Nachdem vor einem Jahr das Jakob Manz Projekt im Lokschuppen begeistert hatte, angelte sich die Kulturschiene in Zusammenarbeit mit dem Jazzverein Heidenheim 2025 erneut einen Hochkaräter: Der gebürtige Ulmer Jazztrompeter Joo Kraus machte mitsamt seiner Tourband Station in Heidenheim. Kraus hat mit „No Excuse“ im vergangenen Jahr sein 13. Soloalbum veröffentlicht und ist für seine einzigartige Mischung aus Soul, Jazz, Funk, Pop und Alternative bekannt. Zahlreiche Kollaborationen mit anderen Künstlern und eine Vitrine voll an Auszeichnungen haben Kraus längst als innovativen Musiker weit über die Jazzszene hinaus etabliert. Und am Freitag genossen rund 200 Zuhörer die bunte musikalische Rezitation.

Den Lorbeeren ließ Joo Kraus dann auch gleich Taten folgen, er kuratierte seine Songs regelrecht. „Hitback!“ machte seinem Namen alle Ehre und groovte, was das Zeug hält. Zudem ließ der Titel den Musikern genügend Freiraum für ihren filigranen Ideenreichtum. „Later“ von „No Excuse“ hingegen lud die Zuhörer zum Träumen ein und wurde ungemein entspannt von den Musikern intoniert. „Surfin‘ At Night“ besitzt einen griffigen, funkigen Chorus, dem Kraus eine soulige Note verpasste und „Chaka Boom (Tic Toc)“ präsentierte sich im 80er-Jahre Disco-Sound.
Publikum im Lokschuppen forderte vehement Zugaben
Nach einer kurzen Pause wurde mit „Back To Hell“ kräftig gerockt, ehe der Titeltrack des jüngsten Albums sehr experimentell und gleichermaßen melancholisch vorgetragen wurde. Während „Save Me“ und „Round And Round“ einen unüberhörbaren 80er-Vibe beinhalten, wurde der Soul-Titel „Smooth Operator“, ein Welthit der nigerianisch-britischen Sängerin Sade aus dem Jahre 1985, in einer Swingversion äußerst vielschichtig dargeboten. Die vehement geforderte Zugabe förderte den Titel „Albert Drive“ zu Tage, den Joo Kraus seinem Vorbild Herb Alpert widmete – ein Titel, der im „Tijuana-Musikgewand“ kredenzt wurde und durch einen dichter werdenden, blechernen Mariachi-Sound, einem straffen Stakkato sowie einem ungemeinen lateinamerikanischen Lebensgefühl charakterisiert ist.
Ebenso ambitioniert wie Kraus agierte seine Band. Ralf Schmid am Piano garnierte die Songs mit ausgefallenen Instrumental-Passagen und Spielwitz. Veit Hübner bewies seine Klasse am fünfsaitigen Kontrabass – ein Instrument, welches im Jazz eher selten zu hören ist. Torsten Krill am Schlagzeug agierte mit druckvollen und groovenden Drumsoli und Jo Ambros weiß, wie man die E-Gitarre stilvoll in die vielfältigen Klangwelten des Joo Kraus impliziert und sorgte damit für Szenenapplaus. Kraus selbst bot eine spannende Textur aus Improvisation und Spontanität. Nicht nur an seinem Instrument, sondern auch mit seinen Ansagen, die dem Konzert ein hohes Maß an Authentizität verliehen. Auch lyrisch vermochte er seine Zuhörer zu fesseln: Er reflektiert persönliche Themen genauso wie weltpolitische Sachverhalte. Seine Schildmütze gab die simple Antwort: Es gibt Hoffnung. Sein gerappter Sprachgesang ist und bleibt hingegen gewöhnungsbedürftig und mag an diesem Abend der einzige kleine Kritikpunkt einer ansonsten famosen und zu jeder Sekunde mitreißenden Darbietung gewesen sein.