Längst vorbei sind die Zeiten, da im Heidenheimer Lokschuppen von 1864 die Lokomotiv„n ein und aus fuh“en. Ja, es steht zu vermuten, dass längst nicht alle, die heute den Lokschuppen betreten, wissen, wie und warum der einst zu seinem Namen kam. Denn heute steht der Lokschuppen für Kultur. Und seit dem Jahr 2008 auch für die Kultur auf der „Kulturschiene“.
Dabei handelt es sich bekanntlich um eine städtischerseits betriebene Kleinkunstreihe. Und mit dieser wiederum führt das Kulturamt vor, dass gut‘ Ding, so, wie es der Volksmund spricht, mitunter tatsächlich Weile haben will. Und Ausdauer. Durchhaltevermögen insbesondere. Auch Vertrauen. All das war nötig, um dorthin zu kommen, wo man mit der „Kulturschiene“ heute steht. Auf der Sonnenseite. Die Schiene ist durchaus ein Erfolgsmodell geworden.
Ein Kunststück
Das war nicht immer so. Und zwischendurch stand die Reihe sogar schon mal auf der Kippe, weil man sich im Gemeinderat fragte, ob der Betrieb überhaupt weiter mitfinanziert werden solle. Wie gut, dass man’s tat. So konnte am Ende hier Qualität das tun, was unterm Strich immer nur Qualität tut, nämlich durchhalten. Mit der „Kulturschiene“ gelang sogar das auf dem kulturellen Sektor nicht alltäglich oder allerorten vorgeführte Kunststück, nach Corona mehr Publikum anzulocken als davor.
Was eigentlich ein doppeltes Kunststück darstellt. Denn die „Kulturschiene“ ist ein Nischenprogramm, und in diesem Zusammenhang immer hilfreich zu wissen sein könnte, dass es sich bei dieser städtisch verantworteten Veranstaltungsserie um eine mit, wenn man so will, eingebautem Spagat handelt. Denn es ist für die Macher immer wieder ein rechter Balanceakt, die Kluft zu überbrücken, die sich vor dieser Kleinkunstreihe auftut und die darin besteht, a) gleichzeitig an nackten Besucherzahlen gemessen zu werden, b) aber andererseits auch einen kulturpolitischen Auftrag zu haben, der wiederum von vornherein einen großen kommerziellen Erfolg ausschließt und ganz bewusst jenes Spektrum abdecken soll, von dem kommerzielle Anbieter eher die Finger lassen.
Verabredung zum Singen
Auch so betrachtet, wird auf der „Kulturschiene“ mit Absicht und Überlegung Kleinkunst angeboten, die freilich inhaltlich mit groß daherkommender Konkurrenz oft nicht nur mithalten kann, sondern sie mitunter sogar übertrifft. Dass sich das inzwischen langsam herumgesprochen hat und sich auch an schnöden Zahlen festmachen lässt, sollte alle am Projekt Beteiligten ruhig ein wenig stolz machen und weiter anspornen.
Beim Blick aufs einmal mehr von Oliver von Fürich zusammengestellte neue Programm fällt auf, dass es ganz offenbar immer noch einmal abwechslungsreicher als bislang gewohnt weitergehen kann. Am Anfang steht diesmal eine Verabredung. Eine Verabredung zum Singen, um genau zu sein. Denn Patrick Bopp erwartet am 16. Oktober sein Publikum, um gemeinsam mit ihm zu singen. „Aus voller Kehle für die Seele“ lautet das Motto, und gesungen wird, was sich singen lässt, von „Abba“ bis „ZZ Top“, denn bei Patrick Bopp ist alles möglich.
Physikanten und Romane
Weiter im Programm geht’s dann am 14. November mit Jazz und einem nicht ganz unbekannten Trompeter, nämlich Joo Kraus. Der wird nicht alleine kommen, sondern sein Quintett mitbringen.
Nicht Musik, sondern tatsächlich Physik wird am 27. November Trumpf sein. Im Lokschuppen erwartet werden dann „Die Physikanten“, die „Wissenschaft mit Knalleffekt“ versprechen und, wenn man so will, die unterhaltsame Seite der Naturwissenschaft beackern.
Dass Fernsehstars auch etwas anderes können, als für Serien vor der Kamera zu stehen, will am 3. Dezember Kai Wiesinger beweisen, der seinen ersten Roman geschrieben hat und diesen in Heidenheim vorstellen wird. „Zurück zu ihr“ lautet der Titel des literarischen Roadtrips in die Vergangenheit.
In ganzen Sätzen
Zur Begrüßung des neuen Jahres wird dann am 8. Januar gleich mal Kabarett geboten. Übernehmen wird das René Sydow, den Oliver von Fürich als „unglaublich wortgewandt“ beschreibt. „In ganzen Sätzen“ lautet das Motto, und Sydow möchte bei dieser Gelegenheit ansprechen, „was in unserer Sprache und Gesellschaft verschleiert, totgeschwiegen und zerredet wird“.
Musikalisch-literarisch vonstattengehen wird am 29. Januar der Abend mit Fee Brembeck, die mit viel Selbstironie auf die Absurditäten von Generationenkonflikten blickt; und zwar wird das die Opernsängerin, Autorin, Poetry-Slammerin und Kabarettistin unter dem Motto „Komm Du erst mal aus meinem Alter“ tun.
„Unverschämt“ daherkommen will am 27. Februar ein Mann namens Falk. Der Liedermacher, jüngst mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet, hat sich für diesen Abend „Pöbeleien von der nachdenklichen Art“ vorgenommen.
Folk und Heimatromane
Am 18. März im Lokschuppen zu Gast sein wird mit „Cara“ eine der erfolgreichsten Celtic-Folk-Bands überhaupt. Heimatromane auf die Schippe nimmt das Duo „Schwester Cordula“ am 15. April. Und am 7. Mai wird die „Kulturschiene“ wegen eines Star-Alarms vom Lokschuppen ins Konzerthaus verlegt. Erwartet werden dann nämlich Bernhard Hoëcker und Wigald Boning, die mal wieder die Fragen des Publikums kaum erwarten können.
Was auch zur „Kulturschiene“ gehört und deshalb nicht verschwiegen werden sollte, ist der „Poetry-Slam“ mit Johannes Elster im Lokschuppen. Drei Termine bietet die neue Saison: am 26. November, 4. Februar und am 6. Mai.
Eintrittskarten und weitere Details
Alle Veranstaltungen der „Kulturschiene“ beginnen um 20 Uhr. Der Vorverkauf für alle Termine beginnt am 2. Juni. Es sind auch verschiedene Abonnements zu haben. Eintrittskarten sind im Ticketshop des Pressehauses und bei der Stadt-Information erhältlich. Details zum Programm kann man im Internet unter www.heidenheim.de abrufen.