Alkohol, Drogen, Glücksspiel

So hilft die Heidenheimer Beratungsstelle bei Suchtproblemen

Ist mein Konsum problematisch? Wie komme ich von Drogen oder Alkohol los? Wie kann ich meinen suchtkranken Angehörigen unterstützen? Antworten auf diese Fragen kann man mithilfe der Beratungsstelle der Diakonie Heidenheim finden. Diese gibt es schon seit 30 Jahren.

Im Paulusgemeindehaus an der Heidenheimer Bahnhofstraße findet man die psychosoziale Beratungs- und ambulante Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete. Seit drei Jahrzehnten bietet diese Einrichtung der Diakonie suchtkranken Menschen umfassende Unterstützung an. Zum 30-jährigen Bestehen berichten die Sozialpädagoginnen Eva Schunk und Kirsten Fey, die zusammen mit drei weiteren Kollegen und einer Verwaltungsfachkraft in der Beratungsstelle tätig sind, von ihrer Arbeit und wie sich diese in den letzten Jahren verändert hat.

Die Gründe, warum sich Menschen an die Beratungsstelle wenden, sind unterschiedlich. „Viele kommen, wenn sie selbst bemerken, dass ihr Konsum problematisch wird“, sagt Eva Schunk. Manchmal sind es aber auch Impulse von außen, die den entscheidenden Anstoß geben: Jemand hat den Führerschein aufgrund von Alkohol verloren oder wird von einem Kollegen angesprochen. „Ich verstehe die Suchtberatung als einen Ort, an dem man ergebnisoffen miteinander reden kann“, sagt die erfahrene Sozialpädagogin.

Der Betroffene entscheidet

Die Entscheidung, mit dem Konsum aufzuhören, liege immer beim Klienten oder der Klientin. „Wenn ein Betroffener nichts ändern will, muss man das akzeptieren.“ Das sei manchmal für Angehörige sehr schwierig. Für diese bietet die Beratungsstelle der Diakonie ebenfalls Gespräche an. In denen gehe es darum, was die Angehörigen brauchen und was ihnen guttut. Wenn diese sich dann mehr um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern, könne das manchmal auch Veränderungen bei den Betroffenen auslösen, berichtet Eva Schunk.

Das vorrangige Suchtmittel ist bei den meisten Betroffenen, die Hilfe suchen, der Alkohol. Von den 296 Menschen, mit denen die Suchtberatungsstelle 2024 mehrfach in Kontakt war, hatten 161 ein Alkoholproblem. Drogen waren bei 93 Klientinnen und Klienten der Grund für die Gespräche, wobei laut Eva Schunk harte Drogen immer seltener ein Thema seien. Dafür gab es 22 Menschen, die wegen einer Glücksspielproblematik die Beratungsstelle kontaktiert haben, und sechs Klientinnen und Klienten bereitete ihre exzessive Mediennutzung Schwierigkeiten. „Verhaltenssüchte nehmen zu“, konstatiert Eva Schunk.

Sucht ist eine Krankheit

Kirsten Fey weist darauf hin, dass Sucht eine anerkannte Krankheit ist, die zwar behandelbar, aber nicht heilbar sei. „Sucht ist oft eine Bewältigungsstrategie“, sagt die Sozialpädagogin. Manchmal gebe es Ereignisse, die ein problematisches Konsumverhalten auslösen. Dazu gehören beispielsweise der Verlust eines Menschen, Schulden oder eine Scheidung. Umgekehrt kann aber auch eine Suchterkrankung zum Konflikt mit dem Gesetz oder finanziellen Problemen führen.

Einzelgespräche sind nicht das einzige Angebot der Beratungsstelle: Zwei Mitarbeiter bieten auch die Möglichkeit der ambulanten Therapie an. Dabei finden viele Treffen in der Gruppe statt. Voraussetzung ist aber, dass die Betroffenen es schaffen, abstinent zu bleiben. Wenn das nicht möglich ist, hilft die Beratungsstelle auch bei der Vermittlung in eine stationäre Therapie. Darüber hinaus gibt es eine Nachsorge-Gruppe, einen Angehörigentreff, eine Infogruppe für Menschen, die ihr Konsumverhalten reflektieren möchten und ein spezielles Angebot der Kurzintervention für junge Menschen unter dem Titel „Realize it“.

Auch Arbeitgeber sind wichtig

Die Beratungsstelle hat viele Kooperationspartner. Verstärkt würde man mit der Wohnungslosenhilfe der Caritas zusammenarbeiten, berichtet Kirsten Fey. Auch mit der Suchtstation der Psychiatrie im Heidenheimer Klinikum stehe man in engem Kontakt. Berührungspunkte gebe es auch oft mit der Bewährungshilfe, dem Jugendamt oder dem Reha-Verein.

Eine wichtige Rolle spielen können auch Arbeitgeber: Häufig fällt es am Arbeitsplatz auf, wenn ein Mitarbeiter beispielsweise nach Alkohol riecht, unkonzentriert arbeitet oder oft fehlt. Vorgesetzte wissen aber bisweilen nicht, wie sie darauf reagieren sollen. „Nicht verurteilen, ein wertschätzendes Gespräch führen und Hilfe anbieten“, rät Eva Schunk. Weil solche Situationen schwierig sind, bietet die Suchtberatungsstelle auch eintägige Schulungen für Führungskräfte in Betrieben an.

Kontakt und offene Sprechstunden

Für Klientinnen und Klienten ist die Beratungsstelle kostenlos und die Gespräche sind absolut vertraulich. Die Stellen der Mitarbeitenden werden von Land und Landkreis finanziert, den Rest trägt das Diakonische Werk der evangelischen Kirche. Die Gespräche finden unabhängig von Konfession oder Religionszugehörigkeit statt.
Kontakt zur Beratungsstelle über Tel. 07321.4881350, E-Mail psb-diakonieheidenheim@elk-wue.de. Offene Sprechstunden (Bahnhofstr. 33) finden montags von 15 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 10 bis 11.30 Uhr statt.

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