Neues Gemeindearchiv

Wo es die historischen Schätze der Gemeinde Königsbronn zu entdecken gibt

Über Jahre sind unzählige historische Dokumente in Kisten verpackt von Ort zu Ort gewandert. Jetzt haben sie im neuen Gemeindearchiv einen festen Platz gefunden und werden nach und nach aufgearbeitet.

Am Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 14. September, ist auch zum ersten Mal das Archiv der Gemeinde Königsbronn zu besichtigen. Im ehemaligen Laborantenhaus an der Brenzquellstraße 42 werden von 11 bis 17 Uhr historische Bücher und Dokumente aus der Geschichte Königsbronns mit seinen Teilorten Itzelberg, Ochsenberg und Zang ausgestellt.

Ein Archiv ist ein bleibendes Gedächtnis einer Gemeinde und dokumentiert für künftige Generationen das Leben und die Ereignisse im Ort. In kleineren Gemeinden, die keinen hauptamtlichen Archivar haben, führt es aber oft ein Schattendasein, da einfach die Zeit dazu fehlt. Auch in Königsbronn litt das Archiv stark darunter, bis sich Ehrenamtliche des Themas annahmen. Nun hat es ein dauerhaftes Domizil erhalten. Die Gemeinde renoviert derzeit das Laborantenhaus gegenüber des ehemaligen Gasthauses „Rössle“ am Brenzursprung. Die ersten Räume konnten bereits bezogen werden.

Das Ende einer langen Odyssee

Mit den neuen Räumlichkeiten geht auch eine lange Odyssee zu Ende. Bereits in den 70er Jahren nach der Gemeindereform lagerten Dieter Eberth und Helmut Haske das Königsbronner Archiv im Erdgeschoss des Torbogenmuseums ein. Als quasi über Nacht in diesen Räumlichkeiten 1989 das Landesfischereimuseum einzog, mussten die Akten weichen und erhielten im Dachgeschoss der Georg-Elser-Gedenkstätte eine neue Bleibe. Da aber dort das Dach undicht wurde, wanderten zwei LKW voller Ordner und Bücher zunächst einmal in leerstehende Räume ins Laborantenhaus. Dort blieben die wertvollen Unterlagen jahrelang in Kartons verpackt. Dann wurde dieses Gebäude renoviert und die Akten zogen weiter in die ehemalige Jugendherberge in Ochsenberg. Als man diese abriss, kamen über 300 Kartons wieder zurück in die zwischenzeitlich zum Archiv umgebauten Räume im Laborantenhaus. Dort stapelten sie sich dann in über 300 Kartons bis an die Decke.

Das Königsbronner Archivteam: Hartmut Pflanz, die beiden verstorbenen Reiner Hahn und Helmut Haske, sowie Gerd Bofinger. Hartmut Pflanz

Der ehemalige Hauptamtsleiter Joachim Ziller konnte den ehemaligen Konrektor der Georg-Elser-Schule Gerd Bofinger und den zwischenzeitlich verstorbenen Rektor der Realschule Gerstetten Reiner Hahn dazu gewinnen, das Archiv ehrenamtlich aufzubauen. Beide beherrschen die alten Schriften. In einem ersten Schritt wurden die Unterlagen sortiert und nach Sachgebieten geordnet und zum Teil digital erfasst. Bofinger, selbst Ahnenforscher, und Hahn recherchierten immer wieder in den historischen Dokumenten und veröffentlichten regelmäßig interessante Artikel im Amtsblatt. Schon bald zeigte sich, dass die drei Zimmer nicht ausreichen. Weitere Räume kamen dazu.

Mehr als 100.000 historische Bildaufnahmen

Ein weiterer Glücksfall war, dass Helmut Haske, der in Königsbronn das umfangreichste Bildarchiv besaß, ebenfalls zur Mitarbeit gewonnen werden konnte. Sein Fundus und der Nachlass von Oberlehrer Franz Hund, der über Jahrzehnte die Ereignisse im Ort fotografierte, bildeten den Grundstock des Bildarchivs der Gemeinde. Große Unterstützung erhielt Haske schon bald durch Hartmut Pflanz, der das Bildarchiv auch nach dem Tode Haskes weiter ausbaute. Mittlerweile umfasst es 102 000 Bilder in 4500 Bilderordnern. Das Gemeindeleben, das umfassende Vereinsleben, die bauliche Entwicklung etc. sind nun dokumentiert. Alle Bilder wurden digitalisiert und beschriftet. Ort, Datum, Ereignisse und, sofern es noch nachvollziehbar war, auch die Namen der abgelichteten Personen, sind erfasst. In mehreren Vorträgen gab Hartmut Pflanz interessante Einblicke in das Bildarchiv und erhielt daraufhin aus Privatbesitz weitere Schätze. Die älteste Aufnahme stammt übrigens aus dem Jahr 1866 und zeigt das Rathaus mit Waschhaus.

Während im Obergeschoss das historische Archiv untergebracht ist, zog im Erdgeschoss die Registratur und das Elser-Archiv ein. Claudia Gambuti und Joachim Ziller richten dies derzeit ein. Noch immer stapeln sich in den noch nicht renovierten Räumen des neuen Archivs Kartons mit unzähligen Einzelakten ab 1950. Diese werden nun gesichtet, Unwichtiges aussortiert und Wichtiges digitalisiert.

Ausbau des größten Archivs zu Georg Elser

Aus dem Nachlass von Ulrich Renz erhielt die Gemeinde zudem wichtige Unterlagen zu dem Widerstandskämpfer Georg Elser. Über Jahrzehnte forschten Renz und Ziller in den unterschiedlichsten Archiven im In- und Ausland. Nun werden diese Dokumente ebenfalls archiviert. Die Studentin Nina Hauber, die selbst eine beachtenswerte Zulassungsarbeit über die Entstehung der Gedenkstätte schrieb und in zahlreichen Zeitungsarchiven forschte, unterstützt dabei die Digitalisierung der wichtigsten Dokumente. Damit baut die Gemeinde gerade das größte Elser-Archiv aus.

Einblicke ins Archiv am Sonntag

Am kommenden Sonntag freuen sich nun das Archivteam mit Claudia Gambuti, Gerd Bofinger, Hartmut Pflanz und Joachim Ziller auf die Besucherinnen und Besucher und erzählen von ihrer Arbeit. Wer im Übrigen Interesse hat, dort mitzuwirken, darf sich gerne an die Mitglieder wenden.