Die Tage auf der Ostalb können lausig kalt und unwirtlich sein. Sogar sommers. „Ich fürchte den Gedanken, den Winter hier zu verbringen. Wir mussten am 4. Juli ein Feuer anmachen. Du kannst dir vorstellen, wie es im Dezember sein wird“, schreibt in banger Voraussicht ein US-Soldat an seine Mutter. Am 8. August 1945 ist das, und aus den Worten des GI spricht die Hoffnung, möglichst bald wieder Richtung Heimat aufbrechen zu dürfen.
Der junge Soldat ist zu diesem Zeitpunkt in Heidenheim stationiert. Er gehört der 12. Panzerdivision an, die im September 1942 in Camp Campbell (Kentucky) in Dienst gestellt wird. Nach ersten Einsätzen im Pazifik führt der Weg im September 1944 per Schiff nach Liverpool. Fünf Wochen später setzt die Truppe nach Le Havre über. Nahe Herrlisheim im Elsass verliert sie bei schweren Kämpfen jeden zehnten ihrer 17.000 Männer.

Die Einheit trägt den Spitznamen Hellcats – Höllenkatzen. Ende März 1945 überquert sie den Rhein, nimmt Ludwigshafen, Würzburg, Schweinfurt und Dinkelsbühl ein. In den befreiten Konzentrationslagern bieten sich grauenhafte Bilder. Ganz anders sieht es hingegen in Heidenheim aus: „Hier ist nicht viel los, worüber es sich zu schreiben lohnt“, teilt der amerikanische Soldat seiner Mutter abseits der Wetterlage mit. Und weiter: „Wir können nicht klagen, übermäßig hart arbeiten zu müssen – weil wir nämlich nichts tun.“
Viel Zeit folglich, darüber nachzudenken, wie sich das Wohlergehen verbessern ließe. Und so schiebt der GI die Bitte nach, man möge ihm verschiedene Dinge des täglichen Bedarfs schicken: Kekse, Seife, Rasierklingen, denn „wir bekommen immer nur die billigen Marken“. Und weil auch Heimatliebe durch den Magen geht: „Sende mir ein Paket mit Essen, wann immer du kannst.“
Ungeachtet dessen ist die amerikanische Militärregierung bemüht, die Truppe bei Laune zu halten. Nachzulesen sind die Bestrebungen, für ein möglichst großes Maß an Normalität zu sorgen, in der „Hellcat News“. Bereits 1942 in Camp Campbell als Informationsblatt der 12. herausgegeben, erscheint die Militärzeitung am 19. Mai 1945 erstmals auch in Heidenheim. Die letzte online verfügbare von insgesamt 898 Ausgaben datiert von Dezember 2023.
Geliefert bekommen die Leser ein breitgefächertes Informationsangebot: Gottesdienstzeiten, Listen beförderter Soldaten, Ausflugstipps (Wandern in den „Valleys of the Rauhe Alb“ und in „The Sea of Stones near Bartholomae“), Nachrichten aus Sport und Politik, Veranstaltungshinweise. Dazu gehören wöchentliche Radiosendungen im Konzerthaus („Concert Hall“) und Aufführungen im Naturtheater („Nature Theatre“). In Gestalt eines regelmäßigen Cartoons kommt auch Humoriges nicht zu kurz, und immer wieder einmal ist auf Seite 2 eine leicht bekleidete Dame zu sehen.

Die Furcht des eingangs zitierten Soldaten vor einem Winter auf der Schwäbischen Alb erweist sich derweil als unbegründet: Die 12. Panzerdivision verlässt Heidenheim im November 1945 Richtung Marseille. Am 17. Dezember wird jenseits des Atlantiks, in Camp Kilmer (New Jersey), die Kriegsflagge eingemottet.