Leserbrief

Billig-Ware aus China: nihilistischer Kapitalismus, der uns mit Ramsch überschwemmt

Leserbrief zu minderwertiger Importware aus China.

Mit wachsender Sorge beobachte ich, wie der europäische Markt zunehmend mit minderwertiger Importware aus China überschwemmt wird – eine Entwicklung, die ökonomisch, ökologisch und ethisch höchst bedenklich ist. Vor allem aber erleben wir derzeit eine Form der Verbrauchertäuschung, wie ich sie in dieser Dimension und Dreistigkeit noch nie erlebt habe. Über Plattformen wie Temu oder Shein ließe sich viel sagen, doch ich möchte ein persönliches Beispiel nennen.

Kürzlich bestellte ich über eBay einen vermeintlich hochwertigen Rucksack – professionell beworben, mit überzeugenden Bildern. Was ankam, war ein völlig unausgereiftes Produkt: mangelhafte Verarbeitung, funktionsuntüchtige Schultergurte, insgesamt völlig untauglich für den vorgesehenen Zweck. Ein Rucksack, mit dem man keine Wanderung unternehmen kann, weil er nicht sicher sitzt. Das ist nicht nur enttäuschend, das ist gezielte Verbrauchertäuschung. Unfertige Ware wird hier dreist als gebrauchstauglich vermarktet – und die Frage sei erlaubt: Wo bleibt der Verbraucher- und Käuferschutz?

Doch dieses eine Beispiel steht für ein größeres strukturelles Problem. Viele dieser Importe stammen aus Produktionsbedingungen, die weder nachhaltig noch fair sind. Es scheint, als würde in China ohne Rücksicht auf Umwelt, Ressourcen oder tatsächliche Nachfrage produziert – in riesigen Mengen, mit fragwürdiger Qualität. Was dabei herauskommt, ist kein fairer Handel, sondern eine pervertierte Form des globalen Wirtschaftens: ein nihilistischer Kapitalismus, der uns mit Ramsch überschwemmt.

Wenn man den USA zuweilen Raubtierkapitalismus vorwirft, so zeigt sich hier ein noch destruktiveres Modell: eine aggressive, rücksichtslose Exportpolitik, die ausschließlich auf Masse setzt. Europa muss dem endlich entgegentreten. Es braucht klare Standards für importierte Produkte – in Bezug auf Qualität, Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen. Auch China muss sich an internationale Spielregeln halten. Wenn das nicht geschieht, müssen wir bereit sein, Konsequenzen zu ziehen.

Es ist höchste Zeit, unsere wirtschaftliche Abhängigkeit kritisch zu hinterfragen und den europäischen Markt zu schützen – nicht aus Protektionismus, sondern aus Verantwortung gegenüber den Verbrauchern, der Umwelt und den Werten, die unser Wirtschaftssystem ausmachen.

Michael Ayten, Trier

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