Ausstellung „Alte Heimat – neue Heimat“

Seit 2000 Jahren: Ausstellung zeigt Heidenheim als Ziel von Zuwanderung

Ein aktuelles Thema, historisch aufgearbeitet: Der Heidenheimer Heimat- und Altertumsverein zeigt in der Ausstellung „Alte Heimat – neue Heimat“, dass Zuwanderung in Heidenheim schon seit 2000 Jahren ein wichtiges Thema ist.

Die Ausstellung „Alte Heimat – neue Heimat. 2000 Jahre Zuwanderung in Heidenheim“ auf dem Schloss öffnet ihre Türen. Dabei erzählt ein Rucksack die Geschichte von Tausenden:

Gerade einmal 16 Jahre alt ist Magdalena Müller beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und dem Überfall der Deutschen auf ihre Heimat Neiße in Oberschlesien, im heutigen Polen. Kurz bevor dort im Februar 1945 die Rote Armee einmarschiert, flieht Magdalena mit Mutter, Schwester und Tochter nach Österreich. Von dort aus, wo sie als Reichsdeutsche nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 ausgewiesen werden, kommen die Familienmitglieder schließlich nach Heidenheim. Hier werden sie von den amerikanischen Besatzern zunächst in einem Barackenlager mit gefängnisähnlichem Charakter untergebracht.

Nur mit einem Rucksack unterwegs

Magdalenas einziges Gepäckstück auf ihrer Flucht, die sie und ihre Familie schließlich nach Heidenheim geführt hat: ein Rucksack, vermutlich noch aus ihrer Schulzeit. Dieser steht sinnbildlich für Magdalenas Geschichte, die so oder so ähnlich damals rund 13 Millionen Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten erlebten. Ca. 21.000 dieser „Rucksackdeutschen“ kamen im Landkreis Heidenheim an und wurden hier heimisch, was zu dieser Zeit knapp einem Fünftel der Bevölkerung entsprach.

Wann und ob überhaupt Zugewanderte zu Einheimischen werden, ist nur ein Aspekt der Ausstellung „Alte Heimat – neue Heimat. 2000 Jahre Zuwanderung nach Heidenheim“, die am Freitag, 16. Mai, auf dem Schloss eröffnet. Ins Leben gerufen hat sie der Heimat- und Altertumsverein Heidenheim (HAV). Auch Magdalenas Rucksack inklusive der Fortsetzung ihrer Geschichte sind hier zu bestaunen.

Die Ausstellung blickt auf ca. 2000 Jahre Zuwanderungsgeschichte in Heidenheim zurück, beginnend mit den römischen Soldaten, die damals zur Limesüberwachung hierherkamen. Größere Dynamiken brachten beispielsweise auch der Bau der Eisenbahnstrecke im 19. Jahrhundert in Heidenheim sowie natürlich die eingangs erwähnten Zuwanderer nach Kriegsende und die Gastarbeiterwelle in den 1960er-Jahren. Zuwanderung ist also keineswegs ein aktuelles Phänomen.

Permanente und massenhafte Zuwanderung nach Heidenheim

„Vor allem Heidenheim hat permanent und massenhaft Zuwanderung erfahren“, sagt Dr. Martin Burkhardt, Vorstand des HAV. Dabei wird hier natürlich kein homogenes Bild gezeichnet. Die Ausstellung beleuchtet auf vielfältige Weise allerlei Arten von Zuwanderern, die von außerhalb der Region Ostwürttemberg gekommen sind. „Spätestens mit dem Ankommen und dem Sesshaftwerden ist die Heidenheimer Geschichte auch ihre Geschichte“, so der Vorsitzende.

Das vorhandene Arsenal umfasst etwa 30 Exponate, von denen jedes eine eigene Geschichte erzählt. „Eine manchmal berührende, oft auch beeindruckende oder gar haarsträubende Geschichte“, wie es der Ankündigung des HAV zu entnehmen ist. Dabei handelt es sich bei einigen Ausstellungsstücken um teils sehr banale Gegenstände, wie ein Stück von einem Zaun oder eine Rolle Toilettenpapier. Aber auch diese Art von Dingen erzählen eine Geschichte, und genau diese machen einen wesentlichen Aspekt der Ausstellung aus: Die Geschichten hinter den Gegenständen und wie diese mit Heidenheim zusammenhängen. „Wir wollen damit außerdem eine Reflexion darüber erzeugen, was wir geworden sind“, sagt Ingrid Kriesten, Vorstandsmitglied des HAV.

Dynamisches Ausstellungskonzept

Die historische Ausstellung ist jedoch keineswegs eine reine Zurschaustellung von Gegenständen, vielmehr soll sie dynamisch, offen, vielfältig sein. Das Konzept der Vielfalt macht sich schon allein an der farbenfrohen Gestaltung der Schaukästen bemerkbar. Auch sind die Menschen dazu eingeladen, ihre eigene Geschichte der Zuwanderung oder die ihrer Vorfahren zu präsentieren. In welcher Form ist absolut offen, geplant sind bereits verschiedene Vorträge, Lesungen und Gespräche sowie auch Beiträge in musikalischer Form. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, sich über einen QR-Code zu melden, wenn man einen Gegenstand besitzt, der in die Ausstellung passt oder anderweitig dazu beitragen möchte. Des Weiteren sind bereits zahlreiche andere Extras rund um die Ausstellung geplant, wie eine öffentliche Führung am Sonntag, 18. Mai, um 11 Uhr oder ein Vortrag über „Drei Römer mit Migrationshintergrund in Aquileia/Heidenheim“ von Gereon Balle am 24. Juni um 19.30 Uhr.

Ausstellung bis Ende Oktober zu sehen

Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 16. Mai, um 19.30 Uhr im Museum Schloss Hellenstein. Der Eintritt ist kostenlos. Öffnungszeiten des Museums Schloss Hellenstein 1. April bis 31. Oktober: Dienstag bis Samstag 11 bis 16 Uhr. Sonn- und Feiertage: 11 bis 17 Uhr.

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