Kultur

VHS, Musikschule, Bücherei: So will Herbrechtingen bei den kulturellen Einrichtungen sparen

Ob Bücherei, Musikschule, Volkshochschule – die städtischen Einrichtungen im Kulturzentrum Kloster machen Verlust. Um den zu reduzieren, sollen unter anderem die Gebühren für VHS-Kurse und ab Oktober 2026 auch die Kosten für Musikunterricht steigen. Was sonst noch geplant ist.

Kultur ist nicht umsonst. Auch nicht in Herbrechtingen. Musikschule, Bücherei und Volkshochschule machen Jahr für Jahr Verlust, der von der Stadt ausgeglichen wird. Im Haushaltsplan 2025 beläuft sich der Abmangel der drei Einrichtungen im Kulturzentrum Kloster auf insgesamt 613.300 Euro. Davon entfallen auf die Stadtbücherei 286.700 Euro, auf die Musikschule 268.800 Euro und auf die VHS 57.800 Euro. Zu viel, finden Verwaltung und Gemeinderat. Bereits in der Klausurtagung im Oktober wurden Möglichkeiten einer finanziellen Konsolidierung diskutiert.

Und es wurde ein Ziel formuliert: Der Verlust in den drei städtischen Einrichtungen soll um 15 Prozent, also 92.000 Euro, reduziert werden. Eingespart werden sollen bei der Stadtbücherei 43.000 Euro, bei der Musikschule 40.300 und bei der VHS 8700 Euro. Erste Schritte, wie man das erreichen kann, seien bereits mit den Leitern der Einrichtungen besprochen und ausgearbeitet worden, führte Tobias Schramek, verantwortlich für den Fachbereich Bildung, Kultur und Feuerwehr, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats aus. Aber auch aufgrund bestehender Verträge könne man nicht alle Maßnahmen gleich umsetzen. Also sind im Entwurf des Haushaltsplans für das Jahr 2026 Einsparungen in der Höhe von insgesamt 37.000 Euro vorgesehen, verteilt auf die Bücherei (14.500 Euro), Musikschule (13.500 Euro) und VHS (9000 Euro).

Sparplan I: die VHS Herbrechtingen

Konkret bedeutet das, dass die Kursgebühren bei der VHS um zehn Prozent steigen werden – verteilt auf die beiden kommenden Semester. Laut der Verwaltung entspricht das etwa 30 bis 40 Cent pro Unterrichtseinheit, sprich drei bis vier Euro für einen kompletten Kurs, der meist acht bis zehn Termine umfasst. Daneben soll das VHS-Programmheft eingestellt werden, allerdings noch nicht im kommenden Semester. Außerdem stehen die kostenlosen Kurse für Kinder im Rahmen der „Jungen VHS“ zur Disposition. Das könnte aber einen größeren Wegfall von Teilnehmern und auch Einnahmen bedeuten, wenn bestimmte Kurse nicht mehr zustande kommen, gab Tobias Schramek zu Bedenken.

Sparplan II: die Musikschule

Auch die Gebühren für die Musikschule sollen ab dem kommenden Schuljahr (1. Oktober 2026) um drei Prozent steigen. Für eine Gebührenänderung bedarf es allerdings noch eines Beschlusses des Gemeinderats. Grundsätzlich will man sich in Zukunft auf den Musikunterricht in Gruppen fokussieren. „Wir werden nur noch in sehr reduziertem Umfang, neue Schülerinnen und Schüler zum Einzelunterricht aufnehmen, weil hier der größte Abmangel entsteht“, so Anika Schneider, Referentin des Bürgermeisters. Möglicherweise wird auch der Unterricht an einzelnen Instrumenten wegfallen. Beim Personal will man den Status Quo halten, ausscheidende Musikfachkräfte sollen nur noch für Gruppenunterricht ersetzt werden. Derzeit werden die 311 Schülerinnen und Schüler von 13 Lehrkräften unterrichtet.

Sparplan III: die Bücherei

In der Bibliothek will man sparen, indem man die digitale Filmausleihe und Musik-Streaming-Dienste aus dem Angebot nimmt. Außerdem wird der Medienetat ab dem kommenden Jahr reduziert, was zur Folge hat, dass neue Medien nur noch in geringerem Umfang beschafft werden. Ebenfalls vorgesehen ist eine Erhöhung der Jahresmitgliedschaft auf 25 Euro (derzeit 17 Euro). Darüber muss allerdings auch noch der Gemeinderat entscheiden. Im Fokus sind auch kostenlose Autorenlesungen und Kinderprogramme. „Wir möchten sie mit einer geringen Gebühr zumindest zum Teil gegenfinanzieren“, so Tobias Schramek.

Im Gemeinderat stießen die Pläne nicht auf bedingungslose Gegenliebe: „Bei einem Defizit von fast 400.000 Euro im Ergebnishaushalt 2026 wollen wir hier im Promillebereich sparen“, meinte etwa Martin Müller (Freie Wähler). „Wir sollten aufpassen, dass wir uns nicht im Klein-Klein verlieren und die Leute verärgern.“ Auch sein Fraktionskollege Matthias Sturm war nicht unbedingt glücklich mit den Vorschlägen der Verwaltung. „Wir wollten eine strategische Neuausrichtung und nicht mit dem Rasenmäher darüber gehen.“ Insbesondere für die Musikschule sprach er sich für eine grundsätzliche Neukonzeption aus.

Hermann Mader (Freie Wähler) erinnerte an die Schulden, die sich in Herbrechtingen innerhalb der nächsten vier Jahren etwa verdreifachen werden. „Es ist also ein guter Zeitpunkt, um über freiwillige Leistungen der Stadt zu reden.“ Ihm fehle bei den vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch die Struktur, auch in Bezug auf das Personal. „Wir wollen die kulturellen Einrichtungen nachhaltig erhalten, aber wir wollen auch sparen.“ Bei zwölf Ja-, zwei Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen stimmte der Gemeinderat mehrheitlich für die vorgeschlagenen Sparmaßnahmen.

Verluste steigen auch in anderen Musikschulen

Nicht nur in Herbrechtingen wird über den Abmangel der Musikschule diskutiert. Jüngst war das auch in Steinheim Thema. Hier betrug er im Jahr 2024 mehr als 400.000 Euro, im Jahr 2025 könnte er sogar auf mehr als 560.000 Euro steigen.

Die städtische Musikschule in Heidenheim hatte 2024 einen Zuschussbedarf von rund 625.000 Euro (2023: knapp 640.000 Euro). Aktuell unterrichten dort 29 Lehrkräfte rund 1300 Schülerinnen und Schüler.

Königsbronn und Oberkochen betreiben gemeinsam eine Musikschule. Hier betrug der Abmangel 2024 knapp 155.000 Euro (2023: 139.000 Euro). 226 Schülerinnen und Schüler besuchen dort den Unterricht.

In Giengen unterrichten 28 Lehrkäfte derzeit etwa 1000 Schülerinnen und Schüler. Wie hoch der Abmangel in den vergangenen Jahren war, kann laut Kulturamtsleiter Andreas Salemi aufgrund fehlender Jahresabschlüsse nicht genau gesagt werden. Die Stadt plant für dieses Jahr aber mit etwa 641.000 Euro.

In allen Einrichtungen ist der Zuschussbedarf in den vergangenen Jahren gestiegen, was auch daran liegt, dass die Lehrkräfte mittlerweile überall nach Tarif bezahlt werden. Laut Salemi sind die Zahlen aber nur bedingt miteinander vergleichbar, weil die Posten in den Haushalten unterschiedlich aufgeführt und verrechnet werden.