Neue Werkstätten

Was die Lebenshilfe in Heidenheim für mehr als zehn Millionen Euro baut

Die Lebenshilfe baut im Haintal in Heidenheim ein neues, großes Gebäude. Was dort untergebracht wird und wann der Neubau fertiggestellt werden soll.

Die Lebenshilfe hat damit begonnen, im Haintal ein neues, großes Werkstattgebäude zu errichten. Schon seit Ende Juni sind auf dem Gelände an der Giengener Straße Baumaschinen aktiv, anhand der Dimensionen der Baugrube lässt sich gut erkennen, dass hier, direkt neben dem bestehenden Lebenshilfe-Komplex, ein Neubau von nicht unbedeutender Größe entsteht.

„Das alte Gebäude, in dem unsere Werkstatt untergebracht ist, entspricht nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Werkstatt für Menschen mit Behinderung“, sagt Erwin Krajewski, Geschäftsführer der Heidenheimer Lebenshilfe. Die Räume seien dunkel und unfreundlich, „das kann einem schon aufs Gemüt schlagen“. Zudem seien an dem Gebäude dringend energetische Sanierungen notwendig, Brandschutz und Arbeitssicherheit müssten verbessert und in die Sanitäranlagen investiert werden. „Außerdem sind nicht alle Bereiche des Gebäudes barrierefrei, was bei einer Einrichtung für Behinderte natürlich problematisch ist“, so Krajewski.

Bessere Arbeitsatmosphäre soll geschaffen werden

Die Überlegung, einen Neubau für die Werkstatt zu errichten, reiche zurück bis ins Jahr 2020, sagt Geschäftsführer Jörg Schneider. Doch bis es tatsächlich zu dem Beschluss kam, habe man eine wahre Odyssee hinter sich bringen müssen. Dabei ging es darum, unterschiedliche Nachweise zu erbringen, um Fördergelder zu erhalten, um geeignete Flächen und dergleichen. Letztendlich jedoch ging alles gut. „Jetzt schaffen wir mit dem Neubau in Gebäude, das offen, transparent, freundlich und hell sein wird“, freut sich Krajewski. Ziel sei es, eine gute Atmosphäre an jedem Arbeitsplatz zu schaffen sowie den Klientinnen und Klienten ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.

Der Neubau der Lebenshilfe wird über vier Stockwerke verfügen. Ansicht: Wolf Planung

Entstehen soll ein Neubau mit vier Stockwerken, darunter zwei Untergeschossen. Das unterste dient als Lager und für die Technik, im darüberliegenden Geschoss, das aufgrund der Topografie nicht unterirdisch liegt, sollen drei Werkstattgruppen untergebracht werden. Im von oben zugänglichen Erdgeschoss sollen Räume für zwei Transfergruppen sowie für zwei Gruppen des Förder- und Betreuungsbereichs entstehen. Das erste Obergeschoss soll ebenfalls eine Werkstattgruppe sowie einen Bereich für die Berufsbildung und die Verwaltung beheimaten. Ist der Bau erst fertiggestellt, werden hier rund 117 Klientinnen und Klienten der Lebenshilfe sowie 20 Betreuerinnen und Betreuer arbeiten.

Topografische Herausforderungen

Insgesamt wird das Gebäude über mehr als 3000 Quadratmeter Gesamtfläche verfügen, die Nutzfläche beläuft sich auch knapp 2400 Quadratmeter. Die Kubatur umfasst knapp 15.000 Kubikmeter, die Grundfläche etwas mehr als 1000 Quadratmeter. Das Grundstück, auf dem der L-förmige Neubau entsteht, hat eine starke Hanglage, mit einem Höhenunterschied von Norden nach Süden von sieben und von Osten nach Westen mit knapp fünf Metern.

Die beiden Lebenshilfe-Geschäftsführer gehen davon aus, dass der Neubau zum Jahreswechsel 2026/27 fertiggestellt und bezugsfertig sein wird. „Das hängt aber natürlich auch von der Witterung ab. Wenn alles glattläuft, wird noch in diesem Jahr der Rohbau fertiggestellt“, sagt Krajewski. Für das Projekt investiert die Lebenshilfe mehr als zehn Millionen Euro, gefördert wird das Bauvorhaben mit Mitteln des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS), aus der Ausgleichsabgabe und aus Haushaltsmitteln.

Was mit dem bisherigen Werkstattgebäude passieren soll, wenn der Neubau in Betrieb ist, ist derzeit noch offen. Neben der Lebenshilfe-Werkstätten ist hier auch noch ein Teil der Pistoriusschule untergebracht.

Mehr als 100 Klienten

In den Werkstätten der Lebenshilfe werden von Menschen mit Behinderung unterschiedlichste Arbeiten verrichtet. Je nach Fähigkeit sind sie verschiedene Gruppen aufgeteilt. Es gibt eine Metall- und eine Holzwerkstatt sowie eine Montagegruppe, die einfache Arbeiten übernehmen. Die meisten Auftraggeber kommen aus der Region.

Im Berufsbildungsbereich sind derzeit zehn Menschen beschäftigt, sie sollen für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden. 60 Klientinnen und Klienten arbeiten in den vier Werkstattgruppen, in denen verschiedene Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen angeboten werden.

In den zwei Transfergruppen sind 19 Menschen tätig. Diese Möglichkeit richtet sich an Personen, die bereits im Arbeitsbereich der Werkstätten arbeiten und zusätzliche Unterstützung benötigen, um ihre Teilnahme am Arbeitsleben zu sichern. Darüber hinaus ermöglicht dieses Angebot den Übergang von Menschen aus dem Förder- und Betreuungsbereich in den Arbeitsbereich der Werkstätten.

In den zwei Förder- und Betreuungsgruppen sind 17 Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen beschäftigt, die einen hohen Bedarf an Unterstützung haben und nicht in einer Arbeitsgruppe arbeiten können. Hier steht vor allem die Schaffung einer sinnvollen Tagesstruktur im Vordergrund sowie das Erlernen von praktischen Fertigkeiten für den Alltag.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar