Immer mehr Schülerinnen und Schüler kämpfen mit psychischen Belastungen, sozialem Rückzug oder Konflikten im Klassenverband. Gleichzeitig steigt der Beratungsbedarf bei Eltern und Lehrkräften. Die Schulsozialarbeit ist für viele Schulen ein unverzichtbares Element geworden. In Herbrechtingen wird das Angebot nun auf eine weitere Schule ausgeweitet: Auch an der Buchfeldschule in Bolheim sollen Kinder künftig von der sozialpädagogischen Unterstützung profitieren. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig bei einer Enthaltung beschlossen.
Die Schulsozialarbeit in Herbrechtingen wird künftig auf vier Schulstandorte ausgeweitet, allerdings ohne Aufstockung des Personals. Mit einem Anteil von etwa 25 Prozent einer Vollzeitstelle soll die Bolheimer Grundschule betreut werden. Möglich wird das durch eine Umschichtung innerhalb des bestehenden Stundenumfangs von zweieinhalb Vollzeitstellen. Neue Aufgaben kommen also hinzu, zusätzliche Stellen jedoch nicht. Der Grund: finanzielle Zwänge.
Weniger Schulsozialarbeit am Buigen-Gymnasium
Bereits seit einigen Jahren ist die Schulsozialarbeit an der Bibrisschule, am Buigen-Gymnasium und an der Wartbergschule etabliert. Träger ist die „Eva Heidenheim gGmbH“. Die Finanzierung beläuft sich auf 252.000 Euro pro Jahr und erfolgt über den städtischen Haushalt, unterstützt durch Mittel des Landkreises (50.000 Euro) und des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (41.750 Euro).
Die zusätzliche Zeit für die Buchfeldschule wird frei, weil die Begleitung einer DHBW-Studentin an der Seite der Schulsozialarbeiterin Anja Krol am Buigen-Gymnasium zum Schuljahresende ausläuft. Durch eine befristete Erhöhung des Stundenkontingents hatte die Stadt diese studentische Praxisphase ermöglicht. Dieser Zuschlag entfällt jetzt. Entsprechend reduziert sich Krols Arbeitszeit am Gymnasium von bisher 100 auf 75 Prozent. Die Kürzung werde sich spürbar auswirken: „Es kann schon passieren, dass sich zum Beispiel die Wartezeiten für Beratungen verlängern“, so die Diplomsozialpädagogin auf eine entsprechende Frage aus den Reihen der Ratsmitglieder.
Unterschiedliche Bewertungen im Gremium
Im Gemeinderat wurde der Vorschlag der Verwaltung zwar mehrheitlich mitgetragen, in der Debatte wurden jedoch auch Bedenken laut. Während Bürgermeister Daniel Vogt den Schritt als „bedarfsgerechte und haushaltskonforme Lösung“ bezeichnete, äußerten zwei Ratsmitglieder Kritik an der Kürzung am Gymnasium. „Ich würde es sehr befürworten, wenn die 100 Prozent dort bleiben würden“, sagte Petra Reiss (FWV). Gesellschaftliche Anforderungen seien gestiegen – auch am Gymnasium. Simon Zimmermann (FWV) ergänzte: „Für mich erschließt sich nicht, warum man dort Personal abzieht, obwohl der Bedarf offensichtlich ist.“ Aus seiner Sicht brauche es dort sogar eher mehr Zeit, nicht weniger.
Bürgermeister Daniel Vogt verwies auf den genehmigten Haushalt: „Mehr als 2,5 Stellen sind für 2025 nicht abgebildet. Wer sich mehr Schulsozialarbeit wünscht, muss das in der nächsten Haushaltsplanung berücksichtigen.“ Gleichwohl sprach Vogt den Fachkräften für Schulsozialarbeit ausdrücklich seine Anerkennung aus: „Ganz herzlichen Dank und Hut ab vor dieser wichtigen Arbeit.“
Matthias Sturm (FWV) betonte, dass eine Fortschreibung des bestehenden Stellenplans sinnvoll sei – einer Ausweitung aber könne er unter den gegebenen Umständen nicht zustimmen. „Das ist keine Missachtung Ihrer Arbeit, sondern wir unterliegen finanziellen Zwängen.“ Auch Stadtrat Strauß warb für Realismus: „Wir schaffen mit der Umverteilung bereits eine Viertelstelle mehr.“
Vogt stellte in Aussicht, das Thema im Rahmen der Haushaltsklausur erneut zu prüfen. Dann könnten – vorbehaltlich finanzieller Spielräume – zusätzliche Stellenanteile auf den Weg gebracht werden.
Neue Schule, neue Baustellen
An der Buchfeldschule sei in den letzten Jahren ein klarer Bedarf an Schulsozialarbeit entstanden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Große Klassen, Konflikte im Sozialverhalten, Mobbingprävention und der Wunsch nach festen Ansprechpartnern machten die Aufnahme in das bestehende Netzwerk notwendig. Die Aufgaben dort sollen ab dem neuen Schuljahr abgedeckt werden, zunächst mit einem Stellenanteil von rund 25 Prozent. Wie die neue Stelle an der Buchfeldschule konkret besetzt wird, blieb in der Sitzung des Gemeinderats noch offen. Krol selbst übernimmt den neuen Bereich nicht.