Das Müllsystem im Landkreis Heidenheim ist auf dem Prüfstand. Ein neues Abfallwirtschaftskonzept soll her, das nachhaltig ist und sowohl dem Gebührenzahler als auch dem Stand der Technik gerecht wird. Auf ein solches Konzept wird schon seit Jahren hingearbeitet, die Fraktionen im Kreistag fordern es immer wieder ein, nicht zuletzt mehrfach im Zuge der Haushaltsberatungen für 2026. Nun wurde im Abfallwirtschaftsausschuss des Kreistags über die Anträge beraten.
Doch Antworten gab es vonseiten der Verwaltung zunächst nur teilweise. Zumindest für die Öffentlichkeit. Verwiesen wurde auf den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung, wo das Abfallwirtschaftskonzept in seinem Entwurfsstadium vorgestellt wurde. Sehr wahrscheinlich ist, dass sich die Zusammensetzung der Müllgebühren ändern wird. Dass Müll gewogen wird und das Gewicht des Mülls über die Höhe der Gebühren bestimmt, davon wird sich der Landkreis möglicherweise verabschieden. Soweit die Hinweise, wie sie im öffentlichen Teil der Sitzung zu hören waren.
1. Wie wird künftig die Müllgebühr berechnet?
Im Mittelpunkt der Diskussion steht die zukünftige Berechnung der Müllgebühren. Die SPD/Linke-Fraktion hat den weitreichendsten Antrag gestellt, diesen jedoch zurückgezogen, als Landrat Peter Polta versicherte, man werde sich all dieser Fragen im neuen Konzept zuwenden und dazu Untersuchungen machen. Die Fraktion hatte den Verzicht der Wiegetechnik und Pauschalpreise pro Haushalt beantragt. Am weitreichendsten wäre die Umstellung von Personen- auf Grundstückstarife, wonach nicht mehr die Mieter, sondern der Hauseigentümer mit dem Müllbetrieb abrechnen würde. Und nicht zuletzt will die Fraktion Unterflurbehälter favorisieren. Landrat Peter Polta betonte: „Wir haben wahrgenommen, dass die Wiegetechnik die Sache teuer macht. Diese Technik ist in Baden-Württemberg schon solitär.“
Norbert Fandrich (SPD/Linke) präzisierte: „Es heißt nicht, dass wir Unterflurbehälter morgen einführen wollen, wir wollen nur sicherstellen, dass dies im neuen Konzept untersucht wird.“ Polta kündigte an, dass alle Themen zur Müllgebühr im Rahmen des neuen Abfallwirtschaftskonzepts vertieft werden.
Die Ausschreibung für die Abfallentsorgung ab 2027 wird die Grundlage dafür sein, dass ein Wechsel des Abrechnungssystems möglich wird, ohne dass sofortige Änderungen umgesetzt werden. Ziel ist, eine solide Basis für die künftige Gebührenkalkulation zu schaffen.
2. Was passiert mit den Transpondern?
Eng verbunden mit der Gebührenfrage und des künftigen Systems ist der Austausch der bisher verwendeten 4-MHz-Transponder an rund 32.300 Restabfall- und Bioabfallbehältern. Der Ausschuss stimmte dem Austausch zu. Auftragnehmer ist die Firma Meyer Service und Logistik GmbH zum Preis von 136.458 Euro brutto. Der Austausch erfolgt von Mai bis September 2026 und umfasst auch neue Barcodeetiketten, Dokumentation und Information der Haushalte. Grund für den Tausch ist, dass die alten Transponder künftig von den Müllfahrzeugen nicht mehr gelesen werden können.
Auf den Transpondern ist unter anderem das Gewicht des Mülls gespeichert. Norbert Fandrich hakte nach: „Wenn wir uns von der Wiegetechnik verabschieden, haben wir die Transponder denn umsonst getauscht, sind die dann überflüssig?“ Dr. Sebastian Meier, Leiter des Kreisabfallwirtschaftsbetriebs, erläuterte: „Der Transponder bleibt mit dem Kundenkonto verknüpft und wird weiterhin verwendet. Ohne ihn könnten die Tonnen gar nicht geleert werden, dann hätten wir ein Problem.“ Landrat Polta verwies darauf, dass die Transponder mit den Haushalten verknüpft bleiben sollen und auch die Zahl der Leerungen gespeichert würden.
3. Wie geht es mit der Altpapiersammlung weiter?
Die Sammlung von Altpapier durch Vereine ist ein besonderes Modell im Landkreis Heidenheim – anderswo übernehmen meist private Entsorgungsunternehmen diese Aufgabe. Daniel Vogt (CDU/FDP-Fraktion) betonte die Bedeutung der Vereine: „Wir bitten, die finanziellen Aspekte der Entlohnung der Vereine so stark zu machen, dass die Strukturen im Landkreis erhalten bleiben.“
Landrat Peter Polta unterstrich, dass die Sammlung nicht nur der Entsorgung dient, sondern auch ein wichtiges Element der Vereinsfinanzierung ist: „Die Besonderheit im Landkreis Heidenheim ist, dass so viel Altpapier über Vereine abgeholt wird. Wir werden unsere Möglichkeiten im Rahmen des Gebührenrechts ausschöpfen, damit diese Strukturen auskömmlich bleiben und die Sammlung auch künftig sichergestellt ist.“
Vogt lobte, dass die Verwaltung bereits aktiv mit den Vereinen und Entscheidungsträgern zusammenarbeitet, um die Situation zu analysieren und Lösungen zu erarbeiten. Es sei entscheidend, dass die ehrenamtlich organisierten Sammlungen auch weiterhin funktionsfähig bleiben und nicht aus wirtschaftlichen Gründen wegfallen. Der Landrat sicherte zu, dass die Ergebnisse der Gespräche und eventuelle Anpassungen im Abfallwirtschaftskonzept berücksichtigt und im Ausschuss präsentiert werden. Auf der Homepage des Kreisabfallwirtschaftsbetriebs heißt es, dass insgesamt pro Jahr etwa 175 Vereine für diese Sammlungen im Einsatz seien. Durchschnittlich holten die Vereine einmal im Monat Kartonagen und Altpapier bei den Haushalten und Kleinbetrieben ab. Für diese Leistung erhielten die Vereine ein Entgelt vom Kreisabfallwirtschaftsbetrieb von rund 280.000 Euro pro Jahr.
4. Wohin mit den Altkleidern?
Die Sammlung und Verwertung von Altkleidern soll künftig gezielter über die Wertstoffhöfe gesteuert werden. Diesen Hinweis gab Dr. Sebastian Meier, Leiter des Kreisabfallwirtschaftsbetriebs, auf Nachfrage von Daniel Vogt (CDU/FDP-Fraktion). Dieser hatte die Notwendigkeit sauberer und ausreichender Standorte betont: „Die Standorte der Altkleider-Container nehmen ab, weil es unwirtschaftlich wird.“ Meier erläuterte: „Wir haben nur Einfluss auf die Wertstoffhöfe, nicht auf die Standorte in den Gemeinden.“ Es gebe zudem die Idee, auf den Wertstoffhöfen zwischen tragbarer Kleidung für Second-Hand oder Wiederverwertung und nicht tragbarer Kleidung für den Restmüll unterscheiden.
Für die Umsetzung des neuen Konzepts hat der Landkreis 75.000 Euro eingeplant. Ziel ist, die Altkleiderlogistik effizienter zu gestalten, die Wiederverwertung zu fördern und gleichzeitig die Entstehung von Müll an den Containern zu verhindern.
5. Welche Rolle spielen Kontrolle, Stellen und Bioabfalltechnik?
Der Abfallwirtschaftsbetrieb wird künftig einen sogenannten Müll-Scout einsetzen. Das Thema kam beiläufig auf den Tisch, als auf Antrag der Freien Wähler die Erhöhung der Stellen beim Kreisabfallwirtschaftsbetrieb näher erläutert wurde. Neben den befristeten Stellen für Elternzeitvertretungen, Übernahme von Azubis und Vertretung von Langzeitkranken wolle man auch einen solchen Müll-Scout einstellen, der stichprobenartig den Müll durchsuchen soll, hatte Meier erläutert. Das führte zu Nachfragen. Karin Häußler (CDU/FDP) fragte: „Was soll der Scout machen, Mülltonnen durchsuchen?“ Landrat Polta: „Er soll ab und zu in die Tonnen schauen, Augenmaß ist entscheidend. Es wird im engen Rahmen und mit vertretbarem Personalaufwand geschehen.“ Polta beschwichtigte: „Wir wollen keine Sozialkontrolle durchführen, sondern nur darauf achten, dass Dinge, die überhaupt nicht in die Tonnen gehören, dort nicht entsorgt werden.“
Fraktionschef Bernhard Ilg (CDU/FDP) wies auf die Verantwortung der Gebührenzahler hin und die Gefahr unrecht beschuldigt zu werden: „Wenn ein Behälter draußen steht und andere Leute etwas hineingeworfen haben, ist das nicht mein Vergehen.“ Auf seine Nachfrage hin verwies Meier darauf, dass auch Bioabfallbehälter mit Schlössern versehen werden könnten.
Die Grünen und Unabhängigen/ÖDP interessierten sich zudem für die Störstoffdetektion bei Bioabfallbehältern, nach Vorbild Reutlingens. Polta: „Bei der Ausschreibung wurde die Möglichkeit geschaffen, ein Detektionssystem an Müllfahrzeugen einzurichten. Außendienstmitarbeiter werden zusätzlich kontrollieren.“ Die Umsetzung wird 2026 im Ausschuss vorgestellt.
Warum hinter verschlossenen Türen?
Wohin geht es in Sachen Müll im Landkreis Heidenheim? Die Öffentlichkeit wird sich gedulden müssen. Auf Nachfrage unserer Redaktion hieß es vonseiten der Landkreisverwaltung: Ein Entwurf des Abfallwirtschaftskonzeptes wurde dem Gremium im Rahmen des Abfallwirtschaftsausschusses am Mittwoch nicht-öffentlich zur Kenntnisnahme vorgestellt und erörtert.
Warum aber nicht-öffentlich? Die Antwort: „Das Abfallwirtschaftskonzept befindet sich aktuell noch im Entwurfsstadium. Ziel ist es, den ersten Entwurf vorzustellen sowie Anregungen und Vorschläge aus dem Gremium in Bezug auf wesentliche Weichenstellungen mit aufzunehmen. Hieraus soll anschließend bis zum ersten Halbjahr 2026 ein Konzept zur Beschlussfassung gefertigt werden, das dann auch öffentlich in den Abfallwirtschaftsausschuss und anschließend in den Kreistag eingebracht wird.“