Kleine Ursachen, große Wirkung

Radfahren soll in Heidenheim an vielen Stellen sicherer und komfortabler werden

Mitunter bedarf es nur kleiner Maßnahmen, um das Fahrradfahren attraktiver und sicherer zu machen. Die Heidenheimer Stadtverwaltung hat jetzt einen Katalog erstellt, der in den kommenden Jahren abgearbeitet werden soll.

Damit innerörtliche Verbindungen für Radler komfortabler und sicherer werden, bedarf es nicht unbedingt großer Umbauten. Mitunter tut es auch ein Schild oder eine Markierung. Die Stadtverwaltung hat sich in Person von Ralf Käpplinger, dem Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung, auf die Suche nach solchen Stellen gemacht und daraus einen Aufgabenkatalog entwickelt, der nun nach und nach abgearbeitet werden soll.

Käpplinger war auf dem Rad im gesamten Stadtgebiet unterwegs, um mittels des sogenannten Geo-Trackings zu dokumentieren, wo sich mit Blick auf die Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplans Nachbesserungen anbieten. Mehr als 50 Einzelmaßnahmen kamen so zusammen, und ein Ingenieurbüro für Verkehrsplanung erhielt den Auftrag, Möglichkeiten der Umsetzung zu eruieren. Es ging beispielsweise darum, wo Fahrradstraßen möglich sind, und welche Einbahnstraßen sich im Gegenverkehr für Fahrradfahrer öffnen lassen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Schließen bestehender Lücken auf den Vorrangrouten Mergelstetten-Stadtzentrum-Schnaitheim, Jahnstraße-Werkgymnasium sowie Zanger Straße-Voithsiedlung.

Alternative Fahrradrouten entlang von Bundesstraßen

Als sich der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats jetzt mit dem Thema befasste, bekamen seine Mitglieder keine abschließende Übersicht samt Zeitplan vorgelegt. Vielmehr ging es zunächst um grundsätzliche Erwägungen. So formulierte Käpplinger als Richtschnur, vor allem Markierungen und Beschilderungen zu verändern, „um kurzfristig Verbesserungen für den Radverkehr zu erreichen“. Ziel ist es aus Sicht des Rathauses, „ein grundlegendes, durchgängiges Radverkehrsnetz in der Stadt herzustellen“. Von hervorgehobener Bedeutung ist dabei auch die Suche nach alternativen Routen entlang der Bundesstraßen.

Schnell zeigte sich, dass nicht in jedem Fall Wünschenswertes auch machbar ist. So erwies sich bei genauer Betrachtung die Öffnung der Heinrich-Heine-Straße für Radler und Radlerinnen entgegen der Fahrtrichtung als nicht umsetzbar, weil dafür schlichtweg der zur Verfügung stehende Platz nicht ausreicht. Anders sieht es auf der Mühlstraße in Schnaitheim in Verlängerung der ersten Fahrradstraße im Heidenheimer Stadtgebiet aus.

Die mit detaillierten Steckbriefen versehenen Einzelmaßnahmen sollen in den kommenden Jahren abgearbeitet werden – „abhängig von den Finanzen und den personellen Ressourcen“, wie Oberbürgermeister Michael Salomo anmerkte.

Dass der Teufel oftmals lediglich im Detail stecken dürfte, zeigt sich an zwei Beispielen: Bei der Unterführung an der Theodor-Heuss-Straße mangelt es an einer korrekten Beschilderung, und an der Erchenstraße stehen Laternenmasten zwischen dem Geh- und dem zu schmalen Radweg.

Vielleicht haben Sie auf der Bahnhofstraße schon mal einen Radfahrer gesehen. Ich nicht.

Thomas Potzner, Fraktion Freie Wähler

Zur Sprache kamen allerdings auch Vorschläge mit weitreichenden Auswirkungen. So regte Prof. Ulrich Schrade (Grüne) an, die rechte Spur der bergab führenden Zanger Straße für den Radverkehr zu reservieren: „Die linke Fahrbahnseite würde für die Autos genügen, denn die dürfen ja ohnehin alle nur mit Tempo 60 fahren.“

Auf Widerstand stieß er mit seinem Ansinnen bei Thomas Potzner (Freie Wähler). Eigenem Bekunden zufolge häufig mit dem Fahrrad unterwegs, mahnte dieser an: „Wir müssen aufpassen, dass die Autos nicht aus der Stadt verdrängt und Radwege nur dem tatsächlichen Bedarf entsprechend angelegt werden.“ Exemplarisch führte er den Radfahrstreifen auf der Bahnhofstraße an: „Vielleicht haben Sie da schon mal einen Radfahrer gesehen. Ich nicht.“ Wer mit dem Rad Richtung Süden unterwegs sei, wähle stattdessen die Grabenstraße.

Ist-Zustand dokumentiert

Die mit der Kamera vom Fahrrad aus erfolgte Dokumentation des Ist-Zustands konzentrierte sich auf verschiedene Aspekte, die als Grundlage konkreter Maßnahmen dienen: Art der aktuellen Verkehrsführung, zulässige Fahrtrichtung, Breite der Verbindung, mögliche Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, Qualität von Beschilderungen und Markierungen, bestehende Mängel mit Blick auf den Radverkehr.

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