Marode Brücke

Plötzlicher Einsturz nicht ausgeschlossen: Ein zügiger Neubau der B-19-Kochertalbrücke ist alternativlos

Die B-19-Kochertalbrücke zwischen Unterkochen und Oberkochen ist marode und einsturzgefährdet. Ein Neubau ist alternativlos. Die Planung und der Naturschutz sind herausfordernd.

Deutschlands Infrastruktur ist teils marode. Da kommt das Sondervermögen des Bundes gerade recht. Zumindest im Ostalbkreis könnte man einen Batzen Geld gebrauchen, beispielsweise für den Neubau der B-19-Kochertalbrücke zwischen Unterkochen und Oberkochen.

Der Neubau ist alternativlos, hat Timo Schneider, der Kreis-Geschäftsbereichsleiter Verkehrsinfrastruktur im Ausschuss für Kreisentwicklung im Ostalbkreis nun deutlich gemacht. Anhand eines mitgebrachten Stück Stahls zeigte er dem Gremium auf, was unter spannungsrisskorrosionsgefährdetem Spannstahl zu verstehen ist. Genau das ist nämlich das Problem bei der Kochertalbrücke.

Ein plötzlicher Einsturz der Brücke ist nicht völlig auszuschließen

Das 395 Meter lange Bauwerk wurde 1965 gebaut, seine Nutzungsdauer wurde bis 2027 berechnet. Ob der verbaute Stahl im Inneren der Brücke bereits verrostet ist, ist von außen nicht zu erkennen. „Die Schäden sind unsichtbar. Es kann zum plötzlichen Versagen kommen, wie bei der Carola-Brücke in Dresden“, warnte Schneider. Daher gab und gibt es genau Untersuchungen. Ein Neubau sei alternativlos, bekräftigte Schneider.

Bereits 2017 wurden die Koppelfugen der Brücke stabilisiert. 2021 wurde die Brücke für Schwertransporte gesperrt, im Februar 2025 wurde auf der Brücke Tempo 60 für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen angeordnet. Die zulässige Höchstlast für die Brücke ist derzeit 40 Tonnen. „Wir fahren ein intensives Monitoring, gegebenenfalls müssen wir die Brücke für den Schwerlastverkehr voll sperren“, sagt Schneider.  

Machbarkeitsstudie bevorzugt zwei alternative Standorte

Eine Machbarkeitsstudie hat verschiedene Varianten für einen Neubau ergeben. Wird die neue Brücke dort gebaut, wo die alte derzeit steht, sind weder neues Baurecht noch Grundstückskäufe nötig. Das Problem: Über die B19 rollt dort so viel Verkehr ins „Ostalb-KI-Valley nach Oberkochen“, wie es Ostalb-Kreisrat Christoph Konle (CDU) nannte, dass eine monatelange Sperrung der B19 und die Umleitung über die nahe Kreisstraße 3292 nicht hinnehmbar sei.

Als Standorte für den Brückenneubau gibt es eine West- und eine Ost-Variante. Der Vorteil: Es kann gebaut werden, während der B19-Verkehr fließt wie bisher. Nur für den Anschluss müsste der Verkehr für relativ kurze Zeit gesperrt werden. Das Problem: Es muss neues Baurecht her und Grundstücke müssen gekauft werden.

Beide möglichen Standorte erfordern Grundstückskäufe und neues Baurecht

Bei einem Standort westlich der bestehenden Brücke seien 1,58 Hektar Grunderwerb nötig. Zudem würden fast vier Hektar Fläche vorübergehend in Anspruch genommen. Bei einem Standort östlich der bestehenden Brücke müssten 1,32 Hektar Fläche gekauft und vorübergehend 2,62 Hektar Fläche in Anspruch genommen werden, informierte Schneider. Grundstücksverhandlungen der Städte Aalen und Oberkochen mit den Grundstückseigner liefen, sagte Schneider weiter. Ergebnisse seien hier bis
Ende Mai zu erwarten.

Haselmäuse, Zauneidechsen und der Biber kommen der Planung ins Gehege

Doch egal, ob westlich oder östlich, in jedem Fall stellt der Naturschutz eine Herausforderung für den Brückenbau dar. Untersuchungen haben dort nämlich die streng geschützte Haselmaus nachgewiesen. Das Regierungspräsidium sei dabei, eine Lösung zu finden, zeigt sich Schneider optimistisch. Die Zauneidechse, die dort auch vorkomme, könne vergrämt und ihr ein Ersatzhabitat geschaffen werden, der Biber, der dort aktiv sei, könne bei einem Neubau westlich trotzdem entsprechend geschützt werden. Wo letztlich gebaut würde, hänge nun vom Erfolg beim Grunderwerb ab. Geplant werde der Brückenneubau in jedem Falle noch in diesem Jahr, sagte Schneider.

Achtung Verwechslungsgefahr

Noch eine Brücke dort ist marode, teilte Schneider mit: Die B-19-Kochertalbrücke dürfe nicht verwechselt werden mit der nahen Überführung der K3292 über die B19 bei Oberkochen. Dieses Brückenbauwerk sei zwar auch marode, ein Neubau aber wesentlich unproblematischer.

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