Naturschutzmaßnahme

Schafe und Ziegen sollen Landschaft am Stettberg in Niederstotzingen pflegen

Die frühere offene Landschaft am Stettberg ist durch Verbuschung zum Wald geworden. Für die Pflege soll allerdings auch die Natur zuständig sein.

Ob die Waldfläche Stettberg in Stetten in eine Magerrasenfläche umgewandelt werden soll, mit dieser Frage hatte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auseinanderzusetzen. Der Hintergrund dieser Frage ist im Naturschutzgesetz Baden-Württemberg zu sehen, dessen Paragraf 22 vorgibt, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 15 Prozent der Landesfläche als Offenland ausgewiesen sein sollen. Kommunen sind danach verpflichtet, diese Zielvorgaben bei ihren Planungen zu berücksichtigen.

Dabei ist nun die besagte Waldfläche ins Auge gerückt. Ursprünglich war diese auch eine Magerrasenfläche gewesen, also artenreiche Grünlandflächen auf nährstoffarmen, oft trockenen Böden, die durch einen lückigen, schütteren Bewuchs mit speziellen für die Region typischen Pflanzenarten gekennzeichnet sind. Sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren, darunter Insekten, Schmetterlinge und Vögel.

Einheimische Arten nahezu verschwunden

Wenn diese Magerrasen nicht durch Mahd oder Beweidung genutzt werden, dann erfolgt die Verbuschung. So geschehen an der in Rede stehenden Fläche am Stettberg: Durch die Verbuschung hat sie sich zu einer Waldfläche entwickelt, sodass die ursprüngliche Vegetation verloren gegangen ist. Das wiederum hat zur Folge, dass einheimische Arten bis auf wenige Prozent verschwunden sind. Bürgermeister Marcus Bremer schlug daher vor, eine zeitnahe Umwandlung vorzunehmen, damit die verbliebenen Reste als Ausgangsfläche für die Wiederbelebung der Vegetation zu erhalten. Noch im Herbst/Winter dieses Jahres soll die Fläche gerodet werden.

Bernd Hegele, Fraktionsvorsitzender der CDU, erinnerte daran, dass diese ehemals offene Landschaft nur noch in alten Ansichten von Stetten zu sehen sei, und zum Bedauern vieler Stettener nicht mehr vorhanden sei. Er wandte allerdings auch ein, dass man dranbleiben müsse, wenn man die Umwandlung dauerhaft wolle: „Überlässt man das wieder der Natur, dann ist es gleich wieder verbuscht“.

Einsatz lokaler Betriebe

Für die Pflege soll allerdings auch Natur zuständig sein: Die Verwaltung schlug vor, diese Schafen und Ziegen zu überlassen, die jährlich dort weiden sollen. Dabei ist an Tiere lokaler Betriebe gedacht. Die Nachpflege der Weideflächen soll dann motormanuell erfolgen. Diese Maßnahmen werden durch den Landschaftserhaltungsverband Heidenheim organisiert und überwacht. Für die Stadt entstehen dadurch in der Pflege keine Kosten. Ökopunkte gibt es hierfür allerdings auch nicht. Der Vorteil der Stadt liegt darin, dass sie nicht für die dauerhafte Pflege und den Erhalt der Fläche verantwortlich ist.

„Eine interessante Maßnahme“, befand Bremer, die sich auch direkt an die bisherigen Maßnahmen der Stadt anschließe. Er nannte dabei das bezogene Schwalbenhaus und die Aktion „Natur nah dran“, die bereits Wirkung zeige. Alle betroffenen Grundstücke liegen im Eigentum der Stadt. Der nördlich angrenzende Waldeigentümer hat auch bereits seine Unterstützung angeboten. Die südlich angrenzenden Flächen konnten noch nicht alle Eigentümer und Bewirtschafter informiert werden.

Möglichst ohne Zaun

Die Kosten der Umwandlung bezifferte die Stadtverwaltung mit rund 15.000 Euro. Davon hat die Stadt lediglich einen Anteil von 30 Prozent zu übernehmen. Die restlichen Kosten werden aus der Stiftung Naturfonds finanziert. Der entsprechende Förderantrag wurde bereits genehmigt, die Haushaltsmittel sind eingestellt.

Die Räte hatten keine Einwendungen gegen die Maßnahme und sprachen sich einstimmig dafür aus. Bärbel Noller, SPD, bat noch darum, von einer Umzäunung der umzuwandelnden Fläche abzusehen, da durch Wege wegfallen würden, die für die Naherholung beispielsweise durch Spaziergänger genutzt würden. Dies werde weitergegeben werden, sicherte Bremer zu, zumal auch der Albschäferweg durch das Gebiet verlaufe.

Landschaftserhaltungsverband und Naturfonds

Der Landschaftserhaltungsverband Heidenheim e.V. ist beim Landratsamt Heidenheim angesiedelt. Zu seinen Aufgaben gehören der Erhalt der Kulturlandschaft sowie die Biotop- und Landschaftspflege. Er hatte auch den Hinweis auf die Waldfläche gegeben.

Der Naturfonds speise sich aus Mitteln, die gezahlt werden, wenn Ausgleichsmaßnahmen nicht erbracht werden, erläuterte Hauptamtsleiter Andreas Häußler in der Sitzung. Der Landschaftserhaltungsverband kümmert sich darum, dass der Einsatz dieser Mittel auch räumlich Sinn macht.