Am liebsten macht er ein Riesendrama. Richtig viel Tamtam. Nur nicht jetzt. Jetzt wagt sich Marco Graša an die Komik heran. Im Naturtheater Heidenheim kennt man Graša als Inszenator dramatischer Stücke, zuletzt etwa beim überaus eindringlichen „Bernarda Albas Haus“ vor drei Jahren. Diesen Herbst tauscht Graša Haus gegen Pension: ab 10. Oktober steht im Naturtheater „Pension Schöller“ auf dem Programm – „meine erste Komödie überhaupt“, gibt der Regisseur zu.

Wer nun allerdings glaubt, dass das an mangelnder Wertschätzung gegenüber dem komödiantischen Genre liegt, der irrt. Vielmehr ist Respekt der Grund. „Komödie ist die Königsdisziplin“, findet Graša. Das richtige Timing zu finden, die Figuren des Stücks holzschnittartig anzulegen und sie trotzdem mit Tiefe und Leben zu füllen – keine leichte Aufgabe, so Graša. Und viel schwieriger als Drama.
„Außerdem ist der dramatische Text in einer Inszenierung viel klarer. Eine Komödie braucht mehr Leitung und mehr Spieltechniken.“ Abgesehen von einer Groteske, die der Lehrer am Werkgymnasium inszeniert hat, ist „Pension Schöller“ Grašas erster Schritt in komödiantische Gewässer. Funktionieren tut das laut eigener Aussage vor allem deshalb, „weil ich ein ganz tolles Ensemble habe“.
Eine Hinters-Licht-führen-Komödie im Naturtheater Heidenheim
Nicht zuletzt diesem Ensemble obliege es, im Stück die Balance zu halten. Die Figuren sollen unterhalten, ohne albern zu wirken. Das Publikum soll sie nicht auslachen, sondern allgemein lachen, weil bei „Pension Schöller“ zahlreiche Missverständnisse im Raum stehen. Keine Verwechslungs-, sondern eine Hinters-Licht-führen-Komödie.
In der geht es um den Gutsbesitzer Ladislaus Klapproth, der ein Nervensanatorium errichten möchte. Aus Ermangelung an Erfahrung bittet er seinen Neffen Alfred, Kontakt zu einem ebensolchen Sanatorium herzustellen. Im Gegenzug sagt Ladislaus Klapproth zu, Alfred bei der Geschäftsgründung unter die Arme zu greifen. Der Haken an der Sache: Alfred hat gar keine Kontakte. Also beschließt er, seinen Onkel in die Pension Schöller zu schicken und die dortigen, äußerst exzentrischen Bewohner als Irre auszugeben. Chaos – und ein sagenhafter Sprachfehler – sind vorprogrammiert.

„Das Ensemble kann das“, ist sich Marco Graša sicher. „Ich habe inzwischen gelernt, dass es sogar noch deutlich mehr kann als gedacht. Man muss die Leute nur locken.“ Locken tut Graša im Übrigen auch die Freilichtbühne des Naturtheaters. „Ich hätte total Lust, dort mal ein Stück zu inszenieren. Aber dafür bräuchte ich ein Sabbatjahr“, erzählt er. Der Zeitaufwand für eine solche Produktion sei ungemein viel größer als etwa bei einem Herbststück. Sollte es dennoch eines Tages klappen, hat Graša zwei Stücke im Blick: „Der Diener zweier Herren“ und „Viel Lärm in Chiozza“, beide von Carlo Goldoni. Beide Komödien.
Termine für „Pension Schöller“
Premiere feiert „Pension Schöller“ am Freitag, 10. Oktober, ab 20 Uhr im Theatersaal des Naturtheaters. Weitere Aufführungstermine: 11., 12., 17., 18., 19., 24., 25., 30. und 31. Oktober sowie 1. und 2. November. Tickets gibt es unter anderem im Pressehaus in Heidenheim und unter hz-ticketshop.de.