Bedingt durch den Klimawandel

Warum auch im Landkreis Heidenheim die Grundwasserpegel sinken werden

Weite Teile des Landkreises Heidenheim sind Wasserschutzgebiet, es gibt hier ausreichend Grundwasser. Warum die Pegel trotzdem sinken, und was mit dem abgepumpten Wasser aus den Brunnen geschieht.

Die Durchschnittstemperaturen steigen kontinuierlich an, die Niederschläge werden seltener, aber dafür häufig heftiger. Diese dem Klimawandel geschuldete Veränderung hat natürlich auch Auswirkungen aufs Grundwasser. Gerade in einem Landkreis wie Heidenheim, in dem vergleichsweise viel Grundwasser entnommen wird, um auch Menschen weitab der Region mit Trinkwasser zu versorgen, spielt es deshalb eine bedeutende Rolle, die Grundwasserstände im Blick zu haben.

Das tut auch der Zweckverband Landeswasserversorgung. Dessen Pressesprecher Bernhard Röhrle erklärt, dass das Grundwasser tendenziell weniger wird: „Wir verlieren Jahr für Jahr 2,5 Kubikkilometer Grundwasser in Deutschland. Das entspricht seit dem Jahr 2000 in etwa der Wassermenge des Bodensees.“ Doch während in Berichten und Untersuchungen in manchen Teilen der Republik schon von Grundwasserstress und -knappheit die Rede ist, ist die Situation in der Region und im Landkreis Heidenheim noch relativ entspannt. „Trotzdem: Wir haben immer weniger im Grundwasserleiter“, so Röhrle.

Trotz der Tatsache, dass es in Baden-Württemberg höhere Niederschläge gibt, verdunstet aufgrund der höheren Temperaturen mehr Wasser – das deshalb nicht ins Grundwasser gelangen kann. Aufgrund der unterschiedlichen Schichten im Juragestein dauert es Röhrle zufolge zwischen drei Monaten und bis zu 15 Jahren, bis das Niederschlagswasser ins Grundwasser gelangt. „Das bedeutet auch, dass wir jetzt schon wissen, dass es in Zukunft weniger Grundwasser geben wird, wenn die Bedingungen so anhalten. Wir müssen jetzt handeln und versuchen, das weitere Ansteigen der Temperaturen zu verhindern.“

Mehrere Entnahmestellen im Landkreis

Im Landkreis Heidenheim verfügt die Landeswasserversorgung über mehrere Entnahmestellen. Südlich von Niederstotzingen und südlich von Sontheim gibt es Grundwasserfassungen mit insgesamt 80 Kiesbrunnen. Aus den Rohren sprudeln rund 800 Liter pro Sekunde. Hier wird das Wasser aus einer Tiefe von rund zwölf Metern entnommen. Außerdem gibt es bei Burgberg drei Tiefbrunnen, die Wasser aus bis zu 60 Metern Tiefe aus dem Karst pumpen, die Fördermenge liegt bei rund 500 Litern pro Sekunde. Eine weitere Pumpstation der Landeswasserversorgung liegt bei Dischingen. Die Buchbrunnenquelle im Egautal liefert rund 800 Liter pro Sekunde, wobei das Röhrle zufolge abhängig vom Wasserstand der Egau ist.

Grundsätzlich schwanken die Fördermengen, denn sie sind sowohl vom Bedarf als auch vom Grundwasserstand abhängig. „Wir fördern maximal ein Viertel der zur Verfügung stehenden Mengen, denn wir entnehmen Grundwasser so, dass der Natur keine Nachteile entstehen. Nur so können wir unsere Brunnen auch nachhaltig betreiben“, so der Pressesprecher. Das sei vor allen Dingen vor dem Aspekt wichtig, dass das Grundwasser auf Dauer weniger wird. „Einer Untersuchung der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zufolge gibt es in den kommenden 30 Jahren 15 Prozent weniger Grundwasser auf der Schwäbischen Alb“, sagt Röhrle. Deshalb sei es wichtig, die Infrastruktur auf das vorzubereiten, was in 20 Jahren kommt.

Das Grundwasser, das die Landeswasserversorgung im Landkreis entnimmt, wird nicht hier verbraucht. „Wir leiten es ins Remstal, in den Mittleren Neckarraum, nach Kirchheim/Teck und nach Hohenlohe“, erklärt der Pressesprecher. Während es im Landkreis Heidenheim nämlich auch aufgrund der Brenz einen Wasserüberschuss gibt, sind die anderen Regionen Wassermangelgebiete.

Auch die Stadtwerke fördern Grundwasser

Da es hier ausreichend Grundwasser gibt, entnimmt nicht nur die Landeswasserversorgung Trinkwasser. Auch die Stadtwerke Heidenheim unterhalten drei Pumpwerke auf Heidenheimer Gemarkung: Am „Siebten Fuß“ zwischen Aufhausen und Itzelberg, am Schmittenberg in Heidenheim und an der Goldquelle in Mergelstetten. Nach Auskunft von Stadtwerke-Pressesprecherin Viktoria Liske werden aus diesen Brunnen jährlich fünf bis 5,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gefördert. Mit etwa 3,5 Millionen Kubikmetern werden alle etwa 12.000 Haushalte, Gewerbe und Industrie in Heidenheim mit Trinkwasser versorgt. Etwa zwei Millionen Kubikmeter werden an die Landeswasserversorgung geliefert, das entspricht Liske zufolge dem Bedarf von etwa 13.300 Haushalten.

Vonseiten der Stadtwerke habe man bisher keine nachhaltige Veränderung am Grundwasserpegel feststellen können, heißt es auf Nachfrage. Die Pegel seien je nach Messstelle unterschiedlich, insgesamt jedoch auf dem Niveau der Vorjahre. „Wir können die Fördermengen über unsere drei Pumpwerke und Quellen hinweg verteilen, wodurch eine bedarfsgerechte Wasserlieferung an unsere Kunden gewährleistet werden kann“, so Liske. Die Grundwasserpegel würden über das Leitsystem der Stadtwerke rund um die Uhr überwacht, zudem gebe es von der LUBW weit über zehn Messstellen allein im Stadtgebiet Heidenheim.

Zwei weitere Pumpwerke

Neben den Stadtwerken Heidenheim und der Landeswasserversorgung gibt es auch den Zweckverband Härtsfeld-Albuch-Wasserversorgung. Der unterhält in Neresheim und Itzelberg Pumpwerke. Von hier aus werden mehrere Gemeinden des Ostalbkreises sowie Teile des Landkreises Heidenheim mit Trinkwasser versorgt.

Da der Boden im Landkreis Heidenheim aus durchlässigem Karstgestein besteht, sind 97 Prozent des Kreises als Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Die Einzugsgebiete des Grundwassers reichen weit über die Kreisgrenzen hinaus.

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