Von Märklin bis Schaukelbadewanne

„Alles, was rollt und fährt“: Sonderausstellung im Heimatmuseum Herbrechtingen eröffnet am 11. Mai

Das Heimatmuseum Herbrechtingen zeigt in seiner neuen Ausstellung „Alles, was rollt und fährt“ aus vergangener Zeit – kuratiert von Karin Krämer. Die Eröffnung findet am Sonntag mit Oldtimerbesuch und Bewirtung statt. Warum sich ein Besuch lohnt.

Ob Kinderfahrzeug, Gleitschuhe oder Schaukelbadewanne: In der neuen Sonderausstellung im Heimatmuseum an der Brenz dreht sich alles um Dinge, „die rollen und fahren“. Die Schau mit dem gleichnamigen Titel wird am Sonntag, 11. Mai, um 14 Uhr eröffnet – dazu gibt es Kaffee, Kuchen und den Besuch der Oldtimer-Freunde Herbrechtingen, die mit mehreren historischen Fahrzeugen vorfahren werden.

Eine Ausstellung mit viel Herz, Hand und Hirn

Hinter der Ausstellung steht Karin Krämer – Ideengeberin, Sammlerin und leidenschaftliche Bewahrerin. Seit 34 Jahren kuratiert sie Ausstellungen im Heimatmuseum, stets mit Blick fürs Detail und Gespür fürs Besondere. „Ich arbeite immer über mehrere Jahre hinweg an den Ausstellungen“, sagt sie. Der letzte Impuls? Ein Bild, das ihr ein Herr geschenkt hat. „Für mich war das die Kirsche auf der Sahnetorte – da wusste ich: Jetzt ist die Ausstellung fertig.“

Fundus aus Jahrzehnten – erstmals mit Exponaten im Keller

Fünf Jahre lang hat Krämer passende Objekte zusammengetragen – viele stammen aus dem Museumsfundus auf dem Dachboden, andere wurden ihr überlassen. Die meisten Stücke kommen direkt aus Herbrechtingen oder aus dem Landkreis.

Karin Krämer kuratiert seit über 30 Jahren Ausstellungen im Heimatmuseum in Herbrechtingen.
Mit viel Gespür fürs Detail hat sie die neue Schau „Was rollt und fährt“ gestaltet. Rudi Penk

Nicht selten komme es vor, dass jemand, der beim Entrümpeln alter Kellerräume oder eines Dachstuhls auf prähistorisch anmutende Gegenstände stoße, Krämer anrufe: „Mal ist’s ein Nachbar, mal Bekannte, meistens Leute aus Stadt und Dorf“, erzählt sie. „Manchmal entdecke ich selbst einen Gegenstand – auf einem Flohmarkt, zum Beispiel, – und weiß: Den muss ich haben.“ Leihgaben nimmt die Kuratorin aber grundsätzlich nicht an. Zu groß sei das Risiko durch die Feuchtigkeit im Gebäude. „Ich kann nicht garantieren, dass die Stücke so zurückkommen, wie sie gebracht wurden.“

Erstmals werden in diesem Jahr auch Exponate im Keller ausgestellt. Dort befindet sich unter anderem eine sogenannte Schaukelbadewanne – ein kurioses Relikt aus früheren Zeiten, das zeigt, wie einfallsreich man einst mit Ressourcen umging: „Durch das Schaukeln wird man überall nass – obwohl man wenig Wasser braucht“, erklärt Krämer bei einer Führung durch das Museum an der Brenz.

Vom Puppenwagen bis zum Schwerlastkran

Fortbewegungsmittel aller Art sind in der Ausstellung zu sehen – viele über 70 Jahre alt. „Die Spielzeugautos stammen von älteren Herren, die damit als Kinder gespielt haben“, erzählt Krämer. Ergänzt wird die Schau durch Märklin-Autos, Puppenwagen, Fahrräder, Gleitschuhe, einen Schwerlastkran und landwirtschaftliche Schlitten. Auch Herbrechtingens Geschichte als Weberdorf um 1800 findet Platz – mit Geräten zur Flachsverarbeitung.

Der „Holländer“ begrüßt die Besucher im Heimatmuseum Herbrechtingen.
Das Kinderfahrzeug von 1918 wurde kurzfristig in die Schau integriert. Rudi Penk

Vor zwei Jahren zeigte Krämer zuletzt eine Ausstellung, damals zum Thema Trachten. „Ich versuche immer, eine Balance zu wahren, damit für jeden etwas dabei ist“, sagt sie. Ein sogenannter „Holländer“ von 1918 – ein Kinder-Tretfahrzeug – stieß erst kurz vor Schluss zum Fundus. „Ich musste den Eingangsbereich noch mal ganz neu denken“, sagt die Kuratorin. Nun begrüßt das Gefährt die Besucher gleich am Eingang – als unerwarteter Blickfang.

Von der Idee bis zum Text: alles in Eigenregie

Seit vier Wochen arbeitet sie im Museum an der konkreten Umsetzung. Sie rückt, räumt, arrangiert. „Manchmal gestalte ich dreimal um, bis es passt“, sagt Krämer lachend. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Gerhard Krämer, dem Vorsitzenden des Heimatvereins – insbesondere beim Verfassen der Ausstellungstexte. „Die müssen laminiert und gerahmt werden – wegen der Luftfeuchtigkeit“, erklärt sie. Das sei aufwändiger, als es auf den ersten Blick scheint.

Ausstellung gibt dem Heimatverein ein Gesicht

Für den Heimatverein ist die Ausstellung ein wichtiges Aushängeschild. „Vorausgesetzt, es kommen Leute“, sagt Krämer mit einem Augenzwinkern. „Davon lebt der Verein.“ Warum sich ein Besuch lohnt? „Weil’s einfach schön ist!“, antwortet sie überzeugt.

Besuchszeiten im Heimatmuseum

Die neue Sonderausstellung „Alles, was rollt und fährt“ kann ab Sonntag, 11. Mai in Herbrechtingens Heimatmuseum an der Brenz besucht werden. Die Ausstellungseröffnung ist um 14 Uhr. Bis Oktober können Interessierte immer sonntags und feiertags, von 14 bis 16 Uhr (außer in den Schulferien) die Ausstellung besuchen.

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