Jazz Heidenheim

Jazzbegeistertes Publikum beim Dozenten-Konzert in der DHBW Heidenheim

Zum Dozenten-Konzert drängte sich das Publikum in der DHBW. Die Musiker zeigten sich von ihrer besten Seite. Und auch der Verein Jazz Heidenheim profitierte von diesem Auftritt:

Jazzbegeistertes Publikum beim Dozenten-Konzert in der DHBW Heidenheim

„Das war richtig geil“. Man kann Sängerin Regina Heiß da nicht widersprechen. Denn wer sollte es besser als die Musiker wissen, wie gut ein Auftritt gelungen war. Gerade mal 90 Minuten hatten Martin Sörös (Flügel), Christoph Braun (Trompete), Markus Ehrlich (Tenorsaxophon), Jan Jäger (Posaune), Andreas Schmid (Bass), Felix Schrack (Schlagzeug) und eben Frontfrau Regina Heiß am Freitagabend Zeit gehabt, sich für ihren abendlichen Auftritt bei Jazz Heidenheim in der Alten DHBW einzuspielen. Dass ihnen das spielend gelungen ist, zeigt, dass Meister ihrer Instrumente am Werk  waren, richtige Dozenten sogar mit akademischem Grad - und voller Spielfreude.

Als Lehrer war die Gruppe bereits den Tag über gefordert gewesen. Seit über 20 Jahren findet am Werkgymnasium in Heidenheim ein Band-Workshop statt. Junge Anfänger in Sachen Jazz und auch erfahrenere Musiker und Musikerinnen können dort zwei Tage das Spielen in größeren Formationen üben. Die Dozenten wiederum steigen ebenso traditionell einmal abends bei Jazz Heidenheim auf die Bühne. Denn Pädagogen sollen ja auch ein Beispiel geben.

Allerlei Ohrwürmer parat

Für ihre 90 Minuten Programm hatten Instrumentalisten und Sängerin neben einigen Top-Titeln des Jazz aus den 1960er Jahren auch Ohrwürmer anderer Art präpariert. Mitunter war dazu vorab ein kleiner Kunstgriff im Arrangement nötig, um Klassikern wie „All Blues“ von Miles Davis oder „Blue Train“ von John Coltrane mit Jan Jägers Posaune eine zusätzliche Klangfarbe beizumischen. Vor großen Namen hatten die Musiker sowieso keine Scheu. Regina Heiß wagte sich an den Millionenseller „Respect“ von Aretha Franklin und hatte ein begeistertes Publikum an ihrer Seite. Nein, leicht machen wollten es sich die Dozenten und die Dozentin an diesem Abend wirklich nicht. Auch der Standard des mit 49 Jahren früh verstorbenen Trompeters Roy Hargrove „Straßbourg/St. Denis“ hat es in sich. Denn da darf Solist kürzeste Staccato-Töne ausstreuen und gleichzeitig damit das Band einer Melodie knüpfen. Allein mit dieser Fertigkeit hat Christoph Braun gezeigt, dass er in Kürze mit Fug und Recht Lehrer an einer Musikschule im Kreis Heidenheim wird. Jan Jäger, sein Chef in spe, legte seine Posaune sanft um die Trompete beim Hargrove-Titel.

Auch Markus Ehrlich war heftig gefordert bei Bebop, Hardbop, und Soul: hohes Tempo, klare Klangfarben, voller Einfälle.Im Zusammenklang mit Trompete und Posaune war Ehrlich die sichere Mitte. Charly Parkers „Confirmation“ war sicher einer der Höhepunkte beider Sets. Der 1945 entstandene Bebop-Titel zählt zu Parkers besten Kompositionen und dieser wiederum zu den größten Jazzmusikern aller Zeiten. Für die Tempovorgabe bei „Confirmation“ gibt es nur ein Wort: Spurt. Und das über eine lange Strecke mit rasanten Akkordwechsel und ohne Wiederholungen. Wie Martin Sörös am Flügel dabei seinen Spielraum highspeed nützte und noch mit Klangfiguren ausweitete, war schlicht stupend.

Zu siebt auf der Bühne

Wenn sieben Personen in der Alten DHBW bei Jazz Heidenheim auf der Bühne stehen, haben zwei das Hintertreffen: der Schlagzeuger und der Bassist. Sie sind klar zu hören, aber in der zweiten Reihe kaum zu sehen. Ohne beide läuft aber nichts beim Jazz, und weil es an diesem Abend so gut lief, müssen auch Andreas Schmid am Bass und Felix Schrack am Schlagzeug ihre Sache mehr als gut gemacht haben. Sörös, der durch den Abend moderierte, sparte denn auch nicht mit Komplimenten: Schrack sei einer der besten Drummer in Deutschland und für Schmid gab es gegen Ende doch noch den Raum für ein schön vertracktes Solo am E-Bass.

Mit „Stitched Up“ von Herby Hancock brachten die Musiker die letzte Ladung Power auf die Bühne der DHBW mit einer wieder erstaunlichen Regina Heiß, die mit ihrer feinen wie kräftigen Stimme souverän intoniert und besonders mit dem Scat das Herz der Jazzer erfreut. Großer Jubel zum Ende. Kurz nach Um 22 Uhr war Schluss. Denn am Samstag um 9 Uhr warteten am Werkgymnasium schon wieder die Schüler im Band-Workshop auf ihre Dozenten.

Da auch die Schüler das Band-Workshops ihre Pädagogen gern hören wollten, konnte Joachim Kocsis, der Vorsitzende von Jazz Heidenheim, 36 Jugendliche im Publikum zählen. Dass an diesem Abend auch noch acht neue Mitglieder gewonnen werden konnten, war für den Verein ein weiterer Anlass zur Freude. Über Mitgliedsbeiträge werden die Konzerte kofinanziert. Auch Bürgermeisterin Simone Maiwald war unter den Besuchern und überrascht, wie gut die Klangqualität in der Cafeteria der DHBW dank des gutes Equipments und der Tonmeister des Vereins ist. Mit 120 Sitzen musste an diesem Abend das gesamte Stuhllager des Vereins geräumt werden, damit das Publikum in der DHBW einen Platz hatte. 

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