Pilgerreise

Unterwegs auf der Via de la Plata: Der Nattheimer Horst Ludwig radelte durch Spanien

Achtsam und sportlich: Der Nattheimer Horst Ludwig war jetzt drei Wochen in Spanien unterwegs. Er radelte auf einer herausfordernden Jakobswegroute – und erzählt von seinen Erfahrungen.

Horst Ludwig ist topfit. Und das mit 73 Jahren. Er ist einer, der nicht nur körperlich an die Grenzen geht, auch mental ist er absolut widerstandsfähig. Ihn kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Nicht das Wetter, nicht der Hunger – und nicht einmal Orientierungslosigkeit in der Wüste.

Alles schon geschehen, und zwar bei seinen unterschiedlichen und unzähligen Radreisen, die er bislang unternommen hat. Er ist Sportler und Abenteurer, seine Liste an Erlebtem ist lang: Er hat schon mehrere Male die Alpen durchquert. Er war in den Anden, im Atlasgebirge und selbst mit dem Mountainbike auf dem Kilimandscharo auf 5865 Metern Höhe. Bei einer Himalaya-Durchquerung war er mit seinem Bike auch bereits im Base-Camp des Mount Everest. „Ich bin schon sehr viel herumgekommen“, erzählt der Nattheimer, wenngleich er noch immer Träume hat, die es zu erfüllen gilt.

Horst Ludwig hat in Spanien 1490 Kilometer zurückgelegt

Jetzt war er drei Wochen in Spanien. Mit seinem Mountainbike fuhr er auf der berühmten Via de la Plata, die als eine der beeindruckendsten, aber auch herausforderndsten Jakobswegrouten gilt, durch Spanien. Die Via de la Plata folgt einer alten Römerstraße, die einst den Süden und Norden der Iberischen Halbinsel verband. Sie führt durch die vielfältigen Landschaften Andalusiens, Extremaduras, Kastiliens und Galiciens. Horst Ludwig erlebte dabei sportliche Herausforderungen, Land und Leute, Kultur und Geschichte. „Das war alles sehr faszinierend“, sagt er.

Der Nattheimer startete in Malaga. Er radelte durch die andalusischen Berge bis nach Sevilla und von dort aus schließlich 15 Tagesetappen auf der Via de la Plata nach Santiago de Compostela. Er hat auf seiner Tour 1490 Kilometer zurückgelegt. Die Strecke war sehr bergig und Horst Ludwig musste mehrere Gebirgsübergänge meistern. An die 13.900 Höhenmeter hat er bezwungen. Ganz allein. Auf seinem Rad.

Er war nur mit Rucksack bepackt, in dem Wasser, Ersatz- und Wechselkleidung, etwas Werkzeug, Erste-Hilfe-Material und Nahrung lagerten. In einer Tasche am Sattel war der Schlafsack verstaut. So war es dem Nattheimer möglich, fast ausschließlich auf dem ausgeschilderten Weg zu fahren, den auch die Fußpilger nutzen. „Eine solche Tour braucht Erfahrung. Die Kraft muss man sich klug einteilen“, sagt Horst Ludwig im Rückblick.

Extreme Bedingungen: Brütende Hitze und ordentlich Westwind

Auf einer solchen Reise trainiert man nicht nur den Körper, man stärkt auch die Seele. „Man weiß nie, mit welchen Bedingungen und Gegebenheiten man konfrontiert wird“, sagt Horst Ludwig. Auch jetzt in Spanien hatte er mitunter mit hohen Belastungen zu kämpfen. Der Nattheimer radelte in brütender Hitze, teils hatte es 47 Grad, erzählt er. Schutz bot zeitweise nur der zarte Schatten einzelner Olivenbäume. Dann radelte er wieder stundenlang bei kräftigem Westwind.

Mit Rad und Rucksack ging es für Horst Ludwig durch Spanien. Horst Ludwig

Geschlafen wird in Herbergen oder in Hostels. „Das suche ich mir immer vor Ort“, erklärt der Nattheimer. Selbst der Schlaf ist gut getaktet, sodass er die maximale Tiefschlafphase erreicht und der Körper somit gut regenerieren kann für den nächsten anstrengenden Tag.

Landschaft und Sehenswürdigkeiten: Es gab einiges zu bestaunen

Auf der Route gab es einiges zu sehen. Horst Ludwig durchquerte unterschiedliche Landschaften, Klimazonen und Kulturbereiche. Es ging etwa vorbei an Weinbaugebieten und Olivenplantagen. In der Sierra Norte und der Extremadura kam er durch sehr karge Landstriche. Ab Castilla-León änderte sich die Vegetation, es wurde immer grüner.

Spirituelle Lebensmotive sind ein wichtiger Bestandteil bei meinen Abenteuern.

Horst Ludwig, war auf Pilgerreise mit dem Rad

Horst Ludwig fuhr vorbei an Gebieten, in denen zuvor verheerende Waldbrände tobten. Er sah die schiere Macht der Natur. Städte wie Sevilla, Merida und Cáceres etwa beeindruckten ihn, Kathedralen, Schlösser und Triumphbögen ebenso. Sein erklärtes Ziel, das Cap de Finisterre, erreichte er aufgrund schlechter Wetterbedingungen nicht. „Das war zwar ein kleiner Tiefschlag, aber ich wollte nicht meine Sicherheit riskieren“, betont er.

Auf und davon: Drei Wochen war der Nattheimer nun in Spanien unterwegs. privat

Wenn er so radelt, sagt er, läuft das ganze Leben im Kopf ab. Auf seiner Reise denkt er viel nach, meditiert auch und versucht, zum Ausgleich zur Ruhe zu kommen. Der Geist des Pilgerns, er fährt also immer mit. Er sagt: „Spirituelle Lebensmotive sind ein wichtiger Bestandteil bei meinen Abenteuern.“

Horst Ludwig ist dieses Jahr bereits 8000 Kilometer geradelt

Man muss wissen: Der Nattheimer steigt täglich aufs Rad – „auch bei Minusgraden“, wie er sagt. Dieses Jahr hat er fast 8000 Kilometer und 72.000 Höhenmeter mit seinem Mountainbike zurückgelegt. Sport spielt seit jeher eine wichtige Rolle in seinem Leben. „Sport und die Natur“, betont Horst Ludwig, der in Nattheim auch Fitnesskurse gibt und eine Mountainbike-Gruppe leitet.

Auf seine Touren bereitet er sich gut vor. Er trainiert manchmal sogar nachts – „um auch extremere Bedingungen zu testen“, erklärt der 73-Jährige. Er fährt auch regelmäßig in die Berge zum Radfahren. In dieser Hinsicht überlässt er nichts dem Zufall.

Horst Ludwig wird weiter radeln, das steht fest. Er hat Pläne: „Ein großer Traum wäre es, den Kailash, den heiligsten Berg der Tibeter, zu umrunden“, erzählt der Nattheimer. „Oder Peru, da möchte ich auch mal noch hin.“

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