Ausgleichsmaßnahmen

Warum die Gemeinde Sontheim/Brenz jetzt ein Öko-Konto eröffnet

Eine Absichtserklärung gibt es bereits seit einigen Jahren, nur geschehen ist bislang nichts. Nun plant die Verwaltung konkrete Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen in die Natur.

Einstimmig hat der Sontheimer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung drei konkrete Maßnahmen beschlossen, mit dem die Kommune insgesamt mehrere hunderttausende sogenannte „Öko-Punkte“ sammeln kann. Die infrage kommenden Ausgleichsflächen auf Sontheimer Gemarkung sind von einem beauftragten Ingenieurbüro bereits mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt worden.

Eine ähnliche Initiative gab es schon einmal: Ein Büro für Landschaftsplanung, Naturschutz und nachhaltige Landnutzungskonzeptionen aus Nürtingen hatte 15 potenzielle Flächen und Maßnahmen ermittelt und entsprechende Maßnahmenkennblätter erstellt, die jedoch unvollständig geblieben waren. Und mit der Naturschutzbehörde obendrein auch nicht abgestimmt wurden.

„Das Thema steht gefühlt seit ungefähr 20 Jahren im Raum“, so Bürgermeister Tobias Rief. Wie bei einigen anderen Sontheimer Vorhaben und Planungen waren die aufgetretenen Schwierigkeiten und Verzögerungen auch bei der Einrichtung eines Öko-Kontos personellen Vakanzen in der Verwaltung geschuldet. „Da brach das Ganze dann ziemlich abrupt ab“, so der Bürgermeister.

Konto bereits überzogen

Nun also alles auf Anfang. Das Problem, mit dem man in Sontheim beim Neustart zu kämpfen hatte: „Obwohl das Öko-Konto noch nicht existierte, hat man es bei dem ein oder anderen Projekt belastet, zum Beispiel beim Bebauungsplan 'Oberer Bogen'“, sagt Rief. Vereinfacht formuliert: Sontheim hat in den letzten Jahren bei der Umsetzung von Baumaßnahmen ein Konto überzogen, dass es noch nicht einmal eröffnet hatte. „Es war nicht klar, wie viele Punkte es überhaupt gibt und ob die reichen“, so Rief weiter.

Ein Umstand, der dazu führte, dass beispielsweise eine geplante Änderung eines Bebauungsplanes im Ortsteil Brenz bislang nicht umgesetzt werden konnte, „weil das Landratsamt gesagt hat: Wir reden hier immer über einen Ausgleich, der aber bisher noch nie nachgewiesen werden konnte. Und wir fordern sie auf, diesen Nachweis zu erbringen“, so Rief über die Auflagen seitens der Aufsichtsbehörde. Und er ergänzt: „Wir müssen uns natürlich auch – und das wünscht sich der Gemeinderat – für die Zukunft Maßnahmen überlegen, wie wir das Öko-Konto sinnvoll besparen können“.

Mit den nun beschlossenen drei Maßnahmen soll es gelingen, insgesamt rund 423.000 Öko-Punkte anzusparen. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Ausgleichsflächen und deren ökologische Aufwertung war dabei die Maßgabe, „relativ günstig relativ viele Öko-Punkte generieren zu können“, so der Bürgermeister. Eine Ackerbrache mit Blühstreifen nördlich der Landstraße in Richtung Niederstotzingen sowie eine extensive Hochstaudenflur an einem Kreisverkehr direkt an der B 492 sollen zusammen rund 74.000 Öko-Punkte auf dem Konto erbringen.

Fichten sollen gerodet werden

Die meisten Punkte – nämlich fast 349.000 – sollen allerdings durch eine Waldumwandlung in sechs Teilabschnitten erwirtschaftet werden. „Unser bedeutendstes Projekt“, nennt es Bürgermeister Rief. Der Wald liegt am äußersten südwestlichen Rand des Gemeindegebiets, fast an der Landesgrenze zu Bayern. Hier soll auf insgesamt fast 44.000 Quadratmetern Fläche ein Nadelwaldbestand – überwiegend die vom Klimawandel ohnehin starke betroffene Fichte – verschwinden. „Die Fichten sollen gerodet werden“, sagt Rief.

Wachsen soll hier in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stattdessen gemäß Maßnahmenkennblatt ein Wald mit einem Bestand aus Traubenkirschen, Eschen und Erlen im Wechsel mit Buchenwäldern, „Untertyp Sumpfwald“, wie es heißt. Um die Biodiversität im Wald zu erhöhen, sind mindestens 15 sogenannte Hochstubbe – also stehendes Reststämme – je Hektar vorgeschrieben. „Eine Maßnahme, die gut umsetzbar ist, weil sie uns durch den Holzverkauf Einnahmen generiert. Und das finanziert das Anlegen der neuen Kulturen“, ergänzt der Bürgermeister.

Vorschriften zur „Kontoführung“

Die Naturschutzbehörde hat der Sontheimer Verwaltung auch bei der Pflege der anderen beiden Ausgleichsflächen konkrete Vorgaben gemacht. So dürfen der Blühstreifen und die Hochstaudenflur nur einmal im Jahr gemäht werden, Mulchen und Düngen ist komplett verboten. Das Mähgut muss abtransportiert werden.

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