Trotz des schweren Feuers in Sontheim, bei dem die Müll-Sortieranlage vollständig zerstört wurde, richtet die Firma Hörger den Blick wieder nach vorn. Zugleich zeigt das Ereignis deutlicher denn je, welche enorme Gefahr falsch entsorgte Akkus für Entsorgungsbetriebe zunehmend darstellen.
Die Aufräumarbeiten in der abgebrannten Halle nehmen inzwischen Fahrt auf und sollen in den kommenden Monaten abgeschlossen werden. Die Sortieranlage bleibt jedoch ein Totalschaden. Auch für das Jahr 2026 rechnet Hörger nicht mit einem eigenen Sortierbetrieb.
Bereits am Tag nach dem Brand konnte der reguläre Entsorgungsbetrieb – also das Leeren von Mülleimern und Containern – weitgehend wieder anlaufen. Die gesammelten Wertstoffe werden seither zu anderen Sortieranlagen transportiert. „Zunächst mussten wir organisieren, dass die Materialien an Partnerbetriebe umgeleitet werden können und die entsprechende Logistik dafür aufbauen“, erklärt Geschäftsführer Martin Siekiera.
Eine Region braucht ihre eigene Sortieranlage
Die Unterstützung durch andere Betriebe, die derzeit Zwischenlagerung und Sortierung übernehmen, könne jedoch keine dauerhafte Lösung sein. „Die Region braucht eine eigene Sortieranlage“, betont Siekiera – allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit. Eine neue Anlage sei bereits in Planung, Gespräche mit Behörden und potenziellen Partnern laufen.
Die geschätzte Schadenssumme sei in den vergangenen Wochen außerdem weiter gestiegen. Einschließlich zusätzlicher Aufräumarbeiten und Entsorgungskosten belaufe sie sich inzwischen auf rund 2,2 bis 2,5 Millionen Euro. Eine Brandschutzversicherung sei für ein Entsorgungsunternehmen durch die enormen hohen Risiken praktisch unbezahlbar, erklärt Siekiera. Eigene Schäden werden von der Firma Hörger selbst getragen, Fremdschäden deckt die Betriebshaftpflicht.
Ob und in welchem Ausmaß es langfristige Auswirkungen auf die Auftragslage geben wird, lasse sich noch nicht abschätzen. Die betroffenen Mitarbeitenden der abgebrannten Halle wurden in andere Bereiche versetzt, bauen Überstunden oder Urlaub ab.

Unterstützung erhalte das Unternehmen jedoch nicht nur von Partnerbetrieben. Auch die Kommune signalisiere Rückhalt und es soll bereits Gespräche gegeben haben. Die Geschäftsführung hofft nun auf schnelle und effiziente Genehmigungsprozesse für die neue Sortieranlage – hoffentlich eine Art „Paradebeispiel“ für Digitalisierung und unbürokratische Abläufe, wie Martin Siekiera sagt. Ob es bis 2027 schon wieder eine eigene Anlage in Sontheim geben wird, sei jedoch noch offen.
Der Brand hat ein Problem in den Fokus gerückt, das in den vergangenen Jahren rasant gewachsen ist: falsch entsorgte Akkus. Die Erkennung einzelner Akkus in den Wertstoffen sei nahezu unmöglich, da diese nicht nur insgesamt mehr verbaut, sondern zudem auch immer kleiner werden. Deshalb arbeite man mit Entfernungs- und Ablöschkonzepten, um Brände möglichst früh kontrollieren zu können. Kleinere Brände habe es auch vorher schon gegeben, sagt Siekiera. „Die erste Minute ist entscheidend. Diese kleinen Akkus können sich vor allem durch mechanische Belastungen wie etwa Schläge oder Quetschen – wie es in einer Sortieranlage vorkommt – extrem schnell erhitzen und sofort ihr Umfeld entzünden.“
Akkus als schwer kontrollierbares Risiko
Dass es häufiger zu solchen Vorfällen kommt, liegt vor allem am technologischen Wandel: Immer mehr Geräte, die früher am Kabel hingen, funktionieren heute mit Akkus – vom Feuermelder bis zum Kinderspielzeug. Auch die mittlerweile stark verbreiteten Einweg-E-Zigaretten und sogenannte Vapes seien in diesem Zusammenhang sehr auffallend.
Selbst moderne Früherkennungssysteme könnten Brände nicht vollständig verhindern, betont der Geschäftsführer. Das Phänomen selbst zu bekämpfen, sei schwierig bis unmöglich, man könne lediglich das Ausmaß eindämmen und versuchen, die Leute mehr zu sensibilisieren. Deshalb arbeite die Firma Hörger bereits mit mehreren Unternehmen zusammen, die sich auf moderne Sicherheitskonzepte spezialisiert haben. Die neue Anlage soll in diesem Bereich besser aufgestellt sein. Beim letzten großen Umbau der alten Sortieranlage im Jahr 2013 und auch während der umfassenden Modernisierung 2019 spielte das Problem noch keine so große Rolle wie jetzt.
Pfandsystem als Lösungsansatz
Einen wichtigen Hebel sieht die Geschäftsführung zudem in einer politischen Lösung: einem Pfandsystem für alle akkubetriebenen Geräte und Wertstoffe. „Die kostenlose Rücknahme reicht nicht aus“, sagt Siekiera. Es brauche auch einen finanziellen Anreiz.
Während man zumindest auf kommunalpolitischer Ebene offen dafür zu sein scheint, gestaltet sich der Weg auf Bundesebene schwierig. Abfallwirtschaftspolitik ist Sache der einzelnen Kommunen und Landkreise, die Einführung eines flächendeckenden Pfandsystems daher politisch komplex.
Bis dahin setzt das Unternehmen auch auf Sensibilisierung und Aufklärung. Mitarbeitende besuchen zum Beispiel Schulen und Kindergärten, um Kinder spielerisch an eine verantwortungsvolle Mülltrennung heranzuführen. „Das sollte längst Teil der frühkindlichen und schulischen Grundbildung sein“, so der Geschäftsführer. Für eine nachhaltige Veränderung aber brauche es verantwortungsbewusste Verbraucher und Verbraucherinnen und klare politische Rahmenbedingungen.
Wertstoffe richtig entsorgen
Der Gelbe Sack ist ausschließlich für gebrauchte Verpackungen vorgesehen. Geräte, die leuchten, tönen, sich bewegen oder anderweitig elektronisch funktionieren, enthalten in der Regel immer einen Akku – auch wenn er sehr klein ist. Solche Gegenstände gehören weder in den Gelben Sack noch in den Papier- oder Restmüll.
Alles mit eingebautem Akku muss über dafür vorgesehene Rückgabestellen entsorgt werden, etwa über Sammelboxen, im Handel oder an Wertstoffhöfen. Wichtig zu wissen: Selbst ein vermeintlich leerer Akku kann noch Restspannung besitzen – und damit ein Brandrisiko darstellen.