Beim Blick auf die Arbeitsumgebung von Kim Mannes aus Niederstotzingen kann man wirklich leicht ins Schwärmen geraten. Von Deck 12 aus hat sie eine atemberaubende Aussicht aufs offene Meer. Wenn man Glück hat, sieht man sogar einen Schwarm Delfine vorüberziehen. „Ja, ich habe wirklich den schönsten Arbeitsplatz der Welt“, sagt Mannes mit ansteckendem Lachen. Als Supervisorin des Wellnessbereiches auf der „Aidasol“ ist sie auf den Meeren der Welt zuhause – und pflegt doch ihrer Wurzeln zur Heimat.
Die Aufgaben an Bord
September 2025: Die „Aidasol“ ist mit knapp 2000 Passagieren und etwa 650 Besatzungsmitgliedern aus über 30 Nationen unterwegs, um durch die norwegischen Fjorde, England, Schottland, Shetland, Irland oder Island zu touren. Mit an Bord ist Kim Mannes. Sie ist immer gut drauf – und das nicht nur, weil die klimatischen Bedingungen dazu einladen, mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Immerwährender Urlaub? Nein, dafür eine anstrengende Siebentagewoche.
Lust auf einen neuen Look? Wie wäre es mit einer „Ayurvedischen Ganzkörpermassage“ oder eine „Hawaiianischen Tempelmassage“? Fitnesstraining im privaten Rahmen oder lieber in der Gruppe, was für ein perfektes Bodystyling tun? Vielleicht sich beim Indoor Cycling so richtig auspowern? Wie auch immer: Kim Mannes und ihr über 20-köpfiges Team von Kosmetikerinnen, Friseurinnen, Physiotherapeuten und Fitnesstrainern sorgen dafür, dass erholungsbedürftige Urlauber in Sachen Entspannung, Sport und Wellness voll auf ihre Kosten kommen.
Kein Tag ist wie der andere, nichts ist vorher absolut kalkulierbar.
Kim Mannes über ihren Beruf an Bord der „Aidasol“
Dass ihr die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff so richtig Spaß macht, daran lässt sie keinen Zweifel. „Die Leute sind viel entspannter als daheim“, weiß sie aus Erfahrung. Als Spa-Supervisorin ist sie die rechte Hand der Spa-Managerin uns somit zuständig für die Dienstplanung und Pausenzeiten, organisatorische Dinge wie Bestellungen tätigen oder besondere Abendveranstaltungen im Wellnessbereich durchzuführen. Auch ist sie als vorgesetzte Offizierin erste Ansprechpartnerin für ihr Team. „Kein Tag ist wie der andere, nichts ist vorher absolut kalkulierbar“, meint die Seefahrerin. Bei hohem Wellengang können gebuchte Termine der Gäste ausfallen, wenn etwas fehlt oder kaputtgeht, kann man auf hoher See nicht einfach Ersatz besorgen, man muss hier oft improvisieren. „Es sind gerade die Herausforderungen, die meine Arbeit so interessant machen“, ist Kim Mannes begeistert.
Die Heimat nicht vergessen
Geboren und aufgewachsen ist die Schwäbin mit ihrem jüngeren Bruder in Niederstotzingen, besuchte die Hauptschule in Sontheim, meisterte dann die Mittlere Reife an der Maria-von-Linden-Schule in Heidenheim. Es folgte eine Ausbildung zur Friseurin in Ulm, dann zum Make-up-Artist in Frankfurt und schließlich absolvierte sie ihren Friseurmeister in Bayreuth. Danach leitete sie einen Friseursalon in Neu-Ulm und gab in der Friseurschule Schulungen im Bereich Make-up und Haarfarben.
Von den Erzählungen ihrer Mutter, die ebenfalls Friseurin ist, wusste sie, dass es die Option gibt, bei Aida im Spa zu arbeiten. „Ich dachte, wenn ich es jetzt nicht wage, bereue ich es irgendwann“, gibt Kim Mannes heute zu. Also nahm sie ihren Mut zusammen und sprang buchstäblich ins kalte Wasser. Denn bevor jemand als Crew-Mitglied angeheuert werden kann, muss man in Hamburg ein einwöchiges Sicherheitstraining absolvieren. Da hieß es nicht nur, den Feuerlöscher zu bedienen oder sich mit Gasmaske in einer dunklen Rauchkammer zu orientieren, sondern eben auch in voller Montur in einen kalten Pool zu springen.
Seit Februar 2023 ist die junge Frau nun auf den verschiedenen Aida Schiffen unterwegs: im Mittelmeer, hoch im Norden, der Karibik oder im Indischen Ozean. Begonnen hat sie zunächst als Friseurin, jedoch schnell aufgestiegen zur Spa Rezeptionistin und seit einem Jahr sogar als Offizierin zur Spa-Supervisorin. „Wenn man interessiert ist, ein wenig Eigeninitiative zeigt und über den Horizont der eigenen Abteilung ein wenig hinausschaut, kann man bei Aida gut Karriere machen“, strahlt die 27-Jährige.
Aber egal, wie gut ihr das Leben auf dem Luxusdampfer auch gefällt, Niederstotzingen bleibt ihr Heimathafen. „Spätzle mit Soße, die besten Semmelknödel der Welt und überhaupt alles, was Mama kocht – und Omas Krautwickel“, darauf freut sie sich immer ganz besonders. Die Familie wiederzusehen, die Grillfeste mit den Freunden oder eine kleine Wanderung zur Ruine Kaltenburg zu unternehmen. Vor dem nächsten Kofferpacken genießt sie es, einfach nur daheim zu sein.
Sicherheit steht an erster Stelle
Bevor ein Besatzungsmitglied an Bord geht, ist es verpflichtend, ein einwöchiges Sicherheitstraining in Hamburg oder Rostock zu absolvieren. In Theorie und Praxis werden alle Mittel der Brandbekämpfung erlernt und eingeübt. „Das war für mich schon sehr beeindruckend“, erzählt Kim Mannes. Einen Feuerlöscher mal selbst in der Hand zu halten und zu betätigen ist etwas ganz anderes, als ‚nur‘ die Theorie. „Wir waren auch in einer absolut dunklen Kammer, in die Rauch geblasen wurde. Es gab verschiedene Hindernisse, und wir mussten zu zweit den Ausgang finden. Das war mega-spannend“, erinnert sie sich. Oder wenn es galt, im Überlebensanzug ins Wasser zu springen und als Gruppe zusammenzubleiben. Auf jeden Fall wurde trainiert, ein Gefühl für die verschiedenen Notsituationen zu bekommen und abschließend gab es sogar einen Test. An Bord gibt es für die Crew weiterhin wöchentliche Übungen, bei denen alle möglichen Szenarien simuliert werden. Also Brand in der Küche oder in einer Gästekabine, Person über Bord, Stromausfall und vieles mehr. „Wenn man dann aber alles über das Schiff, die Rettungsmittel und die Abläufe gelernt hat, fühlt man sich auch sehr sicher auf einem Schiff“, ist Kim Mannes überzeugt.