Kurzer Rückblick: Einzelne Hermaringer Gemeinderäte waren unzufrieden über die Höhe und das Zustandekommen der zukünftigen Aufwandsentschädigung. Und die drei Feuerwehrleute wiederum fühlten sich ob dieser Kritik ungerecht behandelt. Sogar am diesjährigen Maibaum wurde die Auseinandersetzung mittels Plakat thematisiert. Vor wenigen Wochen bestätigte der Gemeinderat dann die Wahl von Steffen Grolik und die seiner Stellvertreter Lukas Müller und Joachim Ott. Allerdings nicht einstimmig, zwei Gemeinderäte stimmten gegen das Trio.
Dabei übte insbesondere Gemeinderat Peter Müller heftige Kritik an den Dreien. Sie hätten „in geradezu erpresserischer Manier“ Forderungen erhoben. Zudem fehle ihnen die „notwendige menschliche Reife“ für dieses Ehrenamt, da sie ihr Engagement von der damit verknüpften Aufwandsentschädigung abhängig machen würden. Das Trio saß, als diese Worte fielen, nur knapp zwei Meter hinter Peter Müller auf den Zuschauerstühlen des Ratssaales.
Kein Ehrenamt, wie jedes andere?
Er sei über dessen Worte „erstaunt und verblüfft“ gewesen, sagt Grolik. „Weil ich Herrn Müller persönlich gar nicht kenne und er mich wahrscheinlich auch nicht“. Ihn habe dieser Vorwurf verletzt, zumal Müller „eigentlich auch nicht mit den Aufgaben der Feuerwehr vertraut ist“, ergänzt er. „Ich hätte diese Diskussion am liebsten angefangen, da bin ich ehrlich“, sagt sein Stellvertreter Joachim Ott. „Aber Zuschauer müssen schweigen“, fügt er lachend an.
Nach Ansicht von Bürgermeister Jürgen Mailänder, der Mehrheit des Gemeinderates und der Kommandanten selbst sei das Amt in einer Feuerwehrkommandantur nicht so ohne weiteres mit anderen Ehrenämtern vergleichbar. Weshalb eine finanzielle Aufwandsentschädigung durchaus auch höher sein dürfe. Personalführung, Schulungen, Einsatzübungen, Datenschutz: Mittlerweile sei dieses Ehrenamt mit „enorm viel Arbeit“ verbunden, so Grolik.
Wir wollen auf gar keinen Fall, dass jetzt über Peter Müller schlecht geredet wird.
Steffen Grolik, Feuerwehrkommandant
Er habe in den ersten beiden Monaten seiner Kommandantur insgesamt 110 Stunden in sein Ehrenamt investiert, sagt Grolik. Hinzu kommen rechtliche Aspekte: Schicke der Einsatzleiter seine Feuerwehrleute in eine Gefahrensituation, sei er für deren körperliche Unversehrtheit verantwortlich, ergänzt Hermaringens Bürgermeister Jürgen Mailänder.
Im Vorfeld der Debatte um eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung habe man sich die Satzungen anderer Feuerwehren angeschaut, so Grolik. Dabei hätten sie festgestellt, dass einige Gemeinden deutlich unter den neuen Hermaringer „Tarifen“ lägen, „aber es gibt auch Gemeinden, die darüber sind“. Eines möchte Steffen Grolik unbedingt noch festhalten: „Wir wollen auf gar keinen Fall, dass jetzt über Peter Müller schlecht geredet wird. Wir waren nur erstaunt und entsetzt von seiner Aussage."
Das ist Schlag ins Gesicht für alle, die ehrenamtlich tätig sind. Die es für die Sache tun und die es umsonst machen.
Gemeinderat Peter Müller
Besagter Gemeinderat Peter Müller selbst sagt, er habe beim Verfassen seiner Rede für den Gemeinderat nicht lange mit sich ringen müssen, was seine Wortwahl betraf, „weil das einfach so war“. Er gehöre nicht zu jenen, die bei der ersten Kritik einen Rückzieher machten. Seine Worte seien so gemeint gewesen, wie er sie aufgeschrieben habe, „weil es einfach so vorgefallen ist“.
Müller ist selbst seit Jahrzehnten ehrenamtlich tätig, „mir braucht niemand etwas über Vereine erzählen, ich habe alles durchgemacht“. Zwar räumt er ein, dass die bisherige Aufwandsentschädigung eher im hinteren Drittel vergleichbarer Orte gelegen habe. Mit den jetzigen Erhöhungen aber sei man „mit vorn dran. Und wir sind immer noch die kleinste Feuerwehr. Die Verantwortung hat deswegen nicht zu- oder abgenommen.“
Ihn hat auch das Auftreten der drei Feuerwehrleute im Vorfeld ihrer Wahl gestört. Er hätte sich gewünscht, dass Grolik, Müller und Ott mal beim Gemeinderat vorgesprochen hätten, um über deren Vorstellungen bezüglich der Erhöhung der Aufwandsentschädigung zu reden. „Da wäre ich der Letzte gewesen, der gesagt hätte, auf keinen Fall“. So wie es aber hier abgelaufen ist, sei das ein „Schlag ins Gesicht für alle, die ehrenamtlich tätig sind. Die es für die Sache tun und die es umsonst machen“.
Keine Entschuldigung
Von einem Gemeinderatsmitglied ist er im Nachhinein gefragt worden, ob er sich nicht für seine Wortwahl entschuldigen möchte. Müllers klare Antwort lautete: „Nein! Und wenn mich heute noch einmal jemand fragt, dann sage ich das gleiche noch einmal“. Allerdings möchte auch er – so wie Grolik – etwas klarstellen: „Ich bin nicht gegen die Feuerwehr! Wir brauchen sie und ich finde es toll, dass sie das machen. Aber für mich ist das einfach auch eine Stilfrage. Nächstes Jahr kommt dann vielleicht der Sportvereinsvorsitzende und sagt: Ich mache das nur noch, wenn die Gemeinde finanziell unterstützt“.