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. September wechselt das gesamte Betreuungspersonal dann den Arbeitgeber und wird von der Gemeinde Sontheim angestellt. Auch für diesen Zeitpunkt ist die Gemeindeverwaltung bereits aktiv geworden und hat neues Personal akquiriert. „Wenn es gut geht, dann stehen uns im Franziskus-Kindergarten ab September sogar drei zusätzliche Betreuerinnen zur Verfügung“, sagt der Hauptamtsleiter. Die Lage werde „ab Mai besser als jetzt und ab September deutlich besser“, ergänzte der Bürgermeister.

Alle jetzigen Mitarbeiterinnen bleiben auch nach dem Trägerwechsel der Einrichtung erhalten und würden diesen Wechsel der Trägerschaft als „sehr positiv“ empfinden, sagte Martin Hofmann. Jonas Pürckhauer, Fraktionschef der Freien Wiedervereinigung, warnte deshalb auch davor, die negativen Aspekte der momentanen Lage zu überbetonen, man müsse da „beim Jargon ein bisschen aufpassen“. Er könne nachvollziehen, dass es für viele berufstätige Eltern gerade sehr schwierig sei, aber die Gemeinde habe die derzeitige Lage nicht zu verantworten, „die Gemeindeverwaltung bemüht sich wirklich sehr“. Viele würden allerdings nicht zwischen der aktuellen Trägerschaft und der Gemeinde unterscheiden.

Kein Preiswettbewerb mit evangelischer Kirche

Die Satzung, die am Dienstagabend vom Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde, sei „relativ übersichtlich und einfach“ verfasst worden und entspricht den Empfehlungen des Städtetages, des Gemeindetages und der Landeskirchen, so Martin Hofmann. Die in der Anlage zur Satzung festgelegten Benutzungsgebühren – zu zahlen von den Sorgeberechtigten der zu betreuenden Kinder – entsprechen in ihrer Höhe den Beiträgen, die in den anderen Kindertageseinrichtungen Sontheims gelten und die sich in evangelischer Trägerschaft befinden.

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