Mit Wärme, Wasser und Fingerspitzen

Wie Tiertherapie für Hunde und Katzen in Ochsenberg funktioniert

Ob nach einem Unfall, einer Operation oder wegen altersbedingter Beschwerden – im Tiertherapiezentrum in Ochsenberg erhalten Hunde und Katzen Hilfe, um sich wieder besser bewegen zu können. Ilona Pereson-Lehnert und ihre Mutter Ingrid Pereson-Kling setzen auf Physiotherapie, Osteopathie und ergänzende Methoden.

Die ehemalige Jagdhündin Paula kommt schwanzwedelnd auf ihre Besitzerin Silke Frey aus Burgberg zugelaufen. Man erkennt sofort, dass Paulas Hinterläufe nicht im Einklang mit der Bewegung der Vorderläufe stehen. „Paula kann zwar nicht mehr mit meinem Mann zur Jagd gehen, aber sie kommt im Alltag gut mit ihrer Behinderung zurecht“, berichtet Silke Frey.

Bei der damals sechsjährigen Terrier-Hündin wurde nach einem Sturz vom Sofa in einer Tierklinik ein inoperabler Bandscheibenvorfall diagnostiziert. Paula konnte ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen – sie waren nach dem Sturz komplett gelähmt. Wie geht es weiter mit einem Hund, der nicht mehr selbstständig laufen kann? Die Besitzer besorgten ihr zunächst ein Tragegeschirr, um sie zumindest halbwegs mobil zu halten. Doch eine dauerhafte Lösung war das nicht. Die einzige Chance sahen die Tierärzte in einer tierphysiotherapeutischen Behandlung. Die Freys waren zunächst skeptisch, ob eine solche Therapie bei einer so schwerwiegenden Diagnose überhaupt noch sinnvoll sei. Doch sie wollten nichts unversucht lassen, um ihrer Hündin ein artgerechtes Leben zu ermöglichen – und nahmen Kontakt zum Tiertherapiezentrum Pereson in Königsbronn-Ochsenberg auf. Ihre Erwartungen wurden übertroffen: Paula kann heute wieder selbstständig laufen.

Seit 15 Jahren in Ochsenberg mit Physio- und Osteopathie für Tiere

Seit 2010 gibt es das Therapiezentrum von Ilona Pereson-Lehnert und ihrer Mutter Ingrid Pereson-Kling. Die Kundschaft kommt nicht nur aus dem Landkreis Heidenheim. Viele Hundebesitzer nehmen weite Wege auf sich, um ihre Tiere von den beiden zertifizierten Fachfrauen für Tierphysiotherapie und Osteopathie behandeln zu lassen. „Tiere sind unsere Berufung“, sagt Ilona Pereson-Lehnert. Ihre Mutter ergänzt: „Wir stehen in enger Zusammenarbeit mit vielen Tierärzten und anderen Therapeuten – unser Ziel ist stets das Beste für die Tiere.“

Ilona Pereson-Lehnert massiert die Rückenmuskulatur des Hundes, dem das sichtlich gefällt. Rudi Penk

In der Praxis werden Hunde und Katzen sowohl physiotherapeutisch als auch osteopathisch behandelt. Beide Therapieformen ergänzen sich häufig. „Beim ersten Kennenlernen machen wir einen umfassenden Check-up des Tieres und fragen nach tierärztlichen Befunden, sofern vorhanden. Wir untersuchen Muskulatur, Gelenke und Organe, um zu wissen, wo wir therapeutisch ansetzen können.“

Therapieansätze von Schmerzlinderung bis Muskelaufbau

Ilona Pereson-Lehnert ist – wie ihre Mutter – ausgebildete Tierphysiotherapeutin und Tierosteopathin und kombiniert beide Ansätze in der Behandlung. Sie therapieren Tiere mit neurologischen Schäden nach Unfällen oder Operationen ebenso wie Tiere mit körperlichen Einschränkungen. Muskeln werden aufgebaut, Arthrosen behandelt und der Körper massiert. Für ältere Hunde bietet das Praxisteam gezielte Anwendungen zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Beweglichkeit im Alter an. Auch Dienst- und Sporthunde profitieren: Durch spezielle Übungen werden Kondition und Muskelkraft trainiert.

Die Peresons haben sich personell und fachlich breit aufgestellt. Ihr Spektrum reicht von Ernährungsberatung über Kräuterkunde bis hin zu naturheilkundlichen Maßnahmen. Unterstützt werden sie dabei von einem Team, das verschiedene Therapiebereiche mit abdeckt.

Besonderheiten der Ochsenberger Praxis: ein Unterwasserlaufband

Ein besonderes Element der Praxis ist das hauseigene Unterwasserlaufband, das bei der Rehabilitation nach Gelenkoperationen oder Eingriffen an Sehnen und Bändern eingesetzt wird. Die Tiere müssen durch den Auftrieb des Wassers kaum Gewicht tragen, können aber die Beine schmerzfrei bewegen. Das wirkt einer Schonhaltung entgegen und fördert den Muskelaufbau.

Dass diese Therapieform erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der Tierheimkatze Hope, die ebenfalls in der Praxis behandelt wurde. Nachdem sie bei fahrendem Auto aus dem Fenster geworfen worden war, erlitt sie ein Schädel-Hirn-Trauma. Sie hatte neurologische Ausfälle und war gelähmt. „Über ein Jahr lang haben wir Hope im wahrsten Sinne des Wortes Schritt für Schritt begleitet, sie mobilisiert und ihre Muskulatur wieder aufgebaut“, erzählt Ilona Pereson-Lehnert.

Was dem Menschen hilft, kann dem Tier nicht schaden

Das Training im warmen Wasser empfiehlt sich auch für übergewichtige Hunde in Kombination mit einer Diät, da es den Bewegungsapparat schont. Weil die Therapie das Herz-Kreislauf-System beanspruchen kann, erfolgt sie stets in Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt.

Viele unserer vierbeinigen Patienten begleiten wir über viele Jahre – bis hin zu ihrem Lebensende.

Ingrid Pereson, Tiertherapeutin

Auch Akupunktur kommt zum Einsatz – wie beim Menschen, um Schmerzen zu lindern, Regulationsmechanismen anzuregen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Dabei werden sterile Nadeln in definierte Akupunkturpunkte gesetzt. „Bei empfindlichen Körperstellen und bei ängstlichen Tieren nutzen wir unseren Akupunkturlaser – der ist völlig schmerzfrei“, berichtet Ingrid Pereson-Kling lächelnd.

Übungen für zu Hause fürs Tier

Die Behandlungsmöglichkeiten ähneln denen in der Humanphysiotherapie und -osteopathie. Den beiden Therapeutinnen ist es wichtig, fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben. Sie besuchen regelmäßig Fortbildungen und tauschen sich auch im Team in der Praxis intensiv aus.

Viele Tierbesitzer kommen seit Jahren regelmäßig ins Therapiezentrum auf den Ochsenberg. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Haltern ist den Tiertherapeutinnen besonders wichtig – denn viele Übungen sollten auch zu Hause weitergeführt werden, um nachhaltige Therapieerfolge zu erzielen. Das Ziel: den Tieren ein möglichst langes, schmerzfreies Leben zu ermöglichen. „Viele unserer vierbeinigen Patienten begleiten wir über viele Jahre – bis hin zu ihrem Lebensende. Auch das gehört dazu. Wenn ein Tier austherapiert ist und wir an unsere Grenzen stoßen, sagen wir das offen. Kein Tier soll leiden.“

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