Das Komm-In-Center Hermaringen wird zum 30. September dieses Jahres geschlossen. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich bei einer Gegenstimme auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung beschlossen. Man mache das nur schweren Herzens, so Bürgermeister Jürgen Mailänder, „aber manchmal muss man auch unangenehme Entscheidungen treffen“.
In dem kleinen Geschäft konnten die Bürgerinnen und Bürger Postdienstleistungen in Anspruch nehmen, Lotto spielen, Schreibwaren kaufen oder den Abhol- und Bringdienst einer Giengener Apotheke nutzen.
Gemeinderat Wolfgang Nothelfer sagte, dass es wohl immer jemanden geben werde, der solche Angebote brauche und vermissen werde, aber alles habe eben auch seine Zeit und das Angebot sei längst nicht mehr finanzierbar. Ins gleiche Horn stieß sein Kollege Robert Schmid, „wir können uns das Draufzahlen nicht mehr leisten“. Gemeinderat Peter Müller war da ganz anderer Ansicht. Man zahle zwar drauf, sagte er, aber die Gemeinde sollte sich diese Ausgaben leisten, da das Center die Dorfgemeinschaft stärke.
Angebot wurde dankbar angenommen
Entstanden war die Idee zum Center vor 20 Jahren in gewisser Weise aus einer Notsituation heraus. Es drohte die Schließung einer von privater Seite aus betriebenen Postfiliale und gleichzeitig suchte die Kreissparkasse Heidenheim einen Ersatzstandort für ihren in die Jahre gekommenen „Containerbau“ an der Friedrichstraße. Für die Gemeindeverwaltung war beides Anlass zur Schaffung des Centers, das im September 2006 seine Pforten öffnete.
Das Angebot wurde in den folgenden Jahren von den Bürgerinnen und Bürgern Hermaringens auch dankbar angenommen. Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass das Center die Gemeinde Geld kosten wird, „aber das war es uns wert“, so Bürgermeister Jürgen Mailänder. Mit etwa 700.000 Euro verteilt auf die vergangenen 20 Jahre hat man die Einrichtung öffentlich subventioniert.
In unseren besten Jahren hatten wir einen Lottoumsatz von etwa 120.000 Euro. Das ist mittlerweile nicht einmal mehr die Hälfte.
Jürgen Mailänder, Bürgermeister
Allerdings ging in den letzten Jahren die Kundenfrequenz „erheblich zurück“, so Mailänder. Damit sank auch der Umsatz, der im Center erwirtschaftet wurde, hauptsächlich mit der Annahme von Lottoscheinen und Postdienstleistungen. „In unseren besten Jahren hatten wir einen Lottoumsatz von etwa 120.000 Euro. Das ist mittlerweile nicht einmal mehr die Hälfte“.
Postsendungen würden mittlerweile online frankiert werden, auch das Lottogeschäft sei teilweise ins Internet abgewandert. Bei jedem Laden, der deswegen schließen müsse, werde herumgejammert, so der Bürgermeister, „aber wenn die Leute dort hingehen und einkaufen würden, müsste er auch nicht schließen“. Und alle anderen Angebote des Centers seien ohnehin eigentlich immer nur „Beiwerk“ gewesen, ergänzt der Bürgermeister, „die Hauptumsatzbringer waren Post und Lotto“.
Ersatz für die Postdienstleistungen
Hinzu kommt, dass die beiden bei der Gemeindeverwaltung angestellten Mitarbeiterinnen des Centers im September in den Ruhestand gehen, beziehungsweise im März bereits gegangen sind. Beide Faktoren zusammengenommen und angesichts anderer absehbarer zusätzlicher Belastungen, wie der steigenden Kreisumlage, haben die Gemeindeverwaltung nun dazu veranlasst, dem Gemeinderat die Schließung des Centers vorzuschlagen.
Für die Postdienstleistungen hat man bereits Ersatz gefunden. Die Deutsche Post will im Netto-Markt eine Poststation errichten. Das sei „ein höherwertiges Angebot als eine reine Paketstation. An einer Poststation werden neben dem Paketservice alle postalischen Leistungen angeboten, die es bisher auch im Komm-In-Center gibt, mit Ausnahmen des Ident-Verfahrens“, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Wenn alles planmäßig läuft, könnte die Poststation ab dem 1. Oktober dieses Jahres nahtlos die Schließung des Centers ersetzen.
Lotto-Ersatz noch offen
Möglicherweise wird man in Hermaringen auch zukünftig „analog“ Lottoscheine ausfüllen können. Denn momentan befinden sich die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg und der Betreiber der örtlichen Aral-Tankstelle in Gesprächen zur Eröffnung einer Tippschein-Annahmestelle. Der Umzug sei allerdings „noch nicht in trockenen Tüchern“, so Jürgen Mailänder.