Breitband-Ausbau

Sontheimer Kabelsalat: Warum in der Weiherbraike Gehwege für Kupferkabel aufgerissen werden

Das Unternehmen Vodafone reißt in Sontheim/Brenz gerade neue Straßen und Gehwege wieder auf, um neue Kupferkabel zu verlegen. Dort liegen allerdings bereits zwei Glasfaserkabel.

In manchen Gemeinden geht es mit dem Breitbandausbau überhaupt nicht voran, in anderen wiederum herrscht blanker Luxus im Kabelkanal. Letzteres ist gerade in Sontheims Neubaugebiet Weiherbraike I der Fall. Dort liegen bereits seit einiger Zeit zwei Glasfaserkabel von der Telekom und der Netcom BW. Nun hat das Unternehmen Vodafone quasi in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen, dazu ein weiteres Kabel zu legen. Allerdings eins aus Kupfer.

„Vodafone reißt nagelneue Gehwege und Straßen, die gerade ihren Feinbelag bekommen haben, auf, um alte Kupferleitungen zu verlegen“, äußert sich Sontheims Bürgermeister Tobias Rief im Gespräch mit der Heidenheimer Zeitung. Den Feinbelag – also die allerletzte Deckschicht – hatte die Gemeindeverwaltung erst im letzten Jahr für sehr viel Geld auftragen lassen, da man erst einmal den Abschluss aller Bauarbeiten in diesem neuen Wohngebiet hatte abwarten wollen.

Die Gemeindeverwaltung will nach Abschluss der Arbeiten prüfen, ob der Gehweg wieder "in voller Breite" hergestellt wird. René Rosin

Von diesen Verlegearbeiten wurde die Gemeindeverwaltung nur sehr kurzfristig informiert, „tags drauf kam schon der Bagger, da gab es nicht wirklich eine Vorwarn- oder Reaktionszeit für uns“, so der Bürgermeister. Die Anwohnerinnen und Anwohner der Weiherbraike seien mittels Wurfsendungen in ihren Briefkästen von der bauausführenden Firma, der Leonard Weiss GmbH & Co. KG Netzbau Göttingen, informiert worden.

„Wir als Gemeinde werden plötzlich ,beglückt´“, sagt Tobias Rief mit sarkastischem Unterton. Auf Nachfrage der Gemeindeverwaltung beim Unternehmen, warum man denn seine Kabel nicht im Zuge der Verlegearbeiten der anderen Netzanbieter verlegt habe, bekam das Bauamt beschieden, dass zu diesem Zeitpunkt das von Vodafone beauftragte Tiefbauunternehmen keine Zeit gehabt habe. „Und weil die halt keine Zeit hatten, wird der Feinbelag, neu wie er jetzt ist, gleich wieder aufgeschnitten“. Und danach muss er wieder neu verlegt werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Anwohner jetzt für einen alten Koax-Anschluss entscheiden.

Bürgermeister Tobias Rief

Man habe das Unternehmen deshalb jetzt darum gebeten, „dass der Gehweg zumindest in ganzer Breite gemacht wird, denn es kann ja nicht sein, dass unsere neue Infrastruktur jetzt schon wieder Schlitze hat“, so Rief. Was den Gehweg anbelangt, hat man wohl eine Zusage bekommen, „aber auf der Straße werde man das natürlich sehen. Dort bekommt man das nicht auf der vollen Breite gemacht“. Das sei für alle ein Ärgernis, so Rief, „für die Anwohner und für uns als Gemeinde“.

Das Problem dieser so überflüssigen wie ressourcenvernichtenden Bauarbeiten ist nicht neu und leider auch bereits in anderen Kommunen regelmäßig der Fall, „aber wir finden diese Geschäftspraxis – um es vorsichtig zu formulieren – mehr als unglücklich“. Zumal Rief anzweifelt, ob sich dieses zusätzliche Kupferkabel angesichts der ebenfalls vorliegenden und technisch fortschrittlicheren Glasfasertechnik für das Unternehmen rechnet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Anwohner jetzt für einen alten Koax-Anschluss entscheiden“, die Preise für Glasfaser würden mittlerweile ja auch nicht mehr teurer sein.

Verhindern könne man solche Arbeiten leider nicht, ergänzt der Bürgermeister. Der Bund hat im Telekommunikationsgesetz die Nutzungsübertragung öffentlicher Wege, Plätze, Brücken und Tunnel an die Eigentümer oder Betreiber öffentlicher Telekommunikationsnetze festgeschrieben. Allerdings fragt man sich in der Gemeindeverwaltung und im Sontheimer Gemeinderat, ob diese Privilegierung auch für die nachträgliche Verlegung eigentlich veralteter Technik auch dort gilt, wo bereits modernere Infrastruktur gleich doppelt vorhanden ist. „Wir wollen das innerhalb der nächsten Tage und Wochen prüfen. Aus unserer Sicht ist die Verlegung dieser Infrastruktur überflüssig wie ein Kropf“, so der Bürgermeister.

Keine Reaktion seitens Vodafone

Die Gemeindeverwaltung will nun den Abschluss der Arbeiten abwarten und danach prüfen, ob die Wiederherstellung der Wege vereinbarungsgemäß erfolgt ist. „Wir werden das auf jeden Fall verfolgen und kontrollieren“, so Tobias Rief. Das Recht darauf hat die Gemeinde, im Telekommunikationsgesetz heißt es, dass der Unterhaltspflichtige – also die Gemeinde – „die Erfüllung der Pflichten durch den Nutzungsberechtigten und seine Rechte durch schriftlichen Verwaltungsakt geltend machen“ kann. Die Pressestelle von Vodafone wurde um eine Stellungnahme gebeten, hat allerdings auf diese Nachfrage bislang nicht reagiert.

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