Jugendhäuser

Warum die offene Jugendarbeit in Heidenheim so wichtig ist

Zahlreiche junge Besucherinnen und Besucher nutzen in Heidenheim die Angebote der offenen Jugendarbeit. Welche wichtige Arbeit im Treff 9 und auf dem Mittelrain geleistet wird.

Viele Kinder und Jugendliche sind in Vereinen aktiv, besuchen kirchliche Jugendtreffs oder haben in anderen Verbänden Anschluss zu Gleichaltrigen. Aber es gibt auch jene, die zu derartigen Institutionen keinen Zugang finden. Um diese jungen Menschen kümmert sich die offene Kinder- und Jugendarbeit der Stadt in zwei Einrichtungen: dem Treff 9 und dem Kinder- und Jugendhaus Mittelrain. Über die Arbeit dort berichtete die Leiterin des Stadtjugendreferats, Carolin Schmid, den Mitgliedern des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportausschusses des Gemeinderats in deren jüngster Sitzung.

Die städtische Jugendarbeit sei unabhängig von kulturellem und ideellem Hintergrund, spreche unterschiedliche Milieuschichten und Altersklassen an und sei dabei bemüht, Benachteiligungen abzubauen. In den beiden städtischen Jugendhäusern verkehrten zu zwei Dritteln Kinder und Jugendliche aus dem unteren bis mittleren Bildungsspektrum, ebenfalls zwei Drittel der Besucher kämen aus prekären Familienverhältnissen. Außerdem gebe es viele Jugendliche mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrungen. „Unsere Einrichtungen sind für alle Kinder und Jugendliche offen", betonte Schmid, „ganz unabhängig von Alter, Herkunft oder Milieu“. „Viele haben einfach zu Hause schon aufgrund der Wohnsituation nicht die Möglichkeit, sich dort aufzuhalten, sich mit Freunden zu treffen oder zu spielen.“ Gerade für diese jungen Menschen seien die städtischen Einrichtungen eine gute Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zusammenzukommen und sich sinnvoll zu beschäftigen.

Beschäftigung und Betreuung

Dabei bieten die Jugendhäuser nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern umfangreiche und sinnvolle Beschäftigungen, aber auch Betreuung. „Dabei geht es darum, die Stärken der jungen Menschen zu fördern, aber auch darum, gruppendynamische Prozesse zu entwickeln“, so Schmid.

Die Kinder und Jugendlichen, die den Treff 9 in der Innenstadt regelmäßig besuchen, seien aus allen Teilen der Stadt, kämen aber auch aus anderen Kommunen des Landkreises, berichtete der Leiter Marcel Neumann. Durchschnittlich kämen täglich um die 26 Kinder und Jugendliche in den Treff, der Altersdurchschnitt liege bei 15 Jahren, der Anteil der Mädchen bei lediglich 23 Prozent. „Seit der Eröffnung des neuen Gaming-Rooms kommen auch mehr, das wird sehr gut angenommen“. Wichtig dabei sei, dass die Besucher die Spielkonsolen nicht nur benutzten, sondern ihnen von Verantwortlichen auch die Risiken erläutert werden. Deshalb werde hier auch Medienprävention und -pädagogik betrieben. Von großer Bedeutung sei, dass das Angebot niederschwellig ist und einfach jeder Interessierte willkommen sei. „Manche kommen einfach nach der Schule vorbei, um hier Zeit zu verbringen“, so Neumann.

Schon aufgrund der Größe des Treff 9 könne man den Kindern und Jugendlichen hier viele unterschiedliche Angebote unterbreiten. Die liegen dem Leiter zufolge in den Bereichen Bewegung, Gaming und Kreativität, so gebe es etwa Boxtraining, aber auch Töpfern und Bastelangebote. Durchschnittlich finden hier zudem zwei Konzerte pro Monat statt. „Das ist nicht nur ein gutes Angebot, sondern bietet uns auch die Möglichkeit, mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen, die bisher nicht hier waren“, sagt Neumann.

Viele Kinder auf dem Mittelrain

Etwas anders ist die Besucherstruktur im Kinder- und Jugendhaus Mittelrain. „Wir haben hier viele Kinder als Besucher, manche sind erst sechs Jahre alt und kommen täglich“, berichtete die Leiterin der Einrichtung, Natascha Ilg-Joos. Dass es so viele Kinder im Grundschulalter sind, lasse sich auch darauf zurückzuführen, dass viele aus sozial benachteiligen Verhältnissen mit entsprechend beengter Wohnsituation kämen. „Außerdem gibt es auf dem Mittelrain kaum Freizeitangebote“, so die Leiterin. „Wir haben hier auch viele Kinder mit Multiproblemlagen, um die wir uns intensiv kümmern müssen.“ Im Kinder- und Jugendhaus profitierten jedoch alle Besucher voneinander. Rund 500 Besucherinnen und Besucher kämen pro Monat in die Einrichtung, der Anteil der Mädchen liegt hier bei 31 Prozent. Zu den regelmäßigen Angeboten im Kinder- und Jugendhaus gehören Koch- und Backtage, Kreativtage sowie Bewerbungs- und Hausaufgabencoaching. Darüber hinaus gibt es noch weitere Freizeitangebote.

Das große Interesse an der Einrichtung stellt die Verantwortlichen mitunter auch vor Probleme. „Das Gebäude entspricht einfach nicht mehr den heutigen Anforderungen, es ist vieles kaputt, wir haben auch nur eingeschränkte Möglichkeiten bei den Angeboten“, sagte Ilg-Joos. Deshalb werde der vom Gemeinderat bereits 2024 beschlossene Bau eines neuen Jugendhauses auf dem Grundstück der Grundschule auch sehnlich erwartet. Den aktuellen Planungen zufolge soll dieses bis Mitte 2027 fertiggestellt sein. „Ein Neubau bietet die Chance für eine moderne, inklusive und bedarfsgerechte Kinder- und Jugendarbeit“, so die Leiterin.

Drei Säulen der Arbeit

Die Kinder- und Jugendarbeit in Heidenheim beruht auf drei Ebenen: der persönlichen Lebenssituation der Besucher, der Arbeit mit Gruppen und Cliquen sowie der strukturellen Arbeit. Carolin Schmid zufolge gehen diese Bereiche häufig ineinander über, denn es gelte, die persönliche Entwicklung des Einzelnen zu fördern, was wiederum auch gruppendynamische Prozesse auslösen könne und zur Stärkung der Gruppen führe.