Neubau in der Weststadt

Offen und nachhaltig: In der Muradiye-Moschee beginnt der Innenausbau

Am Tag der Deutschen Einheit fand auf der Baustelle an der Steinbeisstraße ein Tag der offenen Moschee statt. Gemeindemitglieder führten durch den Rohbau und erklärten, wie ökologisch das Gebetshaus werden soll.

Nach den Regeln des muslimischen Glaubens wird in der Heidenheimer Weststadt schon seit Jahrzehnten gebetet. Auch eine Moschee, also ein Gebetshaus, gab es an der Steinbeisstraße schon lange, allerdings in den Mauern eines früheren Gewerbebetriebs. Seit August 2024 entsteht nun der Neubau der Muradiye-Moschee. Am Tag der Deutschen Einheit lud die türkisch-islamische Gemeinde zum Tag der offenen Moschee in den Rohbau ein.

Kadir Duman ist Vorsitzender der Gemeinde, die Trägerin der Muradiye-Moschee ist. Am Freitagvormittag ist er umringt von einer Gruppe Heidenheimerinnen, die nicht nur das Gebäude besichtigen, sondern auch viele Fragen stellen wollen. Wo beten die Männer, wo die Frauen? Hat der Vorbeter eine Ausbildung? Duman erklärt geduldig und bald gleichen sie Gemeinsamkeiten ihrer Religionen ab. Draußen warten derweil Gemeindemitglieder mit heißem Tee und vielen Blechen und Schüsseln mit Gebäck auf die Gäste.

Kuppel über Heidenheimer Moschee wird dunkel verkleidet

Mit dem Neubau entsteht weder die einzige noch die erste Moschee in Heidenheim – aber die erste, der man ihren Zweck sofort ansieht. Besonders augenfällig ist innen wie außen die Kuppel, die den Gebetsraum überspannt. Noch ist die freitragende Betonkonstruktion im Innern nackter Beton, in den nächsten Monaten soll sie verputzt und von Malern ausgeschmückt werden. Von außen sollte die Kuppel ursprünglich golden erscheinen, zwischenzeitlich hat sich die Gemeinde aber für eine Verkleidung aus dunkel beschichtetem Aluminium entschieden. „Unsere Moschee soll sich in die Umgebung einfügen“, sagt Fatih Erdovan, Vize-Vorsitzender der Gemeinde.

Vorfreude: Kadir Duman (links) und Fatih Erdovan vom Vorstand der türkisch-muslimischen Gemeinde. Markus Brandhuber

Diesen Grundsatz wollen die Vorstandsmitglieder des Gemeindevereins nicht nur architektonisch verstanden wissen: „Die Moschee ist für alle da“, sagt Erdovan. Das gilt vor allem für die Menschen muslimischen Glaubens, die hier Rat und Unterstützung in vielen Lebenslagen finden sollen. Aber auch der interreligiöse Austausch soll weiterhin gepflegt werden, wie es bereits seit fast zwei Jahrzehnten in einem gemeinsamen Arbeitskreis geschieht. Das bestätigt auch Kadir Duman: „Wir gehören zu Heidenheim, die Tür ist für alle offen.“

Vorfreude in der Gemeinde

Derzeit steht das Gemeindeleben vor allem im Zeichen des Neubaus, und die Vorfreude ist groß: „Es ist ein sehr gutes Gefühl, eine richtige Moschee zu bekommen“, sagt Özcan Kalkat, der ab Mitte der 1990er-Jahre viele Jahre im Gemeindevorstand aktiv war. Im Vorfeld musste der Bau nicht nur geplant werden, die Gemeinde musste auch die auf 1,75 Millionen Euro geschätzten Baukosten aufbringen – und zwar aus Spenden. Rund 500 Mitglieder hat die Gemeinde. Wie in den Glaubensvorschriften vorgesehen, gibt es auch in der neuen Moschee getrennte Bereiche: Männer beten im Erdgeschoss, für die Frauen entsteht eine Empore.

Die Muradiye-Moschee soll in ökologischer Hinsicht eine gewisse Strahlkraft entwickeln. „Das Gebäude wird zu hundert Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben“, erklärt Duman. Für Heizwärme und warmes Wasser sorgt eine Wärmepumpe, auf der Dachfläche rund um die Kuppel soll eine Photovoltaikanlage montiert werden. Die Mauerziegel sind bereits im Innern gedämmt. Das sei zwar eine relativ teure Lösung, sie soll aber beim Energiesparen helfen.

Köstlichkeiten für die Besucher: Beim Tag der offenen Moschee musste niemand hungrig nach Hause gehen. Markus Brandhuber

Derzeit werden die Fenster eingebaut, Installateure haben mit dem Einbau der Heizung begonnen. Beim Tag der offenen Moschee war auf Zeichnungen bereits zu sehen, wie der Innenraum gestaltet werden soll. Die benötigten Marmorfliesen werden zum Teil computergesteuert auf Maß gebracht.

Geplant ist, die Moschee bis März 2026 fertigzustellen. Witterungsbedingt sind die Arbeiten einige Wochen hinter dem Zeitplan. Duman ist jedoch zuversichtlich, dass ihr neues Gotteshaus wie geplant fertig wird.

Handgemachtes auf dem Jaekle-Platz

Aus den Reihen der Gemeinde heraus ist die Frauengruppe „Mc Haus- und Handgemachtes“ entstanden. Aktuell kochen, backen und basteln mehr als 120 Frauen und verkaufen ihre Waren beispielsweise auf Märkten, um damit weitere Projekte zu unterstützen. Am Samstag, 11. Oktober, sind sie mit ihren Waren wieder von 9 bis 15 Uhr auf dem Eugen-Jaekle-Platz vertreten.

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