Insektenschutz

Wildbienen und Schmetterlinge: Was Gartenbesitzer im Landkreis Heidenheim im Herbst für diese Insekten tun können

Mit wenig Aufwand können Gartenbesitzer im Landkreis Heidenheim etwas für Insekten und Vögel tun – gerade im Herbst. Nabu-Naturschützer Bernd Engelhart gibt Tipps, damit es nächstes Jahr im Garten schöner blüht und öfter summt.

Bernd Engelhart ist seit 40 Jahren im Naturschutzbund (Nabu) engagiert. Zunächst über den Vogelschutz kam er zum Insekten- und Pflanzenschutz, denn alles hängt miteinander zusammen, wie er sagt. Wo es zu wenige Insekten gibt, finden Vögel nichts zu fressen. Und wo nicht genügend Blüh- und Futterpflanzen wachsen, gibt es zu wenige Insekten. Privatgärten tragen dazu bei, ein Pflanzen- und Futterangebot zu schaffen, damit sich diese Abwärtsspirale nicht weiter beschleunigt. Denn: Die Fläche aller deutschen Gärten ist fast so groß wie die aller Naturschutzgebiete. Jeder Hausgarten kann Engelhart zufolge mit nur kleinen Eingriffen zu einer Biodiversitätsinsel werden.

Bernd Engelhart kam über den Vogel-schutz zum Insekten- und Pflanzenschutz.
Bernd Engelhart gibt Tipps für mehr Vielfalt im Garten, um heimische Insekten und Vögel zu fördern. Foto: Rudi Penk

Herr Engelhart, schaut man sich im Landkreis um, sieht’s doch landschaftsmäßig gut aus. Bei uns steht kein Mais bis zum Horizont, dafür haben wir Heide und jede Menge Wald. Warum sind unsere Gärten wichtig?

Bernd Engelhart: Ja, auf den ersten Blick ist alles grün. Auf den zweiten Blick aber ist die Landschaft an vielen Stellen ökologisch ausgeräumt. Es gibt auch bei uns noch intensive Landwirtschaft, bei der konventionell gespritzt wird und auch die Wälder sind oft noch als Monokultur bewirtschaftet, wenngleich hier bereits ein Umdenken zu klimaresistentem Waldbau in Mischkulturen stattgefunden hat. Ebenso nimmt der biologisch-dynamische Landbau stetig zu, was sehr begrüßenswert ist! Unsere Gärten sind deswegen wichtige Refugien, denn hier wird eine Vielfalt geschaffen, die es draußen oft nicht mehr gibt. Oft ist die Artenanzahl in Gartengebieten größer als in der freien Landschaft.

Aber Gärten sind doch meist klein? Was bringt das fürs große Ganze?

Viele Insekten haben nur einen kleinen Bewegungsradius. Wir nennen es Trittsteinbiotope, über die diese Tiere dann von einem Garten oder einer Fläche zur nächsten gelangen. Wie von Insel zu Insel. So verbinden biodiverse Gärten Lebensräume und sind selbst solche.

Welche Insekten und Pflanzen sind bei uns besonders bedroht?

Wir müssen bei uns nicht zwingend einzelne extrem seltene Arten schützen, sondern das Hauptaugenmerk liegt auf der natürlichen Erhaltung unserer gesamten heimischen Artenvielfalt. Deswegen sollte man, wenn man eine Blumenwiese möchte, auch keine x-beliebige Saatmischung aus dem Baumarkt kaufen, sondern eine, die speziell unsere regional heimischen Arten enthält. Es gibt Firmen, die bieten so etwas als fertige Mischung regionalspezifisch an. Das schafft Lebensräume.

Wie kann man jetzt im Blumenbeet schon fürs nächste Jahr etwas Gutes tun?

Zum einen: Die abgeblühten Pflanzen über den Winter stehen lassen. An den Stängeln legen viele Insekten Eier ab und überwintern dort und die Samenstände sind Futter für Vögel. Das verwelkte Grün schützt zudem den Boden. Außerdem kann man jetzt schon planen, was nächstes Jahr wachsen soll. Dabei sollte man auf Vielfalt achten. Nach Möglichkeit sollte man heimische Stauden und Gehölze nehmen und mit exotischen Pflanzen nur ergänzen.

Auf kleiner Fläche Lebensraum für Wildbienen schaffen – zum Beispiel an einer besonnten Stelle eine Sandfläche anlegen, dazu ein paar Steine und Holzscheite daneben stapeln – fertig ist die Nisthilfe. stock.adobe.com/ irottlaender

Wer Schmetterlinge im Garten haben will, braucht nicht nur Blühpflanzen, sondern auch Futterpflanzen für Raupen. Wie geht man da vor?

Auch hier empfehle ich Saatmischungen mit regionalen Pflanzen. Diese wachsen saisonal unterschiedlich und bieten so den verschiedenen Raupenarten je nach Entwicklungsphase Futter. Außerdem blühen sie nacheinander bis in den Herbst.

Tut man etwas Gutes, wenn man Zwiebelpflanzen wie Tulpen und Narzissen setzt?

Optisch tut man etwas Gutes, ja. Und das ist auch wichtig und macht Spaß. Für Insekten sind diese Pflanzen allerdings oft nur von geringem Wert.

Wie kann man für die ersten Insekten im Frühjahr Nektarquellen schaffen? Helfen da Krokusse?

Besser sind Salweiden. Das sind die mit den weichen Kätzchen. Sie sind die erste Nektarquelle des Jahres für Bienen und Hummeln. Und: den Löwenzahn blühen lassen, auch wenn’s schwerfällt.

Insektenhotels aus dem Handel sind nicht das Allheilmittel, sagt Bernd Engelhart. Aber sie helfen, ein Bewusstsein zu schaffen. Foto. stock.adobe.com/radarman70

Was halten Sie von „Bienenfreundlich“-Etiketten im Gartenhandel? Abgebildet wird dort immer die Honigbiene, die gar nicht so bedroht ist wie Wildbienenarten.

Die Honigbiene ist ein Sympathieträger. Sie hilft, das Bewusstsein für Insekten bei Kunden zu wecken. Die so ausgezeichneten Pflanzen sind ergänzend zu unseren Wildpflanzen auch hilfreich. Zum Beispiel Lavendel. Er hat einen guten Wert für viele Insekten. Wildbienen hingegen haben ganz spezielle Anforderungen und können mit den so ausgezeichneten Pflanzen oft nichts anfangen. Diese Etiketten vermitteln dennoch ein positives Image für Insektenschutz und das kommt auch anderen Arten zugute.

Was kann man im Herbst für die Wildbienen des nächsten Jahres tun? Ein Insektenhotel aufhängen?

Insektenhotels aus dem Baumarkt sind sicher nicht das Allheilmittel, aber auch hier gilt: Allein, dass es sie gibt, schafft ein Bewusstsein, dass man etwas tun kann und muss. Besser und billiger ist, an geschützten, sonnigen Stellen Totholz im Garten auszulegen, beispielsweise Brennholzreste. Oder die Fugen zwischen Mauersteinen nicht zu dicht zu verfugen. Oder einen kleinen Steinhaufen aufzuschichten. Auch offene, sandige Stellen im Garten sind gut. Dort graben sich im Frühjahr Wildbienen ein und legen ihre Eier in den Boden.

Wie viel Platz braucht man dafür?

Ganz wenig. Da reicht ein Quadratmeter. Es geht auch hier darum, Inseln zu schaffen. Selbst in der Stadt können naturnah bepflanzte Balkonkästen und Terrassen viel für die heimische Insektenwelt bewirken.

Tipps für Gärtner im Herbst

Weniger aufräumen: Das Laub vom Rasen wegrechen und als Haufen neben den Kompost oder als Mulch unter Sträucher legen. Verblühte Stauden über den Winter stehen lassen. Fallobst für Schmetterlinge liegen lassen, oder in Ecken werfen, wo es nicht stört.

Grüngut zum Wertstoffhof: Keine Gartenabfälle in der Natur entsorgen, denn oft enthalten diese Samen nicht-heimischer Pflanzen, die in der freien Natur schädlich oder invasiv sind. Grüngut kann kostenlos bei Entsorgungsstellen des Landkreises abgegeben werden.

Keine chemischen Spritzmittel verwenden.

Naturnahe Wiesen nur ein- bis zweimal pro Jahr mähen.

Besonders nützliche Pflanzen: Wiesensalbei, Wiesenmargeriten, Wilde Möhre, Ringelblumen.

Besonders unnütze Pflanzen: Thuja, Forsythie.

Mit der Webseite www.naturadb.de und der NaturaDB-App kann man einfach herausfinden, ob eine Pflanze heimisch ist.

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