Es ist ein seltenes Bild, wenn zu einem Richtfest eines Mehrfamilienhauses nicht nur Bauherren, Bauarbeiter und Anwohner erscheinen, sondern viele Gesichter aus dem Heidenheimer Gemeinderat mitsamt Oberbürgermeister Michael Salomo. Doch die Bauherren von Heinrich Hebel Wohnbau haben groß eingeladen zu dem Richtfest eines Hauses, direkt an der Hauptverkehrsroute durch Heidenheims südlichen Stadtteil Mergelstetten.
Richtfest bei über 30 Grad Celsius
Grund für die große Anteilnahme, trotz sommerlicher Temperaturen, ist die prominente Lage der Baustelle: Auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Haufe an der Mergelstetter Carl-Schwenk-Straße dominierte in den vergangenen Jahrzehnten nur das Bild der gähnenden Leere. Ein holpriges Feld mit Blick auf die Garagen der dahinter angrenzenden Wohnhäuser. Nun soll das Bild in der Ortsmitte Mergelstetten erneuert werden, da eben auch täglich tausende Menschen über die B19 nach Heidenheim oder Herbrechtingen fahren.
Das betonte auch Oberbürgermeister Michael Salomo bei seiner kurzen Ansprache. In Heidenheim sei der Wohnraum sehr wertvoll und Mergelstetten ein schöner Stadtteil zum Leben: „Die beiden Mehrfamilienhäuser bieten künftig insgesamt 22 dringend benötigte Wohnungen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des regionalen Wohnungsmarkts.“ Der neue Mehrfamilienhaus-Komplex soll der Startschuss zur Wiederbelebung des Ortes sein, der in seinem Kern über nur noch wenige Geschäfte verfügt.
Salomo fügte hinzu, dass in der Gemeinderatssitzung Ende Juni über den Beschluss des Bebauungsplans eines Drogeriemarktes in Mergelstetten abgestimmt werden soll. Ihm machten es die Gemeinderatsmitglieder Dr. Waltraud Bretzger (CDU), Tanja Weiße (SPD), Ralf Willuth (Freie Wähler) und Andreas Antoniuk (Grüne) gleich und folgten der Einladung der Unternehmer bei über 30 Grad Celsius.
„Für uns ist das ein ganz besonderes Projekt“, gab Jürgen Beyerle, Geschäftsführer von Heinrich Hebel Wohnbau, während seiner Rede auf dem Richtfest bekannt. Drei Faktoren machen dabei den Unterschied für die Bauherren: die Lage, die Größe und die Investitionen. Bereits vor über 30 Jahren habe das Unternehmen, das seinen Sitz nur wenige hundert Meter weiter hat, das Grundstück an der Carl-Schwenk-Straße erworben. Nach Jahrzehnten der Ungewissheit, ob die Firma ihren Sitz auf das Grundstück verlegen sollte, kam es in den vergangenen Jahren zur Entscheidung, ein weiteres Mehrfamilienhaus zu bauen.
22 neue Wohnungen in der Ortsmitte
Nachdem das Unternehmen Ende 2023 die Baugenehmigung erhalten hatte, erfolgte im April des vergangenen Jahres der Spatenstich für den Mehrfamilienhaus-Komplex, der Platz für 22 neue Wohnungen haben soll. Verteilt sind die Wohnungen auf zwei Häuser, die durch ein Verbindungsstück miteinander verbunden sind. Zusätzlich gibt es eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen. Die Gesamtinvestition der Bebauung liegt bei knapp acht Millionen Euro.
Zum aktuellen Zeitpunkt seien rund ein Drittel der Wohnungen notariell beurkundet und verkauft. Weitere Interessenten soll es bereits geben. Da der Rohbau der beiden zusammenhängenden Gebäude steht, kann jetzt die technische Ausrüstung wie Heizung, Sanitäranlagen und Elektronik im Haus verbaut werden. Im Sommer 2026 sollen die Wohnungen bezugsbereit und die Arbeiten am Haus fertiggestellt sein.
Ich werfe nun in alter Handwerker-Sitte das Glas hinab in eure Mitte
Polier Traub bei seinem Segensspruch
Die Rohbaufertigstellung wurde von den bisher eingesetzten Handwerkern gefeiert: Den Segensspruch durfte der Polier der Firma Riffel Bau übernehmen. „Ich werfe nun in alter Handwerker-Sitte das Glas hinab in eure Mitte“. Nach vier kräftigen Schlücken Wein ließ Polier Traub seinen Worten Taten folgen, warf das Glas in den Zwischenhof und segnete das Haus, damit es von Unglück, Feuer, Wind und Wetter verschont bleibt.