Seit Jahren ohne festen Pächter

Freizeitbad Jurawell in Herbrechtingen: darum gibt es Automaten statt Gastronomie

Pommes, Tagesessen oder Kaffee: Im Freizeitbad Jurawell in Herbrechtingen vermissen Besucherinnen und Besucher ein gastronomisches Angebot. Aktuell versorgen zwei Snackautomaten die Gäste. Die Betreiber wünschen sich mehr – finden aber niemanden, der es wagt.

Schwimmen, saunieren, entspannen – und danach eine Portion Pommes oder ein knackiger Salat? Was in vielen Freizeitbädern zur Selbstverständlichkeit gehört, bleibt im Herbrechtinger Jurawell weiterhin Wunschdenken. Zwar laufen Bade- und Saunabetrieb gut, doch beim Thema Gastronomie herrscht seit Jahren eine gewisse Leere. Der letzte Versuch mit einem festen Pächter scheiterte bereits nach wenigen Monaten. Nun stillen Automaten den kleinen Hunger – eine Dauerlösung?

Noch im Herbst 2021 schien es, als würde endlich wieder frischer Wind durch die Küche des Jurawells wehen: Ein neuer Pächter hatte das kulinarische Ruder übernommen und Burger angeboten. Doch schon im April 2022 war Schluss – nach nur sieben Monaten. „Davon allein konnte er nicht leben“, sagt Steffen Fleig, Betriebsleiter des Jurawells bei den Technischen Werken Herbrechtingen (TWH). Die Nachfrage sei zu gering gewesen und ohne weiteres Standbein habe sich das Wagnis für den selbstständigen Gastronomen wirtschaftlich nicht getragen.

Seit November 2024 stehen daher wieder Automaten bereit: Einer im Eingangsbereich des Bads, ein zweiter im Saunabereich. Snacks, Getränke und Süßigkeiten gibt es dort – „das Nötigste“, wie Fleig es nennt. Mit dem Automaten im Saunabereich sei man zufrieden, im Badbereich laufe es allerdings verhaltener.

Der Wunsch ist da – doch die Lage ist schwierig

Dass die Automaten keine Dauerlösung sind, ist auch den Verantwortlichen bewusst. „Eine gute, funktionierende Gastronomie wäre extrem wünschenswert, weil sie unser Bad natürlich auch sehr aufwerten würde“, betont Fleig. Der Bedarf sei da – vor allem bei den Saunagästen. Doch genau hier liege auch das Problem: „Die bauliche Situation macht eine attraktive Gastronomie schwierig“, sagt der Betriebsleiter. Der einzige mögliche Standort befinde sich im Eingangsbereich. „Für unsere Saunagäste ist das unpraktisch. Sie müssten erst dorthin laufen.“

Dabei wäre das Konzept einfach: „Salat, Pommes, ein Tagesessen – mehr braucht es gar nicht“, findet der Betriebsleiter. Auch im Außenbereich kann sich Fleig ein Angebot vorstellen, das unabhängig vom Badebetrieb und Eintritt läuft: etwa Kaffee und Kuchen für Spaziergänger oder Wanderer aus dem Eselsburger Tal. „Das Potenzial ist da“, sagt er. Doch die Umsetzung sei schwierig. Nicht zuletzt wegen der allgemeinen Lage in der Branche. Fleig: „Nach Corona ist es deutlich schwieriger geworden, als Gastronom Fuß zu fassen. Das wagen nicht mehr viele.“

TWH offen für Gespräche mit Interessierten

Fest steht für Fleig: Die TWH sind offen für neue Ideen und bereit, mit potenziellen Pächtern ins Gespräch zu kommen. Wer sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann, soll sich melden, unter info@jurawell.de. Bis dahin bleibt es bei der aktuellen Zwischenlösung: Bifi aus dem Automaten statt Pommes vom Imbiss.

Gästezahlen auf Vor-Corona-Niveau

Trotz der gastronomischen Lücke erfreut sich das Jurawell insgesamt großer Beliebtheit. Mit rund 83.000 Gästen im Jahr 2024 haben sich die Besucherzahlen wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie eingependelt. Tendenz steigend. „Wenn man die vergangenen Monate betrachtet, dürften es dieses Jahr sogar noch mehr werden“, prognostiziert Fleig. Eine bunte Pommes-Portion oder ein herzhaftes Tagesessen dazu – das wäre für viele Badegäste das i-Tüpfelchen.

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