Aus Löwenzahnblüten, Spinat, Rote Bete und Rotkohl werden heute Naturfarben hergestellt. Kleine Hände zupfen Blütenblätter ab, andere pürieren eifrig klein geschnittenen Rotkohl. Es ist bunt, es ist matschig und dass es Spaß macht, ist nicht zu übersehen. Heute ist die Klasse 2a der Grundschule Bächingen im Mooseum. Die Schüler kommen im Rahmen einer Kooperation regelmäßig hierher. Schulleiterin Andrea Rebmann sagt: „Wir lieben das.“
Mit Handarbeit für die Natur sensibilisieren, auf Nachhaltigkeit aufmerksam machen, Zusammenhänge verstehen, bilden. Was transportiert wird, soll hier erlebbar sein: Das Mooseum ist eine Bildungseinrichtung im Mitmachformat und hat sich in den vergangenen 17 Jahren zu einer Institution in Bächingen entwickelt. Hier trifft aktiver Naturschutz auf Bildungsarbeit. Das Angebot ist vielfältig.
Das Mooseum und seine Anfänge: wie alles begann
Und wenn man etwas über das Mooseum erfahren möchte, kommt man an Wilhelm Rochau nicht vorbei. Er erinnert sich noch genau an die Anfänge. Er war es, der sich auch gegen kritische Stimmen für die Einrichtung einsetzte. Der Altbürgermeister von Bächingen ist Initiator, Gründungsmitglied und „Herz und Seele des Mooseums“, wie seitens der Mitarbeiter zu hören ist.
Rochau: „Ursprünglich war es die Arge Donaumoos, die das Mooseum hier eingerichtet hat. Ziel war es, die heimischen Moore zu schützen, zu beleben und auf deren Bedeutung aufmerksam zu machen.“ Wie anderswo hätten auch die um Bächingen liegenden Moore über die Jahre gelitten, erzählt Rochau. Sie wurden trockengelegt, um sie für Torfstich oder als landwirtschaftliche Flächen zu nutzen. „Dabei sind die Moore ein unheimlich wichtiger Co2-Speicher und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Jetzt wird versucht, die Moore wieder zu vernässen“, so Rochau.
Umweltschutz trifft auf Bildungsprogramm
Nachdem die Arge Donaumoos aus unterschiedlichen Gründen mit ihrem Konzept gescheitert war, wurde in Bächingen unter Führung von Rochau ein Förderverein für das Mooseum gegründet. Dieser hielt fortan die Fäden in der Hand und führte die Einrichtung fort. Bis 2019 war Rochau Vorsitzender, dann übergab er die Leitung, bis heute ist er Schatzmeister. Er ist auch mit seinen 85 Jahren aktiv, bringt Ideen ein, recherchiert, hilft mit. „Das hält mich fit“, sagt er.

Was das Mooseum bietet, ist ziemlich vielfältig. Neben zahlreichen Umweltschutzaktionen stemmt die Einrichtung übers Jahr einiges an Bildungsprogramm sowie Veranstaltungen. Am bekanntesten dürfte der Apfel- und Kartoffelmarkt sein, der alle Jahre im September reichlich Publikum findet. Es gibt Kurse für Kinder und Erwachsene. Mit einer Sense mähen, robbend den Wald erkunden, eigene Schokolade machen – das sind nur ein paar Beispiele.
Es gibt Ferienprogramme für Kinder, Diskussionen, Impulse, Events. Regelmäßig kommen Schulklassen und Kindergartengruppen zu Besuch, oder das Mooseum fährt selbst mit einem seiner Mobile raus. Mit dem Klimamobil etwa werden dann Muffins mit Sonnenenergie gebacken. Im Donaumobil werden Flusslauf & Co. betrachtet. Interaktion ist gefragt.

Immer geht es um die Welt von morgen
Und immer geht es dabei um die Natur, um nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Leben. Um die Welt von morgen. Das bewegt Rochau: „Wir hatten früher eine kleine Landwirtschaft, ich war immer in der Natur und ich weiß und sehe, wie sich die Landschaft verändert hat.“ Die Vielfalt habe zu büßen unter den vielen Eingriffen, unter Bewirtschaftung und Umnutzung. Der 85-Jährige betrachtet das mit Sorge und möchte für Einklang sorgen, für die Natur eintreten. Und die Menschen befähigen, Entscheidungen zu treffen und sich einzusetzen. Das liegt ihm am Herzen.
Wir hatten früher eine kleine Landwirtschaft, ich war immer in der Natur und ich weiß und sehe, wie sich die Landschaft verändert.
Wilhelm Rochau, Initiator und Gründungsmitglied des Mooseums
Im Mooseum sind Profis am Werk. Diplom-Biologen, Umweltpädagogen, Fachreferenten sind hier im Einsatz. Das Mooseum arbeitet in einem Netz aus Partnerinstitutionen, das ermöglicht Austausch und erzeugt Synergien. Finanziert wird der Verein über Fördergelder, Mitgliedsbeiträge und Einnahmen aus eigenen Angeboten.
Und wie kommt das Mooseum an? Wenn Rochau überschlägt, kommen im Jahr rund 30.000 Besucher zusammen. „Es läuft gut, aber wir würden wirklich gerne noch mehr mit den Schulen in der Region zusammenarbeiten“, sagt Rochau. Denn durch die Landkreisgrenze sei man im Heidenheimer Raum noch immer eher unbekannt. Andrea Rebmann von der Bächinger Grundschule kann die Angebote des Mooseums nur empfehlen: „Die Kinder lernen hier so viel.“
Das Mooseum lädt zum Verweilen ein
Neben den festen Veranstaltungen und Kursen im Jahresprogramm ist das Mooseum von April bis November auch jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Besucher haben die Gelegenheit, die Dauerausstellung zu besuchen. Auch Kaffee und Kuchen werden angeboten. Das Außengelände mit Sinnesgarten und Wasserspielplatz darf jederzeit genutzt werden.