Der Erweiterungsbau an der Pistoriusschule in Herbrechtingen, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), kommt gut voran. „Wir liegen im Zeitplan und auch in den Kosten“, berichtete Alexandra Stammer, die im Landratsamt für Liegenschaften Zuständige, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt. Rund 2,9 Millionen Euro sind für den Neubau veranschlagt. Der Landkreis hatte dessen Umsetzung im Mai 2024 beschlossen und den Bezug des zusätzlichen Gebäudetrakts zum Schuljahr 2025/26 anberaumt.
Bereits im März war die Bodenplatte gegossen worden. Kurz darauf begannen die Arbeiten an den Außenwänden. Innerhalb einer Woche stand der Rohbau samt Zwischenwänden. „Es war eine neue Art von Bauen, die wir initiiert haben“, sagte Stammer. Die Decke wurde mit Holzelementen geschlossen, das Gebäude anschließend mit Bitumen gegen Regen abgedichtet. Parallel wurden Fenster eingebaut, Mitte Mai folgte die Dämmung des Fußbodens. Aktuell laufen die Arbeiten an den Außenanlagen. Möbel und Außengestaltung sind für die Sommerferien vorgesehen, die Einrichtung der Klassenräume ist eine Woche vor Schulstart geplant.
Neubau soll Hitzeprobleme lösen
Landrat Peter Polta lobte die zügige Umsetzung: „Das zeigt, dass man ein solches kommunales Vorhaben in unter eineinhalb Jahren vom Beschluss bis zum Einzug realisieren kann.“
Aus dem Ausschuss kam auch die Frage nach der sommerlichen Überhitzung im Gebäude. Michael Raunecker (Freie Wähler) erinnerte an die Probleme im Bestandsbau und wollte wissen, wie der Neubau in dieser Hinsicht ausgestattet ist. Alexandra Stammer erklärte: „Der Neubau hat eine deutlich bessere Dämmung, zudem sind Lufttauschgeräte in den Klassenzimmern installiert und außenliegender Sonnenschutz vorgesehen – das entspricht dem heutigen Stand der Technik.“
Neubau kommt rechtzeitig – bei steigender Nachfrage dringend nötig
Wieland Fischer, Schulleiter der Pistoriusschule, betont, wie dringend der neue Bau gebraucht wird: „Wir werden im nächsten Schuljahr um vier Klassen wachsen. Ohne den Erweiterungsbau wüssten wir nicht, wie wir alle Schülerinnen und Schüler unterbringen sollen.“ Besonders auffällig: Im kommenden Schuljahr starten fünf Eingangsklassen – ein bislang nie erreichter Wert. „Wir haben aktuell 33 Kinder für die erste Klasse auf der Liste – sonst waren es rund 20. Das ist nahezu eine Verdopplung“, so Fischer. Jede Klasse bestehe aus etwa sechs Kindern, wodurch sich rechnerisch 2,5 zusätzliche Klassen ergäben.

Warum die Zahl der Schülerinnen und Schüler so stark steigt, kann bislang niemand beantworten. Die Entwicklung sei jedenfalls kein Einzelfall, sondern bundesweit zu beobachten, betont Schulleiter Wieland Fischer: „Das ist kein Problem speziell in Herbrechtingen oder im Landkreis Heidenheim. Alle Monitorings des Bundes oder der Länder haben keine Erklärung geliefert. Auch andere Landkreise berichten von steigenden Zahlen in diesem Bereich.“
Förderbedarfe sind vielfältig, keine Pauschalaussagen möglich
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an der Pistoriusschule wird im neuen Schuljahr von derzeit 247 auf rund 270 steigen, inklusive Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Pauschale Rückschlüsse auf bestimmte Förderbedarfe lasse dieser Anstieg jedoch nicht zu: „Die Bedarfe sind sehr verschieden“, so Fischer. Die Schule betreue weiterhin Kinder mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung sowie körperlich-motorische Entwicklung.
Allerdings gehöre die Pistoriusschule als sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum zu den kostenintensivsten Schularten, gibt Fischer zu bedenken: „Wir sind die teuerste Schulart in Deutschland – und aktuell gibt es kein Gegensteuern.“ Trotz der steigenden Zahlen blickt er zuversichtlich auf das kommende Schuljahr: „Wir werden die neuen Räumlichkeiten im Neubau haben, da hat alles zügig geklappt.“ Auch personell sei die Schule trotz des Zuwachses gut aufgestellt. Mit dem Baufortschritt zeigt sich Fischer ebenfalls zufrieden: „Es ging nicht nur zügig voran, sondern auch gut. Wir sind von der Qualität des neuen Gebäudes sehr überzeugt.“
Wenn alles planmäßig verläuft, startet der Unterricht zum neuen Schuljahr wie vorgesehen auch im fertiggestellten Erweiterungsbau.