Freitag ist Feiertag

So gestalten sich die Feierlichkeiten für das 80-jährige Bestehen der Fachschule für Sozialpädagogik in Herbrechtingen

Die evangelische Fachschule für Sozialpädagogik in Herbrechtingen feiert ihr 80-jähriges Bestehen. Direktor Dr. Johannes Schick blickt auf die anstehenden Feierlichkeiten und die reiche Geschichte der Schule:

Im Jahr 1945 aus der Not heraus nach Herbrechtingen umgezogen, ist sie mittlerweile nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken: die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik. In diesem Jahr feiert sie ihr 80-jähriges Bestehen. Schuldirektor Dr. Johannes Schick gibt einen Einblick in die aktuellen Schülerzahlen, berichtet, wie das anstehende Jubiläum gefeiert wird, und erklärt, warum die Fachschule von der Landeshauptstadt in das Herbrechtinger Kloster umzog.

Im Zweiten Weltkrieg zerstört

Die Wurzeln der evangelischen Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik in Baden-Württemberg, die auch heute noch Träger der Schule in Herbrechtingen sind, reichen bis ins Jahr 1862 zurück. Die Schule, die sich lange Zeit in der Landeshauptstadt Stuttgart befand, wurde im Jahr 1944 während des Zweiten Weltkriegs vollständig zerstört.

Seit dem Jahr 2020 ist Dr. Johannes Schick der Direktor der Fachschule. Natascha Schröm

Nach Kriegsende im Jahr 1945 fanden die Verantwortlichen des damals noch sogenannten Fröbelseminars im Herbrechtinger Kloster geeignete Räumlichkeiten. „Die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern war und ist seit jeher wichtig“, sagt Dr. Johannes Schick, heutiger Direktor der Schule. „Warum genau die Schule nach Herbrechtingen kam, ist nicht überliefert. Allerdings gab es hier viele leerstehende Räume, für die eine Nutzung gesucht wurde.“ Wie in den Chroniken der Schule nachzulesen ist, wurde der Umzug von den amerikanischen Besatzern bewilligt – aufgrund der Bedeutung der pädagogischen Ausbildung.

Zur damaligen Zeit beherbergte die Schule neben einigen amerikanischen Soldaten etwa 60 Auszubildende. Heute sind es mehr als 180. Die Schule ist mittlerweile eine von vier Einrichtungen des Vereins für Evangelische Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik in Baden-Württemberg. Die anderen Schulen befinden sich in Reutlingen, Schwäbisch Hall und Stuttgart-Botnang. Gemeinsam betreuen sie rund 1000 Schülerinnen und Schüler.

Drei besondere Ausbildungsformen

Neben den baulichen Veränderungen – im Jahr 2017 wurde der neue Anbau der Schule direkt neben dem Kloster fertiggestellt – hat sich auch in der Gestaltung der Ausbildung über die Jahre einiges getan. Mittlerweile gibt es drei Formen der Erzieherausbildung: Neben der klassischen Ausbildung werden an der Schule auch eine Teilzeitausbildung und die praxisintegrierte Ausbildung angeboten.

Mehr als 180 Schülerinnen und Schüler gibt es derzeit an der Schule, aufgeteilt in mehrere Kurse und verschiedenen Ausbildung für das Erzieherwesen. Natascha Schröm

Am außergewöhnlichsten ist die bezahlte „PIA“-Ausbildung, also die praxisintegrierte Ausbildung. Dafür ist im Vorfeld entweder Abitur beziehungsweise eine Fachhochschulreife und ein sechswöchiges Praktikum oder der Besuch eines sozialpädagogischen Berufskollegs. Um eine Praxisstelle in einem Kindergarten müssen sich die Bewerberinnen und Bewerber selbst kümmern. Während der dreijährigen Ausbildung wechseln sich zwei bis drei Schultage mit Praxistagen in der Einrichtung ab. Sämtliche Ausbildungen an der evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik sind bei erfolgreichem Abschluss staatlich anerkannt.

Die klassische Erzieherausbildung ist rein schulisch, wird jedoch durch Blockpraktika ergänzt. Sie endet mit dem Berufspraktikum, bei dem die Auszubildenden bereits in einer Einrichtung angestellt sind und ein festes Gehalt beziehen. Zudem bietet die Schule eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz an. „Diese Ausbildung haben wir als Reaktion auf den eklatanten Fachkräftemangel in der Branche eingeführt“, erklärt Schick.

Trotz des evangelischen Trägers steht die Fachschule Interessierten aller Konfessionen offen. Laut Direktor Schick ist das auch in der Praxis so: „Die Religion der Schülerinnen und Schüler spielt keine Rolle. Man sollte jedoch offen gegenüber religiösen Fragen und Themen sein, da ein wesentlicher Aspekt der Ausbildung auch die frühkindliche religiöse Bildung ist.“ Die Ausbildung orientiert sich an einem friedenspädagogischen Profil. Außerdem ist die Schule Mitglied im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage.

Die Feierlichkeiten zum Jubiläum

Bereits das ganze Jahr über finden Veranstaltungen zum 80-jährigen Bestehen statt. Am Freitag, 10. Oktober, gipfelt dies in einer großen internen Feier. Geladene Gäste dürfen sich auf einen Festakt freuen, der unter anderem von musikalischen Darbietungen und rhythmischen Intermezzi geprägt ist. Auch Landrat Peter Polta wird mit einem Grußwort zum Jubiläum gratulieren. Direktor Schick wird in einem Vortrag die Entwicklung der Fachschule im Lauf der vergangenen 80 Jahre beleuchten. Zudem wird zwei langjährigen Mitarbeitenden feierlich das Kronenkreuz verliehen. Diese Ehre wird Mitarbeitern zuteil, die über 25 Jahre hinweg für die Diakonie gearbeitet haben.

Das Jubiläum nimmt die Schule auch zum Anlass, auf die Bedeutung des Berufs der Erzieherin und des Erziehers aufmerksam zu machen. „Die frühkindliche Bildung hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich an Stellenwert gewonnen“, sagt Schick, betont aber auch, dass sich die Qualität der Bildung im frühkindlichen Bereich angesichts vielfältiger aktueller Herausforderungen weiterentwickeln müsse: „Die Arbeit mit Kindern ist der erste Schritt der Bildung. Hier nehmen Kinder so viel mit für ihr späteres Leben. Gerade deshalb sind sowohl Beruf als auch die Ausbildung so extrem wichtig.“

Was ist „Schule ohne Rassismus“?

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein bundesweites Netzwerk von Schulen in Deutschland, das sich aktiv gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt einsetzt und für ein respektvolles, tolerantes Miteinander steht. Zum Beispiel ist das Heidenheimer Hellenstein Gymnasium der Initiative.

Damit eine Schule Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ werden kann, müssen sich möglichst viele Menschen an der Schule verpflichten, sich aktiv gegen Rassismus, Mobbing und Diskriminierung einzusetzen. Diese Verpflichtung wird in einer Unterschriftenaktion gesammelt. Wenn die Mehrheit unterschrieben hat, sucht die Schule eine Patin oder einen Paten, der das Projekt unterstützt. Danach verpflichtet sich die Schule, mindestens einmal im Jahr eine Aktion oder ein Projekt zum Thema Toleranz, Vielfalt oder Zivilcourage zu veranstalten. Erst dann erhält sie offiziell den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

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