Schnaitheim hat es geschafft. Still, kreativ und mit bemerkenswerter Treffsicherheit im Schlaglochbereich. Die Heidenheimer Straße wurde laut Schild zur Unesco-Welterbestätte erklärt. Und wer einmal dort gefahren ist, der weiß: Diese Auszeichnung ist hochverdient. Die Anzahl und Qualität der Krater lassen jeden Fahrbahnkenner vor Ehrfurcht verstummen (oder laut fluchen). Es ist keine Straße mehr, es ist ein Zeitdokument. Ein Stück Geschichte, das sich hartnäckig weigert, in die Moderne überführt zu werden. Und ja, auch eine Art Open-air-Museum der kommunalen Instandhaltungsverweigerung.
Die Aktion unserer Schnaitheimer Mitbürger zeigt Humor mit Tiefgang – und leider auch mit tiefer Tiefe im Belag. Das Schild als satirisches Denkmal ist ein Volltreffer. Kein Rasierschaum, kein Klopapier, nur ehrliche Ironie und Verzweiflung. Doch statt es an der Straße verrotten zu lassen, hätte ich einen Vorschlag: Schnaitheim sollte dem Bürgermeister eines dieser kostbaren Schilder ins Rathaus bringen. So verliert er es nicht aus den Augen. Und falls jemand nach dem Zustand der Straße fragt, kann er wortlos darauf zeigen. Denn bei allem Humor: Es geht hier nicht nur ums Schmunzeln. Es geht darum, dass eine Straße in diesem Zustand nicht länger als Tradition durchgewunken werden darf. Auch nicht unter dem Deckmantel eines ironischen Welterbetitels. Und bitte keine Fördermittel-Diskussion. Was notwendig ist, soll getan werden, nicht nur, wenn’s irgendwo Geld dafür gibt. Verantwortung lässt sich nicht outsourcen.
In diesem Sinne: Möge der Titel Weltkulturerbe nicht ewig halten, aber das Schild im Büro des Bürgermeisters schon. Mit ernstgemeintem Humor und herzlichen Grüßen aus dem Tiefflug durch die Heidenheimer Straße.
Peter Reszneki, Heidenheim