„Angst braucht ihr keine zu haben. Alles ist gut.“ Von der Angst, die Dorothea Strauß ihrem Ensemble nehmen will, ist fast nichts mehr zu spüren. Die Darstellerinnen und Darsteller des integrativen Tink-Theaters, sie sind bereit für die Bühne. Nach sechs Jahren Abstinenz feiert die Tink-Truppe am kommenden Freitag, 30. Mai, ihr Comeback: „Zum Goldenen Tor“ steht in Sontheim an drei Abenden auf dem Programm. Das von Theaterpädagogin und Regisseurin Dorothea Strauß geschriebene Stück wurde zuletzt 2018 aufgeführt – ein nicht unerheblicher Teil des Ensembles war bereits seinerzeit am Start.
Worum geht’s? Um das, was Komödien in aller Regel die richtige Dosis an Würze verleiht: um Verwechslungen. Im traditionsreichen Etablissement „Zum Goldenen Tor“ tummeln sich so allerlei illustre Gestalten. Mit der Frage „Haben Sie heute schon nackt getanzt?“ begrüßt zu werden, ist dort wohl noch einer der harmloseren Umstände. Dennoch genießt das von Winifred Weinreich geführte „Tor“ einen ausgezeichneten Ruf – was dem Kellner Lothar Hagedorn sehr gelegen kommt.

Dessen wohlhabende Tante Apollonia Döllinger möchte nämlich unbedingt einmal eine Nervenheilanstalt von innen erleben. Und Lothar möchte Geld. Um seine Existenz als Fotograf finanzieren zu können, gaukelt er seiner Tante vor, das „Goldene Tor“ sei eben eine Nervenheilanstalt und seine Gäste ein Haufen Irrer. Was folgt, ist eine Soiree der besonderen Art – Verwechslungen und Verwirrungen inklusive.
Die 15-köpfige Schauspielgruppe setzt sich aus Menschen mit und ohne Handicap zusammen. Manche von ihnen sind erstmalig, andere seit der ersten Stunde mit an Bord. Dazu gehören unter anderem Marie Kaiser und Lisa Preiss. Die beiden spielen die bewusst zum Verwechseln ähnlich klingenden Rollen Friederike Leitz und Frederike Staudt. „Die Stücke machen einfach Spaß“, erzählt Kaiser. Am tollsten sei es natürlich, das Publikum zum Lachen zu bringen. „Ich bin immer noch nervös vor den Aufführungen“, gibt Kaiser zu. Was sie tut, wenn das passiert? „Einfach weitermachen.“
Erste Tink-Theater-Inszenierung seit sechs Jahren
Ihre Premiere bei einem Tink-Theaterstück hat dieses Jahr Selina Stark als Esoterik-begeisterte Diva Gieslind Trollinger-Lemberger. „Meine Mutter hat 2018 selbst schon bei ‚Zum Goldenen Tor‘ mitgespielt.“ Stark, die aus dem Naturtheater Heidenheim Bühnenerfahrung mitbringt, kam über einen Workshop im vergangenen Jahr zu der integrativen Gruppe. „Gerade das, dieses Integrative, macht unheimlich Spaß. Doro macht das einfach toll“, berichtet Stark voll des Lobes über die Regisseurin.
Ähnliche Worte findet auch Brigitte Dornheim (Rolle Emma Häberle), die ebenfalls zum ersten Mal dabei ist: „Der Spaß steht natürlich im Vordergrund, aber die Wertschätzung der Persönlichkeiten ist hier auch wichtig. Hier ist man mehr wie eine Familie.“ Ein Zwischenruf: „Wir sind doch keine Familie, das ist Arbeit!“, scherzt Dorothea Strauß.

Für die erste Inszenierung des Tink-Theaters seit sechs Jahren fällt tatsächlich noch etwas Arbeit an. Bis zur Premiere müssen die Texte sitzen, die Einsätze stimmen und die Laufwege verinnerlicht werden. Erstmals tritt die Gruppe nicht im Theaterstadel in Bolheim, sondern im evangelischen Gemeindehaus in Sontheim auf. Doch ob nun Bol- oder Sontheim: Wo das „Goldene Tor“ zur Soiree einlädt, darf mit zahlreichen Irrungen, Wirrungen – und nicht zuletzt Gelächter – gerechnet werden.
Drei Aufführungstermine in Sontheim
„Zum Goldenen Tor“ wird an drei Terminen aufgeführt: Freitag, 30. Mai, Freitag, 6. Juni, und Samstag, 7. Juni, jeweils ab 19.30 Uhr. Für die Premiere am 30. Mai sind keine Plätze mehr verfügbar. Der Eintritt zu den anderen Aufführungsterminen ist frei, Spenden sind erwünscht. Das Stück wird im evangelischen Kirchengemeindehaus in Sontheim/Brenz aufgeführt, die Adresse lautet Neustraße 63.