Abschied von Josef Weber

Warum die Wahl der neuen Ortsvorsteherin in Großkuchen nicht reibungslos ablief

Bei der letzten Sitzung von Josef Weber nach 28 Jahren als Ortsvorsteher in Großkuchen gab es einige Aufreger rund um die Wahl zur neuen Ortsvorsteherin.

Nach 28 Jahren im Amt wurde am Dienstagabend Großkuchens Ortsvorsteher Josef Weber vor dem Ortschaftsrat und einigen Bürgern verabschiedet. Während die Wahl zur neuen Ortsvorsteherin wenig überraschend auf die bereits vorher vorgeschlagene Nachfolgerin Linda Striebel fiel, kam es im Laufe der Sitzung – ebenfalls wenig überraschend – zu Aufregern.

Ärger von Anfang an

Die Sitzung des Ortschaftsrates, der auch einige Bürgerinnen und Bürger des Heidenheimer Teilortes beiwohnten, startete bereits mit dem ersten Tagesordnungspunkt kontrovers: Es sollten sieben bereits beschlossene Maßnahmen abgesegnet werden, die für den Haushaltsplan 2026 angemeldet werden müssen. Ortschaftsrätin Vera Wolf versuchte, diese Abstimmung zu vertagen. Als Grund dafür nannte sie die anstehende Wahl zur neuen Ortsvorsteherin. Bei Ortsvorsteher Josef Weber und den anderen Ortschaftsräten stieß dies auf Unverständnis, was auch eine darauffolgende Abstimmung ergab.

So war die Stimmung bereits etwas erhitzt, bevor es zur Wahl der neuen Ortsvorsteherin kam. Aufgestellt wurden Linda Striebel von der Freien Wählervereinigung und Vera Wolf von „Zukunft Großkuchen“. Bei einer geheimen Wahl stimmten sechs Ortschaftsräte für Linda Striebel und vier für Vera Wolf – was exakt der Aufteilung der beiden Listen im Ortschaftsrat entspricht. Striebel nahm die Wahl an und wird ab August den aus dem Amt scheidenden Josef Weber beerben, sofern der Heidenheimer Gemeinderat der Wahl zustimmt und keinen eigenen Kandidaten für den Posten vorschlägt.

Fehlgeschlagene Ablehnung

„Lasst nach der Wahl Ruhe einkehren“, diese Worte richtete die ebenfalls anwesende Stadträtin Tanja Oechsle an den Ortschaftsrat. Doch von Ruhe und Vernunft war anschließend nicht sehr viel zu sehen. Bei der Wahl zur Stellvertreterin der Ortsvorsteherin gewann Carmen Schwenk mit sechs zu vier Stimmen gegen die erneut aufgestellte Vera Wolf. Auch sie nahm die Wahl dankend an. Überraschenderweise schlug die neu gewählte Ortsvorsteherin Linda Striebel ihre vorherige Konkurrentin Vera Wolf als zweite Stellvertreterin vor. Diese lehnte aber bereits vor einer möglichen Abstimmung diesen Posten ab.

Der Ortschaftsrat Großkuchen im vergangenen Jahr. Von links: Vera Wolf, Thomas Vetter, Bettina Schill, Martin Kawälde, Carmen Schwenk, Bernd Scherieble, OB Michael Salomo, Tobias Hafner, Linda Striebel, Andreas Launer, Josef Weber und Thomas Launer. René Rosin

Nach einer zehnminütigen Besprechungspause war jedoch klar: Ohne einen triftigen privaten oder geschäftlichen Grund steht es Wolf nicht zu, die Wahl abzulehnen. So musste der Ortschaftsrat abstimmen. Fünf Stimmen gab es für Ja, vier für Nein und ein Rat enthielt sich. Da bei der Wahl eine absolute Mehrheit der Gesamtstimmen erforderlich ist, konnte die Wahl nicht angenommen werden und muss frühestens in einer Woche wiederholt werden.

Das Problem: Am 22. Juni muss der Heidenheimer Gemeinderat der neuen Ortsvorsteherin und den beiden Stellvertretern zustimmen. Bis dahin müssen Vorschläge für alle drei Positionen gefunden sein. Wolf ließ es sich nach den Wahlen nicht nehmen, eine Rede mitsamt persönlichem Fazit über das vergangene Jahr zu halten. Sie sei erleichtert, nicht gewählt worden zu sein und nannte das vergangene Jahr ein verschenktes Jahr für sich und Großkuchen. Zudem sei sie diffamiert worden, nur weil sie „die ein oder andere kritische Hinterfragung unternommen“ hätte.

Ein versöhnlicher Abschied

Die anschließende Verabschiedung von Ortsvorsteher Josef Weber sollte jedoch harmonischer verlaufen. „Vielleicht tritt ja jetzt ein wenig Freude auf“, sagte Weber zu Beginn, ehe er das Wort an seine Nachfolgerin übergab. „Josef, Du hast diesen Ort 28 Jahre lang geprägt wie kein anderer“, sagte Striebel und bedankte sich unter großem Applaus der Ortschaftsräte und den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern für das letzte Jahr, in welchem Striebel von Weber auf die Tätigkeiten als Ortschaftsrat vorbereitet wurde.

Du hast diesen Ort 28 Jahre lang geprägt wie kein anderer.

Linda Striebel zu Josef Weber.

Auch Tobias Hafner, der langjährige Stellvertreter Webers, durfte den Tränen nahe eine Dankesrede halten. Hafner scheidet aus eigenem Wunsch aus dem Amt des Stellvertreters aus. Zum Abschluss seiner letzten Sitzung, die laut Weber doch recht versöhnlich geendet hat, richtete der scheidende Ortsvorsteher noch mahnende Worte an die Ortschaftsräte für die Zukunft: „Haltet das gute Verhältnis mit der Stadt Heidenheim aufrecht, da wir von ihr abhängig sind.“

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