Opernfestspiele

Zeitgenossen Heidenheim: Multitalent Jeff Beer zaubert ein Festival der Klangfarben und Kunst

Das Festival „Zeitgenossen“ der Opernfestspiele Heidenheim lockte in diesem Jahr mit dem vielseitigen Künstler Jeff Beer. Im Lokschuppen präsentierte er sowohl Bilder und Eisenplastiken als auch musikalische Eigenkompositionen.

Seit 2011 veranstaltet der Heidenheimer Förderverein für Neue Musik im Rahmen der Opernfestspiele Heidenheim alle zwei Jahre das Festival „Zeitgenossen“. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr der aus Mitterteich aus der Oberpfalz stammende Multikünstler Jeff Beer – Multikünstler deshalb, da Beer nicht nur als praktizierender Musiker im Bereich Schlaginstrumente und als Komponist tätig ist, sondern auch als bildender Künstler, Skulpteur, Fotograf und Dichter und darin dem prominenten Klassiker der Moderne, Arnold Schönberg, nicht unähnlich ist.

Improvisation und Bebop-Jazz im Lokschuppen Heidenheim

So fungierte der mit Bildern und Eisenplastiken von Jeff Beer in eine Kunstgalerie verwandelte Lokschuppen gleichzeitig als Aufführungsort von drei sehr beeindruckenden Konzerten, in denen man das Multitalent Jeff Beer auf vielfältigste Weise erleben konnte. Mit Angelika Luz (Sopran), Clara Wigger (Klarinette, Saxofon), Martin Jaggi (Violoncello) und dem „Duo les éclats du son“, bestehend aus Maximilian Riefer (Schlaginstrumente) und Sebastian Voltz (Klavier), stand ihm ein hervorragendes, hochprofessionell und mit ansteckender Begeisterung musizierendes Ensemble zur Seite.

Die kompositorische Bandbreite reichte von Improvisation, Klangfarbentechnik, Arbeit mit melodischen Linien und rezitativischem Sologesang nach eigenen Texten bis hin zu Anklängen an Bebop-Jazz. Ebenso ungewöhnlich wie faszinierend geriet im Konzert „Klänge“ die Gruppenimprovisation über eine sich farblich langsam verändernde, an eine Großleinwand projizierte Zeichnung.

Neben Bildern und Fotografien zeigte Jeff Beer aus Eisenplastiken. Foto: Markus Brandhuber

Im abschließenden Konzert „Verbindungen“ kamen neben Jeff Beer mit seinem fulminanten Opus „First Snow“ auch die Komponisten Dieter Mack – manchen Besuchern von den „Zeitgenossen“ 2023 noch in bester Erinnerung –, Jonas Baes, Peter I. Edwards und die Komponistinnen Joey Tan und Katharina Roth mit Stücken zu Wort, die sich trefflich in das Gesamtkonzept des Festivals einfügten.

In seiner bildnerischen Arbeit sucht Jeff Beer nach eigenen Worten „weder das Abbild noch die Darstellung“, sondern beobachtet „mit gespannter Aufmerksamkeit die prozesshafte Befragung unseres schöpferischen Interesses“. Sehr anschaulich erläuterte er dies den Besuchern unter anderem an seinen Bildern der Waldnaab, eines auf weite Strecken hin noch naturbelassenen Flusses in seiner oberpfälzischen Heimat. Er verwies auf Formen, die sich bildende Kunst und Musik teilen, etwa Linie und Melodie, Thema und Kontrapunkt, Variation, Farbe und Klangfarbe, Entwicklung und Crescendo.

Offenheit als Leitprinzip des Schaffensprozesses

Deshalb verwundert es auch nicht, dass es von ihm „Erster Schnee“ nicht nur als Bild, sondern auch als Musikstück gibt. Die reale Welt schimmert in seinen Bildern zwar überall durch, doch die aus dem Moment geborene Reflexion ihrer Oberfläche überlässt dem Rezipienten geradezu unbegrenzte Wahrnehmungsmöglichkeiten.

Das oberste Leitprinzip im Schaffensprozess ist für Jeff Beer Offenheit. Denn sie erst stimuliert jene tiefer liegende Schichten, „in denen sich unsere Erfahrung mit den Reichen der Inspiration, der Fantasie und der Sehnsucht durchdringt und in glückhaften Momenten sich weit hinaus ins Unbekannte wagt“, so Beer.

Jeff Beer: Weitgehend Autodidakt

Seine Ausbildung zum Musiker erfuhr Jeff Beer an der Musikhochschule Würzburg. Als bildender Künstler ist er zwar weitgehend Autodidakt, wurde aber auch in dieser Sparte für sein künstlerisches Format mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt.

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