Einen ohrenbetäubenden Lärm verursachen die großen Maschinen, die in den vergangenen Tagen in den Wäldern im Norden des Landkreises unterwegs waren: Mit enormer Kraft blasen sie feinen Kalk in die Botanik, um der Übersäuerung der Böden entgegenzuwirken. Im Bereich der Forst BW Östliche Alb sind es insgesamt 573 Hektar, die noch bis kommende Woche so bearbeitet werden, allein in Zang wurden in den vergangenen Tagen 90 Hektar Waldboden gekalkt.
Warum das alles? „Wir versuchen damit, das auszugleichen, was in zurückliegenden Jahrzehnten verursacht worden ist“, erklärt Frances Pentney-Schmidt von der Forst BW. Dafür zuständig sind Männer wie Timo Schardon vom Unternehmen Silvatec, das sich auf solche Arbeiten spezialisiert hat. „Nach Beginn der Industrialisierung und in der Nachkriegszeit hat sich niemand Gedanken über die Folgen der Luftverschmutzung gemacht“, sagt Schardon.
Der saure Regen führte auch zu einer Übersäuerung der Waldböden. „Und da die Waldböden ein sehr träges Ökosystem sind, dauert es lange, bis das wieder ausgeglichen werden kann.“ Dabei helfen soll der kohlensaure Magnesiumkalk, der mit den Maschinen etliche Meter weit in den Wald geblasen wird. Fünf Tonnen kann eine Maschine laden. „Das reicht für etwa 20 bis 25 Minuten“, so Schardon.
Bodenleben und Bäume profitieren
Alle zehn Jahre werden die Böden in einem Gebiet gekalkt, insgesamt dreimal. Nach 30 Jahren also sind die pH-Werte wieder so, wie sie sein sollten. „Davon profitiert dann auch das Bodenleben, Regenwürmer beispielsweise“, ergänzt Pentney-Schmidt. Und: Die Bäume können in den weniger sauren Böden tiefer wurzeln und kommen so auch mit Trockenperioden besser klar – ein Thema, das in Anbetracht des Klimawandels in Zukunft von zentraler Bedeutung sein wird.
Die großen Fahrzeuge, die den Kalk in die Gegend blasen, sind schon optisch und akustisch beeindruckend genug. Hin und wieder kommen bei solchen Aktionen aber auch Hubschrauber zum Einsatz, die den Kalk aus der Luft abwerfen. „Dafür muss aber das Gelände auch geeignet sein“, sagt Schardon.
Auf einer Karte ist genau verzeichnet, welche Flächen gekalkt werden sollen und welche nicht. Denn es gibt Ausnahmen: „Wir nennen das Ausschlussflächen“, sagt Pentney-Schmidt. Dazu gehören beispielsweise Biotope, in denen bestimmte Pflanzen wachsen, die mit dem Kalk nicht klarkommen, oder aber Bannwälder.

Für Mensch und Tier ist der Kalk im übrigen völlig unbedenklich. Timo Schardon hat nach diesem halben Arbeitstag zwar schon eine ordentliche Staubschicht im Gesicht, das war es dann aber auch schon mit möglichen Beeinträchtigungen. Wer das als Waldbesucherin oder Waldbesucher vermeiden möchte, der wartet einfach bis zum nächsten Regen: Dann ist der Kalkstaub von der Oberfläche in den Boden gewaschen.
Für die Zanger gibt es ohnehin Entwarnung: Mittlerweile sind die beiden Männer, die sich um die Kalkung kümmern, schon wieder weiter in den Ostalbkreis gezogen.