Nicht nur Rathäuser und Brücken geraten irgendwann ins Wanken, wenn der Beton ungehindert vor sich hin bröseln darf. Auch Gotteshäusern droht dieses Schicksal, sofern nicht rechtzeitig dagegen vorgegangen wird. An der katholischen Dreifaltigkeitskirche gilt deshalb jetzt der Bausubstanz an markanter Stelle besonderes Augenmerk.
„Die Sichtbetonfassade im Chorbereich weist Risse auf und muss feuerschutztechnisch überarbeitet werden“, heißt es in einem vom Kirchengemeinderat unterzeichneten Schreiben, das unlängst ausgehängt und mit der Bitte um Spenden auch verschickt wurde.
Neue Dichtungen für Glasfenster
Die darin aufgeführten Mängel sind allerdings deutlich umfangreicher. Nach einer turnusmäßigen Bauschau steht fest, dass die Kunstverglasungen auf der Westseite neue Dichtungen benötigen und zudem „wärmetechnisch aufgerüstet“ werden müssen. Hinzu kommen die Überarbeitung der Blitzableiter, die Beseitigung der Schäden auf der Unterseite des Beton-Vordachs und die Neugestaltung der Aufgänge im Turm, sodass sie den Vorgaben hinsichtlich der Arbeitssicherheit entsprechen.
Der beauftragte Architekt schätzt die Kosten der Instandsetzung auf ca. 550.000 Euro. Davon entfällt der Großteil auf die Diözese Rottenburg-Stuttgart, während die Kirchengemeinde einen Eigenanteil von 50.000 Euro zu tragen hat. Wann die Arbeiten beginnen, steht laut Martina Krägeloh vom Pfarramt noch nicht fest. Wohl aber, dass die Kirche nach Möglichkeit währenddessen möglichst durchgängig offenbleiben und nutzbar sein soll.

Gut 65 Jahre sind mittlerweile vergangen, seit im Juni 1960 bei strömendem Regen der Grundstein für die markante Kirche im Westen Heidenheims gelegt wurde. Die Marienkirche sei zu klein geworden, ließ Stadtpfarrer Richard Müller die Anwesenden während der Feierstunde wissen, sodass sich die Gemeinde gezwungen gesehen habe, eine neue Kirche zu bauen.
Am 25. November 1961 weihte der damalige Bischof Carl Joseph Leiprecht die Dreifaltigkeitskirche und bezeichnete sie als „lichtvollen Stern auf dem Berge“. Die fünf Glocken folgten am 1. Dezember 1963. Sie waren abgestimmt auf das Geläut der Christuskirche und der anderen Kirchen im Stadtgebiet. „Möge diese Harmonie das Symbol für eine tiefere Harmonie sein“, sagte Stadtpfarrer Bernhard Löffler.
Das nach den Plänen des Architekten Hermann Mayer ins Werk gesetzte Gebäude hob sich von Anfang an aufgrund seiner ausgefallenen Dachform von allem bislang Dagewesenen ab. Von der „Sprungschanze Gottes“ war für lange Zeit die Rede. Immer wieder wurde im Laufe der Jahre ausgebessert, repariert, modernisiert. So wurden 2011 Fenster wärmeisoliert, Türen und Toiletten erneuert. 2015 flossen dann bei der Renovierung des gesamten Innenraums mehr als eine halbe Million Euro unter anderem in eine neue Elektrik, eine verbesserte Beleuchtung, und den Austausch der Asbestzementplatten an der Decke durch Holzfaserelemente.
Seit 1999 auf der Liste der Baudenkmäler
Die Dreifaltigkeitskirche ist seit 1999 offiziell als Baudenkmal eingestuft. Mit ihrer auf Beton und Glas setzenden Bauweise gilt sie nach Einschätzung des Landesdenkmalamts als charakteristisch für die sogenannte Stuttgarter Schule. Ein besonders wichtiges Merkmal stellt nach Einschätzung der Behörde die markante, geschwungene Form das Daches dar.