Um den schnöden Mammon ging es bei der „Open“ noch nie. Seit jeher kostet der Eintritt zur jährlichen Kunstausstellung des Schmelzofen-Vereins ganz genau: nichts. Fast schon paradox erscheint es da, dass die diesjährige Auflage in einem Gebäude stattfindet, das sich einst buchstäblich den Kommerz auf die Fahnen geschrieben hat. Die „Open“ 2025, sie nistet sich in der ehemaligen Commerzbank in der Heidenheimer Brenzstraße ein. Am 10. und 11. Mai öffnet sie ihre Tore.
Warum die Commerzbank? „Weil die frei war und draußen ein Schild stand, dass man sie mieten kann“, antwortet Albrecht Briz, der Vorsitzende des Schmelzofen-Vereins, da nur. Dass das als Villa Jooß bekannte Gebäude vakant war, ist freilich nicht der einzige Grund dafür, dass die Wahl gerade darauf fiel. „Das ist ein zentraler Ort in der Stadt, eigentlich der beste Ort“, findet die stellvertretende Vorsitzende Beate Gabriel. Für die Künstlergruppe sei der Aufwand, die Räumlichkeiten Kunst-tauglich zu machen, zudem überschaubar.

erbaut. Foto: Oliver Vogel
Nachdem die „Open“ in den vergangenen zwei Jahren das ehemalige Autohaus Schwabengarage zur Ausstellungsstätte auserkoren hatte, fällt die inzwischen 26. „Open“-Auflage dieses Jahr zumindest räumlich etwas kleiner aus. „Nach diesen riesigen Hallen der letzten Jahre hatten wir fast schon eine Art Sehnsucht nach kleineren, intimeren Räumen“, erzählt Briz.
Seit die Künstlergruppe das ehemalige WCM-Gebäude verlassen musste, ist sie jedes Jahr aufs Neue auf der Suche nach einem Ort, der sie und ihre Werke ein Wochenende lang beherbergt. Aus dieser Daueraufgabe, die den Verein durchaus vor Herausforderungen stellt, wurde inzwischen eine der interessantesten Eigenschaften der „Open“. Die Suche nach bewusst nicht-musealen Räumen sorgt dafür, dass der Schmelzofen-Verein sowohl regelmäßig als auch gezwungenermaßen mit einem neuen Ausstellungskonzept aufwarten muss. Und gerade die Architektur der Räumlichkeiten trägt oftmals genauso viel zum Charme der Ausstellung bei wie die Kunst selbst. „Das war immer unsere Stärke und ist uns auch immer gut gelungen“, findet Briz.
Das war immer unsere Stärke und ist uns auch immer gut gelungen.
Albrecht Briz, Vorsitzender des Schmelzofen-Vereins
Mit Romina Ferrarotti und Freya Blösl können nun zwei neue Mitglieder des Vereins beweisen, dass auch sie diese Stärke besitzen. Die beiden durften in der Vergangenheit bereits als Gäste Teil der „Open“ sein – nun sind sie vollwertige Mitglieder.
Ferrarotti wird Siebdrucke zeigen, zudem plant sie eine Live-Performance. Im Laufe des Muttertagswochenendes wird sie eine Innenwand der Villa Jooß bemalen und den Prozess dokumentieren. Blösl hat sich den Umstand zunutze gemacht, dass sie zwei alte, nicht mehr funktionierende Akkordeons vererbt bekommen hat. Für die „Open“ hat sie diese in ihre Einzelteile zerlegt und präsentiert sie nun auf eine völlig neue Art und Weise.
Lichträume und Zigarrenschachteln bei der „Open“
Was gibt es noch? Vieles, und um nur einige wenige zu nennen: Günter Reger widmet sich Gedenkschreinen auf Teneriffa, Brigitte Vogel zeigt Radierungen und Drucke im Spielkartenformat und Albrecht Briz erklärt den Wert zugenähter Miesmuscheln. Erika Theilacker präsentiert Funde und davon inspirierte Zeichnungen aus der norwegischen See, Nicoline Koch-Lutz lädt ein zu einem interaktiven Kunstwerk voller Zigarren- und anderweitiger Schachteln und Johanna Senoner demonstriert, wie man Flurplänen des Landesvermessungsamtes ein zweites, wohl viel schöneres Leben bieten kann. Beate Gabriel bespielt gleich zwei Räume: Sie zeigt Malereien von Pflanzen und deren organischen Bestandteilen und hat obendrein einen „Lichtraum“ konstruiert.

Um noch einen letzten Schlenker zu Mammon zu machen: Der Tresorraum des ehemaligen Bankgebäudes soll bei der „Open“ ebenfalls Kunst beheimaten und dementsprechend zugänglich sein. Ganz ohne Kommerz geht es dann halt doch nicht.
Wie immer am Muttertagswochenende
Die „Open“ findet am Samstag und Sonntag, 10. und 11. Mai, jeweils von 10 bis 18 Uhr in der ehemaligen Commerzbank in Heidenheim, Brenzstraße 19, statt.
Es stellen aus: Johanna Bauer, Joe Bauer, Cornelia Baumann, Freya Blösl, Albrecht Briz, Carla Chlebarov, Romina Ferrarotti, Beate Gabriel, Ignacio Iturrioz, Nicoline Koch-Lutz, Lars Maurmaier, Robert Palleis, Günther Reger, Gabriele Schneeweiß, Johanna Senoner, Jürgen Stimpfig, Erika Theilacker und Brigitte Vogel.