Verkehr

Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim: Warum drei Arbeitsgruppen viel untersucht haben, aber zu wenig Ergebnissen gekommen sind

Seit fünf Jahren läuft der Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim. Das sind die Ergebnisse von drei Arbeitsgruppen, die die Verkehrssituation zwischen den beiden Städten verbessern wollen.

In den zurückliegenden fünf Jahren haben sich die Arbeitsgruppen des Mobilitätspakts Aalen-Heidenheim intensiv mit den Verkehrsproblemen auf der Achse zwischen den beiden Städten auseinandergesetzt. Vertreter von Unternehmen, Politik, Hochschulen und Verbänden haben in diesen Arbeitsgruppen nach Lösungen gesucht, die insgesamt die Situation verbessern sollen. Vor allen Dingen Königsbronn leidet seit vielen Jahren unter der stark belasteten B19.

Die Arbeitsgruppe „ÖPNV Aalen-Heidenheim“ hat sich mit acht Schwerpunkten beschäftigt, von denen zwei nach fünf Jahren als erfolgreich abgeschlossen bezeichnet werden. Um den ÖPNV als attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr weiterzuentwickeln, solle mittels separater Busspuren an wichtigen Verkehrspunkten oder einer Ansteuerung von Ampeln die Zuverlässigkeit und Attraktivität des Busverkehrs verbessert werden. Im Korridor zwischen Aalen und Heidenheim, so ist auf der Homepage des Mobilitätspaktes zu lesen, seien alle Potenziale zur Bevorrechtigung von öffentlichen Verkehrsmitteln im Rahmen von Busspuren oder Lichtsignalansteuerung ausgeschöpft.

Als abgeschlossen klassifiziert ist auch der Punkt „Prüfung von Rabattierungsmöglichkeiten auf Verbundangebote“: „Die Projektbeteiligten sind im Herbst 2023 zu dem Ergebnis gekommen, dass die Tarifportfolios der Verkehrsverbünde auch durch die zusätzlichen Pauschalangebote Landesweites Jugendticket und Deutschlandticket sehr attraktive Angebote für alle Nutzergruppen bereithalten“, lautet die Begründung.

Vieles ist „in Umsetzung“

Die sechs anderen Schwerpunkte dieser Arbeitsgruppe sind mit „in Umsetzung“ ausgezeichnet. Diese sind die Verbesserung der ÖPNV-Haltestellenstruktur, der Ausbau der Echtzeit-Fahrgastinformation und die Einführung der Cico BW-App, die den Fahrgästen automatisch jeweils das günstigste Ticket abrechnet. Ein weiterer Punkt ist die „Fortschreibung und Umsetzung der NVP der Landkreise Ostalbkreis und Heidenheim“, die eine Verbesserung des Fahrplanangebots über die Kreisgrenzen hinweg schaffen soll. In Umsetzung befindet sich der Homepage zufolge auch der Ausbau von bedarfsgesteuerten Mobilitätsangeboten sowie die „Erschließung von Mobilitätsdaten, die per App zugänglich gemacht werden“.

Die Arbeitsgruppe „Schieneninfrastruktur und -betrieb“ hat, wie der Name schon sagt, die Brenzbahn unter die Lupe genommen und dabei zehn Aufgabenfelder definiert. Vier von ihnen sind als abgeschlossen deklariert: Infrastrukturmachbarkeitsuntersuchung, Fahrplantechnische Prüfung, Eisenbahnbetriebswirtschaftliche Untersuchung  und Potentialstudie neuer Bahnhalt Oberkochen Süd. Alle diese Prüfungen und Untersuchungen sind wohl abgeschlossen, doch ob es Erkenntnisse gab, und wie diese aussehen, ist auf der Homepage nicht ersichtlich.

Wenig aufschlussreich

Doch damit noch nicht genug untersucht: Auch die restlichen sechs Handlungsfelder, die noch mit „in Umsetzung“ deklariert sind, geben wenig Aufschluss über das, was in der Arbeitsgruppe geleistet wurde. „Güterverkehrsgutachten mit Potentialanalyse für die Brenzbahn“: Die Ergebnisse des Gutachtens befinden sich in der Finalisierung. „Elektrifizierung: Machbarkeitsstudie/erste grobe Kostenschätzung“: Die Machbarkeitsstudie befindet sich derzeit in Bearbeitung. Prüfung Mehrverkehre hin zu einem Halbstundentakt zusätzlich zum stündlichen IRE: Das Land Baden-Württemberg beabsichtigt, im Rahmen der ÖPNV-Strategie 2030 auch ein SPNV-Zielkonzept 2030 mit einem 15-Minuten-Takt im Verdichtungsraum und einem 30-Minuten-Takt im ländlichen Raum zu entwickeln. Zu den Themen „Ausbau Brenzbahn/ Angebotsverbesserungen (stündlicher IRE, Halbstundentakt zusätzlich AA-HDH)“, „Neue Bahnhalte (Oberkochen-Süd und Aalen-Süd)“ und „Elektrifizierung Gesamtstrecke“ gibt es überhaupt keine Erkenntnisse – zumindest werden sie nicht dargestellt.

Mit „Vernetzung und Innovation“ hat sich die sechste Arbeitsgruppe auseinandergesetzt und dabei acht Felder thematisiert, von denen immerhin fünf als erledigt kennzeichnet sind. Die Untersuchung der Seilbahnpotenziale für die Region etwa hat ergeben, dass das Potenzial zu gering ist. „Tarifvernetzung und kooperierende Mobilitätsverbünde umsetzen“ hat sich erledigt, weil das mit dem BW-Tarif schon möglich ist. „Moderne Mobilität in Nahverkehrsplan verankern und kommunizieren“ ist wohl geschehen – doch vom Niederschreiben in Plänen allein verbessert sich wenig. Das Aufgabengebiet „Moderne Logistiklösungen verfolgen“ wird mit folgender Begründung als erledigt eingestuft: „Dazu wurden neuartige und fortschrittliche Lösungen für die Belieferung der letzten Meile und den Transport im Logistikbereich beobachtet und analysiert, um neue Anwendungs- und Einsatzfelder zum Beispiel für eine klimaneutrale urbane Logistik zu sammeln und deren Bedarf zu erheben.“ Interessant.

Verbleiben noch drei Themen dieser, die laut Homepage des Mobilitätspakts in Umsetzung sind: „Heidenheim und Oberkochen zu regionalen Mobilitätsdrehscheiben (mobility hubs) weiterentwickeln“, „Aalen als zentralen intermodalen Mobilitätsknoten etablieren“ und „Dezentrale Mobilitätsstationen in der Region aufbauen“.

Fünf Jahre lang haben sich die Arbeitsgruppen mit all diesen Themen auseinandergesetzt. Besetzt waren die Gruppen mit Vertreten aus Unternehmen, Politik, Hochschulen und anderen Institutionen. Da der Mobilitätspakt auf fünf Jahre angesetzt war und im Oktober ausläuft, sind nun alle Themen abgehandelt. Verbessert hat sich die höchst angespannte Verkehrssituation in Königsbronn bisher jedoch nicht.

Mehrere Folgen

Zum Ende des Mobilitätspaktes Aalen-Heidenheim, der Ende Oktober ausläuft, werfen wir in mehreren Beiträgen einen Blick auf das, was in fünf Jahren erreicht wurde und was gescheitert ist. Im nächsten Artikel geht es um die vier großen Unternehmen in der Region und wie sie sich im Mobilitätspakt eingebracht haben.