Studie soll Bedarf ermitteln

So könnte der Busverkehr in Heidenheim neu geordnet werden

Im Heidenheimer Rathaus denkt man daran, die verschiedenen Verkehrsmittel in der Stadt besser zu vernetzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Busse.

Ein „Mobility Hub“, an dem unterschiedliche Verkehrsmittel vom Auto über die Bahn und den Bus bis zu Car-Sharing-Fahrzeugen, E-Scootern und Fahrrädern miteinander verknüpft werden. Klingt ziemlich großstädtisch. Die Verwaltung kann sich so etwas aber auch in Heidenheim vorstellen. Nur: Ist es überhaupt sinnvoll und umsetzbar? Eine Machbarkeitsstudie soll Antworten liefern.

Der Verkehrsentwicklungsplan 2035 verfolgt mehrere Ziele. Eines davon lautet: den ÖPNV in Heidenheim attraktiver machen. Im Mittelpunkt dieser Überlegung könnte eine Verkehrsdrehscheibe stehen, wie Ralf Käpplinger, im Rathaus Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung, jetzt den Mitgliedern des Technik- und Umweltausschusses erläuterte. Heißt konkret: Der Wechsel von einem Fortbewegungsmittel auf ein anderes ist ohne Umwege auf einer zentralen Fläche möglich.

Aus Sicht der Stadtverwaltung genügt der ZOB (im Hintergrund das Hellenstein-Gymnasium) in seinem jetzigen Zustand nicht mehr den Anforderungen eines zeitgemäßen Betriebs. Rudi Penk

Infrage kommt nach Einschätzung des Rathauses dafür das Gelände des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) auf der Nordseite des Hellenstein-Gymnasiums. Am 28. Mai 1995 offiziell in Betrieb genommen, entspricht er Käpplinger zufolge nicht mehr den heutigen Anforderungen: Es gebe zu wenige, obendrein zu kurze und nicht barrierefreie Bussteige, kein digitales Informationssystem für die Fahrgäste und zu wenige Stellflächen für das Fahrpersonal während der Ruhezeiten. Den ZOB, einst sieben Millionen Mark teuer, steuern überwiegend Regionalbusse und drei Stadtbuslinien an.

Letztere verlaufen sternförmig und begegnen sich an der knapp 300 Meter entfernten Zentralen Omnibushaltestelle (ZOH) an der Marienstraße direkt neben der Musikschule. Eingeweiht wurde die ZOH am 25. Mai 2003. Sie kostete seinerzeit 2,3 Millionen Euro. Eine mögliche Zusammenlegung der beiden Busbahnhöfe wird ebenso Bestandteil der Studie sein wie ein Ersatz für das der Stadt gehörende Parkhaus am ZOB, das aus statischen Gründen vor dem Abriss steht – das unmittelbar angrenzende Geschäftshaus befindet sich nicht in städtischem Eigentum. Teil der Gesamtbetrachtung sind zudem der in den vergangenen Jahren barrierefrei umgebaute Bahnhof und die davor installierte Fahrradabstellanlage mit jeweils 28 Einzelplätzen und Boxen.

Das Parkhaus (rote Backsteinfassade) beim ZOB sieht aus statischen Gründen seinem Abriss entgegen. Das Geschäftshaus rechts davon befindet sich nicht im Eigentum der Stadt und bleibt stehen. Rudi Penk

Nicht unumstritten, das machte die Diskussion unter den Mitgliedern des Ausschusses deutlich, sind Erwägungen, die beiden aktuellen Busbahnhöfe in einer Anlage aufgehen zu lassen. So zeigte sich Thomas Potzner (Freie Wähler) skeptisch: „Die ZOH liegt sehr zentral. Ich glaube nicht, dass es gut wäre, sie aufzugeben, weil manche einen weiter entfernten Bushalt sicher nicht mehr so nutzen würden wie bisher.“ Seine Fraktionskollegin Tanja Oechsle äußerte ähnlich lautende Vorbehalte: „Die Besucher der Innenstadt brauchen eine nahe gelegene Anlaufstelle.“

Oberbürgermeister Michael Salomo entgegnete, von entscheidender Bedeutung sei nicht der Ort, an dem sich die Linien des Stadt- und Regionalverkehrs begegneten, sondern Haltestellen an geeigneten Stellen in der Innenstadt: „Die würde es nach wie vor geben, und der Komfort wäre höher, wenn man nicht zwischen zwei Busbahnhöfen hin- und herrennen müsste.“ Außerdem könnte die Zusammenlegung im Bereich der heutigen ZOH Flächen freimachen, die sich anders nutzen ließen: „Deshalb ist das für mich kein can do, sondern ein must do“, sagte Salomo. Anamari Filipovic (Grüne) erkannte einen interessanten und innovativen Ansatz: „Es würde die Stadt aufwerten, wenn dort Platz für etwas Attraktives entstünde.“ Zugleich möchte sie geprüft sehen, ob der Bahnhofvorplatz komplett vom Pkw-Verkehr befreit werden kann.

Die wesentlichen Punkte rund um eine mögliche Verkehrsdrehscheibe in Heidenheim: ZOH (1), ZOB (2), Bahnhof mit Fahrradabstellanlage (3), Parkhaus am ZOB (4), Duale Hochschule (5), Erweiterungsbau Duale Hochschule (6), Lokschuppen (7). Geyer-Luftbild

Helmuth Feichtenbeiner (SPD) mahnte hingegen an, das Auto bei den Überlegungen nicht zu vergessen. So seien bezahlbare Abstellmöglichkeiten in ausreichender Zahl nötig. Einig zeigte sich Ralf Willuth (Freie Wähler). Er sprach sich für einen „gesunden Verkehrsmix“ aus und lenkte den Blick auf Parkplätze für jene, die vor Ort auf die Bahn oder den Bus umsteigen wollten. Käpplinger versicherte, die Beschäftigung mit derartigen Fragen sei Voraussetzung für eine finanzielle Förderung.

Während Prof. Ulrich Schrade (Grüne) dafür plädierte, „der Studie nicht zu viel vorwegzumutmaßen“, sondern zunächst sorgfältig alle relevanten Daten zu erheben, verwies Michael Rieck (CDU) auf einen finanziellen Aspekt: Die ZOH sei nicht einmal 25 Jahre alt. Sie nun aufzugeben, „würde sicherlich einen Aufschrei in der Bevölkerung geben“.

Uneingeschränkte Zustimmung erfuhr hingegen die schon länger diskutierte Idee, zwischen Brenzpark und ZOB-Gelände einen Fußgängern und Radfahrern vorbehaltenen Steg zu bauen. Er soll auch den Radweg entlang der B 19 ergänzen. Schlussendlich stimmten alle Ausschussmitglieder dafür, die Machbarkeitsstudie noch dieses Jahr in Auftrag zu geben.

Hohe Förderung steht in Aussicht

Die Verwaltung sieht sich bei ihren Überlegungen einig mit den Zielen des Landes hinsichtlich einer Verkehrswende. Da sogenannte Mobilitätsknoten zur Verknüpfung von Verkehrsmitteln eine zentrale Rolle spielen, locken laut Käpplinger beachtliche Fördermittel nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Die Kosten für die auf 90.000 Euro taxierte Machbarkeitsstudie würden demzufolge zur Hälfte übernommen, bei der Umsetzung einzelner Maßnahmen betrage die Förderung bis zu 75 Prozent. Bei allen Überlegungen sieht Käpplinger die Landkreisverwaltung im Boot, da sich der ZOB zwar auf städtischem Grund befinde, dort aber größtenteils Regionalbusse verkehrten.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar