Naturtheater Heidenheim

Was macht einen richtig guten Poetry-Slam aus? Moderator Johannes Elster gibt Antworten

Am 22. Juli findet auf der Freilichtbühne des Heidenheimer Naturtheaters wieder ein moderner Dichterwettstreit statt – der inzwischen fünfte Poetry-Slam steht an. Moderator Johannes Elster erklärt, was einen guten Slam ausmacht und warum er das Heidenheimer Publikum so zu schätzen weiß.

Dass die Feder mächtiger als das Schwert und der Stift kraftvoller als jede Kanone ist, muss man in Heidenheim niemandem mehr erklären. Wilde Wortgefechte werden bisweilen natürlich auch auf der Straße ausgetragen, einige Male im Jahr wählen die Kontrahenten allerdings eine ganz andere Arena. Die Rede ist von Poetry-Slams, die hierorts dreimal jährlich im Lokschuppen und einmal jährlich auf der Freilichtbühne des Naturtheaters Einzug halten. Auf dem Schlossberg ist es kommende Woche wieder so weit: Am Dienstag, 22. Juli, messen sich Slammer bereits zum fünften Mal bei dem Dichterwettstreit. Moderiert wird das Spektakel von Johannes Elster.

Johannes Elster: mehr als 1500 Bühnenauftritte

Als der 2008 das Format Poetry-Slam für sich entdeckte, steckte es noch in den Kinderschuhen. Mit den Jahren hat sich Elster vom modernen Dichter zum Slam-Moderator entwickelt. 1574 Bühnenauftritte hat er inzwischen absolviert, 826 davon moderierend, davon waren wiederum mehr als 500 Poetry-Slams. Johannes Elster ein mehr als gehöriges Maß an Erfahrung zuzuschreiben, ist also beileibe nicht übertrieben.

Insofern weiß Elster auch ganz genau, was einen guten Slam ausmacht: „Er braucht Abwechslung, Vielfalt der Texte. Das muss vom lustigen Storytelling bis hin zu persönlichen Geschichten mit Tiefgang reichen. Und ein Slam braucht eine schnelle Abfolge. Es muss Schlag auf Schlag gehen“, erklärt Elster. Für letzteren Aspekt kommt die „Berufskrankheit“ der Slammer zugute: „Wir reden sehr schnell.“

Mehrere hundert Poetry Slams hat Johannes Elster bereist moderiert.
Mehrere hundert Poetry-Slams hat Johannes Elster bereist moderiert. Foto: Holger Bewersdorf

Ebenso schnell, wie auf der Bühne gedichtet wird, muss das Publikum reagieren. Feedback erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ad hoc in Form von Applaus. Der Denkprozess, das Verarbeiten des Gehörten geschieht laut Elster eigentlich erst viel später. Sowohl im Lokschuppen als auch im Naturtheater kann sich Johannes Elster auf die Kompetenz in den Zuschauerrängen verlassen: „Das Heidenheimer Publikum ist stimmungsvoll, begeisterungsfähig, aufmerksam und schätzt die ruhigeren Töne.“

Und das Heidenheimer Publikum kann sich auf hohe Qualität in Sachen Wortgefechte verlassen. Inzwischen organisiere und moderiere Elster praktisch nur noch kuratierte Poetry-Slams, bei denen im Gegenzug zu literarischen Open-Mic-Nächten eben nicht jede und jeder teilnehmen kann. Die Slammer werden von Elster vorausgewählt; in der Regel können sie bereits einen oder mehrere Titel vorweisen.

Das Heidenheimer Publikum ist stimmungsvoll, begeisterungsfähig, aufmerksam und schätzt die ruhigeren Töne.

Johannes Elster, Poetry-Slam-Moderator

Bei den Abenden im Lokschuppen steht neben Genre-Koryphäen stets ein Auftritt eines Lokalmatadors auf dem Programm. Eine Ausnahme bildet der Heidenheimer Dichter Martin Szegedi: „Der gehört zu einem Slam in Heidenheim einfach dazu und hat daher immer einen festen Platz außerhalb der Wertung“, erklärt Johannes Elster.

Was unterscheidet eigentlich einen Poetry-Slam im Lokschuppen von einem im Naturtheater? Eigentlich nichts und zugleich doch so einiges, findet Elster. „Letztlich ist keine Location vor einem Poetry-Slam sicher.“ Moderne Dichtkunst könne überall stattfinden. Und doch würden die beiden Orte unterschiedliches Publikum anlocken.

Dichtkunst auf der Freilichtbühne: der Poetry Slam im Naturtheater Heidenheim, hier im Jahr 2024.
Dichtkunst auf der Freilichtbühne: der Poetry-Slam im Naturtheater Heidenheim, hier im Jahr 2024. Foto: Holger Bewersdorf

Während im Lokschuppen zumeist zwischen 250 und 300 eingefleischte Poetry-Slam-Fans aufwarten würden, vermutet Elster, dass sich im Naturtheater mit seinen über 1000 Zuhörerinnen und Zuhörern tendenziell eher ein Publikum einfindet, dass die Freilichtbühne schätzt und der Kategorie Poetry-Slam in vertrauter Umgebung eine Chance gibt. Dazu kommt, dass sich die Kulisse der laufenden Sommerproduktionen im Naturtheater für die abschließende Abstimmung über die Siegerin oder den Sieger miteinbinden lässt.

„Ich denke, die beiden Locations ergänzen sich eher, als dass sie miteinander konkurrieren“, ist sich Johannes Elster sicher. Die wohl größte Konstante ist die Bandbreite des Publikums in Sachen Altersspanne – vom Schüler bis zum Rentner ist alles vorhanden.

Resttickets vorhanden

Der fünfte Poetry-Slam im Naturtheater Heidenheim findet am Dienstag, 22. Juli, ab 20 Uhr statt. Resttickets für die Veranstaltung gibt es unter anderem unter hz-ticketshop.de.

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