Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim

Wie Königsbronns Bürgermeister Jörg Weiler im Interview den Mobilitätspakt bewertet

Nach fünf Jahren Mobilitätspakt hat sich die Verkehrssituation in Königsbronn nicht verbessert. Das sagt Bürgermeister Jörg Weiler dazu im Interview.

Fünf Jahre lang lief der Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim. In zahlreichen Sitzungen wurde in sechs Arbeitsgruppen versucht, Lösungen für eine Verbesserung der Verkehrssituation zwischen den beiden Städten zu finden. Königsbronn ist die Gemeinde, die am meisten unter der Belastung leidet, die auch von den tausenden Berufspendlern herrührt, die täglich durch den Ort fahren. Im Interview zieht Bürgermeister Jörg Weiler eine Bilanz des Paktes, der im Oktober ausläuft.

Herr Weiler, als der Mobilitätspakt 2020 ins Leben gerufen wurde, waren Sie noch nicht Bürgermeister, sondern ein Bewohner Königsbronns. Was haben Sie sich gedacht, als Sie mitbekommen haben, dass dieser Pakt gegründet wird?

Jörg Weiler: Ich habe mir erhofft, dass es in Königsbronn eine greifbare Verbesserung geben wird, was die Verkehrsbedingungen betrifft, sowohl für die Bewohner als auch für die Pendler. Ich hatte gehofft, dass Königsbronn wieder atmen kann. Und als ehemaliger Förster, der das Revier Ochsenberg geleitet hat, war mir aufgrund der Topografie klar, dass eine Umgehungsstraße am Hang nur schwer oder gar nicht möglich sein wird.

Dann wurden Sie vor drei Jahren Bürgermeister und damit Teil des Mobilitätspaktes. Welchen Eindruck hatten Sie damals vom Pakt?

Wir reden ja neudeutsch immer von der Flughöhe. In der übergeordneten Flughöhe, in der das Regierungspräsidium, das Verkehrsministerium und die ganzen Arbeitsgruppen die Situation gesehen haben, ist sicherlich das eine oder andere getätigt worden. In der Flughöhe der Bevölkerung, also mit Blick darauf, was sichtbar umgesetzt wurde, sind die beiden Querungshilfen an den Ortseingängen entstanden. Für die Bürgerschaft ist jetzt wichtig, was noch passiert.

Noch ergeben die Querungshilfen ja keinen Sinn. Es gibt keine Radwege, die Radfahrer stehen nach ein paar Metern im Ort auf einem Gehweg.

Die Markierungsarbeiten finden zeitnah statt, dann kommt auch eine Beschilderung, die besagt, dass der Gehweg ab der Adlerkurve Richtung Süden auch als Radweg genutzt werden darf. Aber Sie haben recht. Diese Lösung wurde gefunden, um die Parkplätze für die Anwohner an der B19 erhalten zu können.

Im Pakt gab es sechs Arbeitsgruppen. Inwieweit war die Gemeinde Königsbronn beteiligt?

In der AG Rad- und Fußverkehr, bei der schnellen Radwegverbindung und im Fußgängerbereich war der Leiter der Bauverwaltung, Dietmar Komposch, beteiligt. In der AG Motorisierter Individualverkehr war Ortsbaumeister Jörg Bielke engagiert. Außerdem ist die Gemeinde in der Koordinierungsgruppe und im Steuerkreis durch mich vertreten. In der sogenannten Sonderarbeitsgruppe, die den Anschluss des Gewerbegebietes und der Verbesserung der Verkehrssituation Tallage zum Inhalt hat, bin ich ebenfalls aktiv.

Diese siebte Gruppe kam später hinzu.

Genau. Die kam zu meiner Zeit dazu. Sie sollte als Schnittstelle zwischen den anderen Arbeitsgruppen dienen. Es geht dabei vor allen Dingen um die Engstelle in der Tallage, um eine zeitnahe greifbare Verbesserung zu erzielen. Diese Gruppe durfte ich leiten.

Glauben Sie, die Königsbronner haben den Eindruck, dass sich in den vergangenen fünf Jahren etwas verbessert hat?

Greifbar für die Bevölkerung sind momentan die beiden Querungsstellen. Durch die südliche wird auch der Verkehr abgebremst.

Das ist nicht viel.

Durchgängige Fuß- und Radwege an der B19, Abbiegespuren, um Stop-and-go zu verhindern, sind die nächsten Abschnitte. Das Projekt des Knotenpunktes Zanger Straße/B19 in Verbindung mit der Zahnberg-Abbiegung wird sicherlich der Abschnitt, der noch mehr Untersuchungen, Berechnungen und Planungen benötigt. Zudem sind auch mehrere private Grundstücke von der Planung tangiert, Grunderwerbe sind notwendig, bevor die Maßnahmen ausgeführt werden können.

Damit sind die beiden Kreisverkehre gemeint, die Sie Fahrradkette nennen. Davon hat man schon seit einem Jahr nichts mehr gehört.

Es gab eine Verkehrszählung und verschiedene Leistungsberechnungen. Es gibt mehrere Varianten, wie man diesen Knotenpunkt lösen kann. Es geht um Verfügbarkeit von Flächen, Kostenermittlung und Leistungsfähigkeit. Beim zuständigen Baureferat Ost des Regierungspräsidiums Stuttgart gab es einen personellen Wechsel. Es gibt neue Ansprechpartner, mit welchen ich die Planungen erörtert habe.

Was soll das bedeuten?

Die Umbauideen vom südlichen Ortseingang bis zum Rewe-Markt sind pragmatisch und sinnvoll. Der Bereich nördlich fordert noch unterschiedliche Überlegungen.

Soll das heißen, die Idee mit den beiden Kreiseln ist nicht pragmatisch und sinnvoll?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, den Knotenpunkt zu gestalten.

Ganz konkret gefragt: Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung, ob es Kreisel-Lösungen geben wird oder nicht, und wann ist mit einem Baubeginn zu rechnen?

Wenn es nach mir geht, sollte es am besten morgen schon losgehen. Den tatsächlichen Baubeginn kann man schwer vorhersagen.

Zurück zum Mobilitätspakt. Aus meiner Sicht hat sich in den fünf Jahren überhaupt nichts getan. Der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt wird eher mehr. Als Bürger denke ich, wenn man sich überhaupt bewegt hat, hat man sich trotz vieler Arbeitsgruppen im Kreis gedreht und steht wieder am Ausgangspunkt. Denken Sie, dass der Pakt irgendetwas gebracht hat?

Es war mein Ziel, einen Lösungsansatz auszuarbeiten, der zumindest eine Teilverbesserung für Königsbronn bringt. Auch unter einem Kreisverkehr lässt sich ein Tunnel bauen.

Ein interessanter Punkt. Letztendlich wäre ein Tunnel die einzige Möglichkeit, Königsbronn vom Verkehr wirklich zu entlasten. Warum wurde eigentlich in den vergangenen Jahrzehnten nie der Antrag gestellt, in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen zu werden?

Das könnte Jahrzehnte dauern, aber wir brauchen kurzfristige und greifbare Lösungen. Wir müssen schnell etwas erreichen. Wir müssen unbedingt im nächsten Jahrzehnt deutliche Verbesserungen schaffen.

Herr Weiler, nochmal die ganz klar formulierte Frage: Hat der Mobilitätspakt etwas gebracht?

Ich glaube, für die Bürgerinnen und Bürger in Königsbronn ist jetzt sichtbar, dass nach fünf Jahren mit den Querungshilfen ein Anfang gemacht wurde. Für mich ist die Frage: Was schafft der Mobilitätspakt in einem Folgeformat, das jetzt in die konkrete Umsetzung kommt.

Aber meine Frage war eine andere.

Ob er etwas gebracht hat, kann erst bewiesen werden, wenn es jetzt weitergeht. Für den Bürger waren die bisherigen Gesprächsplattformen nicht greifbar.

Der Verkehrsminister hat im Gespräch mit mir gesagt, dass der Mobilitätspakt wie geplant im Oktober ausläuft, aber es in irgendeiner Form ein Folgeformat geben wird. Was können Sie sich darunter vorstellen?

Es muss ein Folgeformat sein, das schnell umsetzbare Ergebnisse bringt.

Wie könnte das aussehen?

Ich glaube, die Sonderarbeitsgruppe hat gezeigt, dass das Folgeformat eine gesamtheitliche Lösung sein muss, die alle Akteure einbindet, vernetzt und die Bevölkerung ernst nimmt. Wir müssen zeitnah Verbesserungen bringen.

In den zurückliegenden fünf Jahren haben die sechs Arbeitsgruppen viele Sitzungen abgehalten, Studien in Auftrag gegeben und Problemstellen untersucht. Wurde aus Ihrer Sicht zu viel geredet und zu wenig gehandelt?

Die Berichte aus den Gruppen waren kurz und bündig, weil die leistbaren Umsetzungen für Königsbronn sehr kompakt sind. Soweit ich das bewerten kann, sind alle Arbeitsgruppen froh, wenn ein neues Format kommt, bei dem die Synergien gebündelt werden.

Ihre Amtszeit dauert noch beinahe fünf Jahre. Glauben Sie, dass sich bis zum Ende wahrnehmbar etwas ändern wird an der Verkehrssituation in Königsbronn?

Diese Hoffnung habe ich auf jeden Fall. Ich möchte bis dahin an der B19 abschnittsweise vorweisen können, dass sich etwas verändert hat.

Zurück zu meiner ersten Frage. Stellen Sie sich vor, Sie wären immer noch ein normaler Königsbronner Bürger: Wie würden Sie nach fünf Jahren den Mobilitätspakt bewerten?

Dann würde ich sagen: Herr Verkehrsminister, ich hoffe, Sie finden in einem Folgeformat eine straffer organisierte Einheit, die Dinge schneller und sichtbar umsetzt.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar