Schon bei der Gründung des Mobilitätspaktes Aalen-Heidenheim im Herbst 2020 war klar, dass den großen Unternehmen in der Region eine besondere Rolle zukommt. Denn ein nicht unerheblicher Teil des Verkehrs zwischen Aalen und Heidenheim geht auf das Konto der Betriebe: Tausende Berufspendler, aber auch viel Schwerlastverkehr sorgen dafür, dass die Verkehrssituation vor allen Dingen die Menschen in Königsbronn Tag für Tag belastet.
Und die großen Betriebe sind sich dieser Verantwortung bewusst. Deshalb gehören auch Zeiss, Voith und Hartmann zu den Unterzeichnern des Pakts. Mit ihrer Mitarbeit sagten die Unternehmen zu, dazu beitragen zu wollen, dass sich die Verkehrssituation und damit auch die Lebensqualität in den betroffenen Kommunen verbessert. Um aktiv am Pakt mitzuarbeiten, entsandten die Unternehmen Vertreter in die insgesamt sechs Arbeitsgruppen. Ende Oktober läuft der Mobilitätspakt aus, und aus Sicht der Betriebe hat sich in den zurückliegenden fünf Jahren einiges verbessert.
Mehr als 13.000 Beschäftigte am Zeiss-Standort
Der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Region ist Zeiss. Allein am Standort Oberkochen sind 13.335 Menschen beschäftigt. Da viele von ihnen täglich zur Arbeit kommen müssen, liegt es auch im Interesse des Unternehmens, zu versuchen, auf die Verkehrssituation einzuwirken. Auf Nachfrage heißt es von Zeiss, dass eines der umfangreichsten Projekte die Implementierung des Werksbusnetzes gewesen sei, das von zahlreichen Mitarbeitenden kostenlos genutzt werde. „Die Verbindungen des Werkbusnetzes wurden mittlerweile mehr als verdoppelt und die Taktung der Fahrten verbessert. Zudem wurde das Werkbusnetz erfolgreich in den ÖPNV des Ostalbkreises integriert und kann von Mitarbeitenden über das bezuschusste Deutschlandticket weiterhin vergünstigt genutzt werden“, so Zeiss-Pressesprecher Julian Bosch. Darüber hinaus würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Zeiss angehalten, das gemeinsame Pendeln zur Arbeit als weitere Option zu nutzen, um die Verkehrssituation zu verbessern und Ressourcen einzusparen.
Die Nutzung von Fahrrädern werde durch gesicherte Abstellplätze innerhalb des Werksgeländes und Umkleidemöglichkeiten mit Duschbereichen stark gefördert. „Hier wurde die Anzahl in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt“, so der Pressesprecher. Durch gezielte Aktionen wie etwa einen Fahrradcheck für Mitarbeitende im Frühjahr durch Mechaniker des Weltcup Racing Teams von Steffen Thum, unterstütze das Unternehmen den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad.
Die Bemühungen scheinen Folgen zu zeigen: „Durch die Zeiss Werkbusse sind bereits viele Mitarbeitende umgestiegen. Wir haben bis zu 1500 Beschäftigte, die täglich auf dieses Angebot zurückgreifen. Auch die Fahrradabstellplätze, Umkleidemöglichkeiten und Duschbereiche sind hoch frequentiert“, so Bosch. Um die Beschäftigten dazu anzuhalten, nicht nur das Auto zu nutzen, hat das Unternehmen für sie auch andere Angebote wie das Deutschlandticket. Das wird Bosch zufolge deutschlandweit von 5239 Personen und auf der Ostalb von 3180 Personen genutzt. Jeder Zeiss-Beschäftigte hat die Möglichkeit, 20 Euro monatlich als Zuschuss beim Kauf eines Deutschland-Tickets zu erhalten.
Weiter arbeiten an Optimierungen
Darüber hinaus bestehe ein ausgedehntes Angebot an ÖPNV-Joblinien und direkte Anbindung an Mobilitätsparkplätze sowie eine Shuttleanbindung direkt vom Bahnhof an die verschiedenen Standorte. Und das Angebot soll weiter ausgebaut werden: „Daran arbeiten wir stetig. Aktuell etwa an der Optimierung der Haltestellen, dem weiteren Ausbau von Fahrradstellplätzen, Umkleidemöglichkeiten sowie Duschbereichen. Zudem wird eine App für Mitarbeitende zum Thema Umsteigen entwickelt“, so Bosch. Doch hat all das dazu beigetragen, die Verkehrssituation zu verbessern? „Die aktuellen Herausforderungen der Verkehrssituation lassen sich auf zwei wesentliche Aspekte zurückführen. Einerseits stellt das Nadelöhr in der Tallage zwischen den Zeiss-Standorten eine empfindliche Stelle dar. Störungen wie Unfälle beeinträchtigen dort das Verkehrssystem, was die Mobilität der Menschen erschwert. Andererseits gibt es ungenutztes Potenzial bei der Förderung des Umstiegs auf alternative Verkehrsmittel“, sagt der Pressesprecher.
Aus Zeiss-Sicht jedenfalls ist man überzeugt, dass der Mobilitätspakt ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung in der Region ist, „und wir freuen uns darauf, auch in Zukunft aktiv daran mitzuwirken.“
Auch Voith war beteiligt
Auch Voith ist vom ersten Tag an Teil des Mobilitätspakts und hat sich insbesondere in der Arbeitsgruppe „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ eingebracht. Wie Karin Silberbauer von der Pressestelle erklärt, fokussierten sich die Aktivitäten auf den Ausbau der Infrastruktur für Mitarbeitende, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, etwa durch den Ausbau der Fahrrad-Stellplätze und die Installation von Ladestationen für E-Bikes. „Grundsätzlich verzeichnen wir eine sehr gute Auslastung der Fahrradstellplätze“, so Silberbauer. Außerdem habe Voith den Anteil an persönlichen Firmenfahrzeugen mit E- oder Hybridantrieb erhöht und Parkplätze mit Ladesäulen gebaut sowie den Service-Fuhrpark auf elektrische Antriebe umgestellt.
Wie schätzt man bei Voith den Erfolg des Mobilitätspakts ein? „Mit dem Mobilitätspakt wurde das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität gestärkt und die Vernetzung zwischen den Akteuren aus den Unternehmen und der Politik wesentlich verbessert. Damit ist eine sehr gute Basis geschaffen, um gemeinsam den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuverfolgen“, so die Pressesprecherin.
Hartmann fördert alternative Verkehrsmittel
Ähnlich klingt die Antwort aus dem Hause Hartmann: „In den Arbeitsgruppen konnten bereits gute Ergebnisse erzielt werden. Zudem erweist sich der Austausch zwischen Unternehmen und Kommunen als sehr wertvoll“, so Pressesprecher Dominik Plonner. Das Heidenheimer Unternehmen habe die Fahrradstellplätze erweitert, die Ladeinfrastruktur für E-Bikes ausgebaut und den Mitarbeitenden Jobrad-Leasing ermöglicht. „Zudem stellen wir unseren Fuhrpark zunehmend auf E-Mobilität um und nutzen eine intelligente Kennzeichenerkennung, die Rückstaus an den Parkplätzen reduziert.“
Die Aktivitäten zeigten Wirkung: „Immer mehr Mitarbeitende nutzen Fahrrad, Bahn und andere nachhaltige Verkehrsmittel. Das Jobrad-Leasing ist stark nachgefragt, die erweiterten Stellplätze sind gut belegt, und auch unsere E-Dienstwagen finden zunehmenden Anklang“, so Plonner. Das Jobrad-Leasing werde seit der Einführung 2022 von 312 Beschäftigten am Standort Heidenheim genutzt. Grundsätzlich sei man mit den Ergebnissen des Pakts zufrieden: „Der Mobilitätspakt zeigt positive Effekte in der Region. Beispielsweise trägt der Neubau zweier Kreisverkehre in der Ortsdurchfahrt von Königsbronn zu einer spürbaren Entlastung der B19 bei und verbessern die Mobilität für Pendelnde und Anwohner.“
Hensoldt kam später hinzu
Die in Oberkochen ansässige Hensoldt AG war zwar nicht von Anfang an am Mobilitätspakt beteiligt, bringt sich jedoch seit diesem Frühjahr mit ein. „Mit dem Standortaufbau in Oberkochen wurden zahlreiche Maßnahmen angestoßen, um nachhaltige und zukunftsfähige Mobilitätsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen“, so Pressesprecher Alexander Ogger. Dazu zählten unter anderem die Anbindung des neuen Standorts an den öffentlichen Nahverkehr, die Einrichtung einer digitalen Bushaltestelle, Zuschüsse zum Deutschlandticket sowie ein Job-Bike-Programm. „Die Angebote werden von der Belegschaft gut angenommen und tragen dazu bei, dass immer mehr Mitarbeiter messbar auf Alternativen zum Auto umsteigen“, sagt Ogger. Bei Hensoldt sei man überzeugt, dass der Mobilitätspakt einen wichtigen Beitrag leistet, die Situation für Beschäftigte wie auch für die Region insgesamt zu verbessern.
Mehrere Beiträge
In mehreren Beiträgen nehmen wir den Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim unter die Lupe. In der kommenden Woche äußert sich Verkehrsminister Winfried Hermann zu den Ergebnissen und Erkenntnissen.