Im ersten Mordfall aus dem Umfeld einer italienischstämmigen Familie aus Sontheim/Brenz ist nach Jahren das letzte Rätsel gelöst: Die Staatsanwaltschaft Bozen hat laut Bericht der „Bild-Zeitung“ bestätigt, dass die enthauptete Leiche, die 2008 an der Brennerautobahn bei Klausen entdeckt wurde, der damals 22-jährige Schwiegersohn des Sontheimer Familienvaters war. Der 22-jährige Türke, der in Mergelstetten wohnte, galt seit 2008 als vermisst. Der mittlerweile 61-jährige Täter hatte bislang nie verraten, was mit der Leiche geschehen war und wohin er sie gebracht hatte.

Doch jetzt ist klar: Die bereits 2008 gefundene Leiche ohne Kopf ist das zeitlich erste Opfer in der Serie von Gewaltverbrechen an insgesamt drei Männern, für die der italienischstämmige Mann und seine beiden Söhne 2019 vom Landgericht Ellwangen verurteilt wurden. Der Prozess um das jetzt identifizierte erste Opfer war abgetrennt worden. Der Familienvater wurde auch in diesem Fall verurteilt, auch wenn es keine Leiche zum Tötungsdelikt gab.
Spurlos verschwunden: Mergelstetter wurde seit 13. Februar 2008 vermisst
Der junge Mann aus Mergelstetten wurde seit dem 13. Februar 2008 vermisst. An diesem Tag wollte er in der Mittagspause bei seinen Schwiegereltern zu Mittag essen – und kehrte nie zurück. Er hatte bei der Firma Röhm gearbeitet, nicht weit weg vom Haus der Schwiegereltern. Sein Rucksack war noch im Spind, das Auto auf dem Firmenparkplatz.
Das Familienoberhaupt hatte zunächst eingeräumt, seinen Schwiegersohn mit einem vorbereiteten Strick erdrosselt zu haben. Das Geständnis widerrief er später, wurde aber dennoch wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Leiche war zu diesem Zeitpunkt nicht gefunden worden. Im Verfahren um den Tod des Schwiegersohns hatte das Gericht in Ellwangen 2020 festgestellt, dass es keinen Zweifel an einem Tötungsdelikt gebe – trotz fehlender Leiche. Nun ist auch dieser letzte Beweis erbracht.
Leiche ohne Kopf wurde an der Brennerautobahn am 21. Februar 2008 gefunden
Bereits am 21. Februar 2008 war der Torso eines unbekannten Mannes in einem Karton neben der Südspur der Brennerautobahn entdeckt worden – bekleidet mit einem blauen Overall und mit Klebeband umwickelt. Der Kopf fehlt bis heute. Die Obduktion ergab damals, dass das Opfer erwürgt und anschließend enthauptet worden war.
Wie wurde jetzt nach all den Jahren der Zusammenhang mit den Sontheimer Mordfällen hergestellt? Der leitende Staatsanwalt von Bozen, Axel Bisignano, erzählt in einem Video-Interview mit der Neuen Südtiroler Tageszeitung, vom Ermittlungserfolg: Anhand der Bekleidung habe nahe gelegen, dass es sich um einen Mann aus Deutschland gehandelt haben muss. Auch der Vermisstenfall aus Deutschland sei in Italien gemeldet gewesen, da die Ermittler davon ausgingen, dass die Leiche in Italien entsorgt worden war. Doch der Zusammenhang sei damals noch nicht hergestellt worden, berichtet der Staatsanwalt. Der Sontheimer Familienvater hatte nämlich angegeben, dass die Leiche irgendwo zwischen Rom und Neapel entsorgt worden sei.
Witwe erkennt ihren getöteten Ehemann
Erst 2024 sei der Polizei dann der Gedanke gekommen, die beiden Fälle doch noch auf einen Zusammenhang zu prüfen. Der Witwe, Tochter des Täters, seien die Kleidung und andere Merkmale der damals gefundenen unbekannten Leiche gezeigt worden. Sie habe ihren vermissten Mann darauf eindeutig erkannt. Ein DNA-Abgleich mit seinen Kindern und Eltern brachte die letzte Gewissheit.
Der Schwiegersohn, Vater von zwei Kindern, war das erste Opfer der Sontheimer Familie. 2014 wurde der neue Freund der Tochter ermordet, 2019 ein Garagenvermieter – beide wurden zerteilt und in einer Gefriertruhe versteckt. Für diese beiden Morde wurde das Familienoberhaupt zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Seine beiden Söhne erhielten lange Haftstrafen wegen Mordes beziehungsweise Beihilfe.
So lauteten die Urteile gegen das Familienoberhaupt und die Söhne
Nach dem Verschwinden eines 59-jährigen Mannes im Jahr 2019 kam die Polizei der Familie aus Sontheim/Brenz auf die Spur – wie sich zeigte, hatten Vater und Sohn den Mann ermordet, seine Leiche per Motorsäge zerteilt und teilweise im eigenen Garten vergraben. Der zweite Sohn hatte geholfen. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass bereits 2009 und 2014 zwei Männer aus dem Umfeld der Sontheimer Familie verschwunden waren.
Verurteilt wurden alle drei Angeklagten: lebenslange Haft für den Vater mit Sicherungsverwahrung, 15 Jahre Haft für den älteren Sohn, neun Jahre Haft für den jüngeren Sohn. Im Fall der jetzt gefundenen Leiche erhielt der Vater weitere zehn Jahre Haft.