Was haben Dream Theater, Kiss, Deep Purple oder Yngwie Malmsteen mit Siggi Schwarz gemeinsam? Sie alle haben den Schritt gewagt und durch die Hinzunahme eines Orchesters Rockmusik mit klassischen Ansätzen verschmolzen. Harte Klänge und sanfte Töne können eine überaus faszinierende Symbiose bilden – es steckt allerdings ein ungemeines, musikalisches Feingefühl dahinter, um diese Kombination in einem fesselnden Soundgewand zu präsentieren. Siggi Schwarz ist auf diesem Terrain kein Neuling: Erst im September vorigen Jahres verzückte er in der Heidenheimer Waldorfschule sein Publikum und sorgte für Begeisterung unter den Zuhörern. Begleitet wurde er auch diesmal von Sänger Markus Engelstaedter und den Frankfurter Sinfonikern unter der Leitung des südkoreanischen Dirigenten Joongbae Jee. Seine hochkarätige Begleitband bestand aus Maxx Hertweck (Schlagzeug), Danny O’Steen (Bass), Max Hunt (Keyboard) und Rebecca Wick (Background-Gesang).
Den Startschuss in den klangvollen Abend bildete Scorpions‘ „Rock You Like A Hurricane“ mit viel Bombast und einer perfekt austarierten Darbietung der Rockmusiker und den Sinfonikern. Wer Van Halens Megahit „Jump“ aus dem Jahre 1984 mit klassischen Tönen in Verbindung bringt, mag für verrückt erklärt werden. Hört man sich die Version von Siggi Schwarz an, sollte man dieses Vorurteil schnellstens revidieren. Das Orchester kam wuchtig aus den Boxen und Siggi Schwarz konnte sich beim Tappen, einer Spieltechnik, bei der mehrere Finger der Anschlaghand verwendet werden, um schnelle Läufe und Akkorde hervorzuzaubern, austoben.
Whitesnake, Toto und Gary Moore
Bei Whitesnakes „Here I Go Again“ schickte Schwarz Grüße an Bernie Marsden, der vor nicht ganz zwei Jahren verstarb und mit Whitesnake-Bandleader David Coverdale diesen Evergreen der Rockgeschichte geschrieben hatte. Bryan Adams „(Everything I Do) I Do It For You“ ist prädestiniert für die orchestrale Untermalung und bei Totos „Africa“ durfte sich Maxx Hertweck am Schlagzeug austoben und in die Fußstapfen der legendären Toto-Drummer Simon Phillips und Jeff Porcaro treten. Bei seinem Gitarrensolo huldigte der frischgebackene Bundesverdienstkreuzträger Siggi Schwarz unüberhörbar seinem Idol Jimi Hendrix, um mit der Eigenkomposition „Love Of My Life“ vom 2012 erschienenen „New Love Songs“ –Album und Gary Moores „Over The Hills And Far Away“ aus dem Jahr 1987 den Pausentee einzuläuten.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es zurück in die 70er-Jahre mit Manfred Mann’s Earth Band und dem keyboardgetränkten „Blinded By The Light“, gefolgt von Bon Jovis kantigem „It’s My Life“ und Totos groovigem und von Jazzpassagen durchzogenen „Rosanna“. Bei Eric Claptons „Layla“ wurde Schwarz von seiner Schülerin Loimushka Vogel an der Gitarre tatkräftig unterstützt und Led Zeppelins „Stairway To Heaven“ zeigte einen weiteren unverzichtbaren Song der Musikgeschichte im Rock-Classic-Format – beide Songs gehörten ohne Zweifel zu den Highlights des Abends.
Die Sitze wurden überflüssig
Die Band ist der Star betont Siggi Schwarz immer wieder bei seinen Auftritten. Doch einen Musiker durfte man an diesem Abend durchaus hervorheben: Markus Engelstaedter, der trotz gesundheitlicher Probleme eine fabelhafte Leistung darbot und Queens klassisch-beeinflusste, theatralische Rock-Oper „Bohemian’s Rhapsody“ beeindruckend vorgetragen hat. Die Sitze hätte man inzwischen abbauen können, denn die wurden spätestens ab diesem Zeitpunkt vollkommen überflüssig.
Europes „The Final Countdown“ stand als nächstes auf dem Programm. Deren Sänger Joey Tempest weiß aus eigener Erfahrung, wie man den Klassiker aus dem Jahre 1986 mit philharmonischer Unterstützung in Szene setzt und dürfte dennoch stolz auf die dargebotene Version gewesen sein. „Music“, ein kontrastreicher, von Tempowechseln geprägter Song aus der Feder von John Miles und der Dauerbrenner „You’re The Voice“ des australischen Sängers und Komponisten John Farnham läuteten bereits den Endspurt ein, ehe zwei der größten Rockhymnen aller Zeiten, namentlich „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ vom 1977 erschienenen Queen-Album „News Of The World“ den finalen Paukenschlag markierten.
Ein Auftritt voller Emotionen, geprägt von viel musikalischer Finesse, einem herausragenden Feintuning und einer wunderbaren Stimmung – so wurde auch dieser Auftritt in der Heidenheimer Waldorfschule zu einem unvergesslichen Abend.
Rock meets classic in Herbrechtingen
Nächster Stop Bibrishalle: Am Samstag, 20. September, wird Siggi Schwarz sein „Rock meets classic“-Konzept in der Bibrishalle in Herbrechtingen vorstellen. Startschuss ist um 20 Uhr, Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen.